Wenn der Frechener Rolf Dünkelmann in der Fußgängerzone auf der Hauptstraße unterwegs ist, kann es schon einmal sein, dass er spontan umarmt wird – nicht von Freunden oder Familienmitgliedern, sondern von eher Fremden.

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Es sind Menschen, die der 72-Jährige einmal pro Woche kurz sieht. Die einen seit Jahren, die anderen erst seit kurzem. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie ihm dankbar sind. Dankbar dafür, das Dünkelmann ihnen mit einem Team von knapp 70 Ehrenamtlichen hilft, den Alltag etwas leichter meistern zu können: Sie alle gehören zu den rund 1000 Kunden der Tafel Frechen und sind dringend auf die Unterstützung angewiesen, um über die Runden zu kommen.

Frechen: Aktuell werden
314 Familien von der Tafel betreut

"Das ist es, warum ich das mache, zu sehen, wie dringend sie uns brauchen und wie dankbar sie sind," berichtet Dünkelmann gerührt. Vor neun Jahren fing der ehemalige Teamleiter bei der Frechener Tafel als Fahrer an, heute leitet er die Hilfsorganisation, die es seit 2002 in Frechen gibt. Träger ist die PariSozial gGmbH. Aktuell werden 314 Familien betreut, weitere ehrenamtliche Helfer sind willkommen.

Wie die anderen 960 Tafeln deutschlandweit sammelt die Frechener Tafel Lebensmittel, die noch verwertbar sind und sonst vernichtet würden und verteilt diese an sozial oder wirtschaftlich benachteiligte Menschen zu einem symbolischen Betrag von einem Euro. Aber auch andere Waren wie Kosmetik- und Hygieneartikel, Kleidung, Bücher, Deko und Haushaltswaren finden hier dankbare Abnehmer.

Im Rhein-Erft-Kreis gibt es in allen zehn Städten Tafeln. Aktuell organisieren die Ehrenamtlichen wieder Weihnachtsaktionen, bei denen Bürgerinnen und Bürger Pakete packen und bei den Tafeln zu festen Terminen abgeben können. Zu bestimmten Ausgabeterminen werden diese dann als überraschende Weihnachtsfreude an die Kunden weiter gegeben.

Dass diese Aktion der Hilfsbereitschaft für die Menschen in Not eine ganz besondere Bedeutung hat, wird auch in Frechen deutlich. Schon eine Stunde vor dem eigentlichen Ausgabetermin versammelt sich vor der Kirche St. Audomar eine ganz unterschiedliche Gruppe, die immer weiter anwächst: viele ältere Menschen, junge Mütter mit kleinen Kindern an der Hand, Familien, aber auch Bürger, die schüchtern und etwas beschämt Abstand halten.

Das Päckchen von der Tafel ist das einzige Weihnachtsgeschenk

"Auf das Weihnachtspäckchen freue ich mich schon seit Wochen", erzählt eine betagte Dame, die sich mühevoll auf ihren Rollator stützt. Sie habe keine Familie und eine so kleine Rente, dass Extras absolut nicht möglich seien – das zumeist liebevoll gepackte Paket von der Tafel sei das einzige Geschenk, das sie zu Weihnachten bekomme: "Es bedeutet mir sehr viel."

Eine junge Frau bestätigt die Vorfreude und muss mit den Tränen kämpfen, als sie berichtet, dass sie nach ihrer Flucht aus der Ukraine nur schwer für ihre beiden Kinder ein schönes Weihnachtsfest wie in früheren Zeiten bereiten könne:" Sie müssen so viel vermissen, da bin ich so sehr dankbar, dass hier an sie gedacht wird," freut sie sich in einer Mischung aus Deutsch und Englisch.

Auch die Ehrenamtlichen der Tafel Frechen sind schon etwas aufgeregt. Rund 300 Pakete werden in der Regel an den Abgabeterminen gespendet und am Folgetag im Stadtsaal an registrierte Bedürftige ausgegeben. "Oft sind sie so sorgfältig und mit Liebe gepackt, manchmal noch mit einem kleinen Geschenk dazu", resümiert Julia Jacoby, "ich kann den Frechenern dafür wirklich nur ein großes Kompliment machen".

Wer die Weihnachtsaktion der Tafeln unterstützen möchte, kann Pakete packen und zu festen Terminen bei den Tafeln abgeben. Gefragt sind ausschließlich haltbare Lebensmittel: Reis, Nudeln, Konserven, Mehl, Gebäck, Öl und alles, was gut verpackt ist und nicht schnell verdirbt. Auch Tee, Kaffee und Saft sind gefragt, kleine Geschenke für Kinder, Drogerieartikel oder Süßigkeiten dürfen mit ins Paket.

Nicht hinein gehören Alkohol, Zigaretten, frische oder gekühlte Lebensmittel wie empfindliches Obst, Wurst oder Käse. Wichtig ist, dass die Pakete nicht verschlossen werden, da die Ehrenamtlichen den Inhalt sichten müssen.

Die Abgabe ist noch bei folgenden Tafeln möglich:

Tafel Brühl, Bonnstraße 21, Samstag, 14. Dezember, 10 bis 13 Uhr.

Tafel Elsdorf, Eulenschule Berrendorf, Heinrich-Doll-Straße 2, Montag, 16. Dezember, 10 bis 18 Uhr.

Tafel Hürth, Hermann-Lang-Haus, Kölnstraße 123, Montag, 16. Dezember, 10 bis 19 Uhr.

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Tafel Frechen, Königsdorf, bei Familie von Franken, Augustinusstraße 23, Dienstag, 17. Dezember, 9 bis 13 Uhr oder Stadtsaal, Kolpingplatz 1, Mittwoch, 18. Dezember, 10 bis 18 Uhr.

Tafel Bergheim, Heinrich-Hertz- Straße 23, Eingang Hausnummer 42, Mittwoch, 18. Dezember, 10 bis 18 Uhr.

Tafel Oberaußem, Bürgerhaus, Mittwoch, 18. Dezember, 10 bis 16 Uhr.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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