"Ich habe mal ausgerechnet, vor wie vielen Jahren wir das erste Mal auf den Leverkusener Jazztagen gespielt haben – vor siebzehn", erzählt Roman Wasserfuhr mit einem verschmitzten Lächeln und ein Raunen geht durch das Erholungshaus.
Er erinnert sich an ihre Anfänge: "Das war, als wir gerade unsere erste CD gepresst hatten. Wir dachten, die Musikwelt würde uns offenstehen und wir könnten auf allen Festivals spielen. Also haben wir in Leverkusen angerufen und gesagt, wir würden gerne auf den Leverkusener Jazztagen spielen. Der damalige Festivalleiter antwortete flapsig: ‚Ja, dat wollen viele.‘" Inzwischen sind die Brüder eine feste Größe bei den Jazztagen – und in der Jazzwelt. Dieses Jahr stehen sie gemeinsam mit Jörg Brinkmann (Cello) auf der Bühne.
Die drei Herren nehmen ihr Publikum mit in eine Welt aus Melodien, die auch die kleinen Geschichten erzählen: Eines der Stücke ist einem ungewöhnlichen "Freund" gewidmet – einem Minihund, dessen unbeschwerte Energie die Wasserfuhrs so sehr beeindruckt habe, dass sie ihn in einem Lied verewigt haben. Die Melodie ist verspielt, leichtfüßig und strahlt genau die Lebensfreude aus, die sie inspirierte. Ein anderes Stück, "Dancing Windmills", geht tief unter die Haut. Es spiegelt das Tourleben der Brüder wider – die Mischung aus Rastlosigkeit, Euphorie und den Momenten der Einsamkeit auf Reisen. Die fließenden Klavierakkorde und Julian Wasserfuhrs bittersüße Trompetenmelodien schaffen eine melancholische und doch belebende Stimmung.
Im Erholungshaus schaffen die Wasserfuhrs eine intime Atmosphäre. Passend dazu gibt es ihr selbstgebrautes Bier "Schnaff". Besonders das französische Stück "Dodo" vom aktuellen Album "Safe Place" sticht heraus: ein zartes Werk, das die feine Klangästhetik der Musiker perfekt einfängt. Auch "Moondance" beeindruckt das Publikum. Die musikalische Reise führt weiter nach Irland, zu ihrem Album "Relaxin' in Ireland", das inmitten grüner Landschaften und bei bestem Wetter entstand. Julian Wasserfuhr erzählt charmant von einem Moment, der ihn besonders geprägt hat: "Ich wollte ein Stück ‚Adonis‘ nennen, wegen Jörg, aber letztlich wurde es ‚Cello Bello‘ – auch wegen Jörg."
Das Publikum lacht, als er weiter ausführt: "Wir haben uns damals dort kennengelernt, waren zusammen schwimmen und dieses Stück wurde zu einem meiner Favoriten." Der Cellist Jörg Brinkmann, liebevoll "The Pimpercell" genannt, spielt die Melodie mit einer solchen Leichtigkeit und Wärme, dass sich der Saal in irische Sommertage zurückversetzt fühlt. Am Ende steht nicht nur die Gewissheit, dass Julian und Roman Wasserfuhr seit ihrem ersten Auftritt vor siebzehn Jahren einen weiten Weg gegangen sind, sondern auch, dass ihre Musik immer wieder neue Türen öffnet – für sie selbst und für ihre begeisterten Zuhörenden. © Kölner Stadt-Anzeiger
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.