Die Wilde Hilde ist weg. Aber keine Sorge, die Kuh, die vor dem Schlachter ausbüxte und sechs Wochen im verschneiten Wald in Much-Herfterath lebte, durfte jetzt auf einen Gnadenhof umziehen. In Niedersachsen soll die fünfjährige Braune den Rest ihres natürlichen Lebens verbringen dürfen.
Und dieser Gnadenhof, auf dem viele weitere Kühe und andere Nutztiere ein glückliches Leben verbringen dürfen, scheint geradezu prädestiniert für das freiheitsliebende Tier zu sein: Sein Name lautet tatsächlich "Wilde Hilde".
Die wilde Hilde aus Much sprang auch in Niedersachsen erst einmal über einen Zaun
Von der Flucht der Kuh, die einen hohen Zaun übersprang, um dem Schlachthof zu entkommen, hatte Hofleiterin Melanie Vogelei so viele Kilometer entfernt noch gar nichts mitbekommen, wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet. Aber als die Anfrage bei ihr einging, ob der Gnadenhof für Nutztiere die Kuh nicht von der Tara-Tierhilfe in Lohmar übernehmen könne, wo Hilde zunächst provisorisch untergebracht werden konnte, da habe sie spontan zugesagt.
"Wir haben einige Rinder mit Special Effects", sagt Vogelei und lacht. Denn die wilde Hilde sprang auch in Niedersachsen erst einmal über einen Zaun. "Sie springt aus dem Stand über die 1,50 Meter hohen Gitter - aber bei uns kommt sie nicht raus, sie kann nur von Abteil zu Abteil hüpfen", erzählt Vogelei, die 2013 mit ihrem Mann Lars mit der Rettung von Nutztieren begann, um ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.
192 Rinder, elf Schweine, zwölf Schafe, zwei Ziegen, drei Pferde, 14 Gänse, sieben Hühner, und einige gerettete Hunde leben heute auf dem Lebenshof Wilde Hilde. Er gehört dem gemeinnützig anerkannten Verein "White Paw Organisation" und ist nach einer der ersten geretteten Kühe des Vereins benannt.
Jetzt wolle sie die Mucher Kuh erst einmal ordentlich füttern, sagt Vogelei, die schon Freundschaft mit dem freiheitsliebenden Rind schloss: "Am Anfang hat sie mir einmal gedroht. Aber jetzt kommt sie schon", schnüffelt an meiner Hand, erzählt die Hofleiterin und zweite Vorsitzende des Vereins. "Mich berührt sie", gibt Vogelei zu. "Ihr Blick ist so traurig." Vielleicht suche sie ihre Herde, mit der sie zum Schlachthof transportiert wurde.
Die wilde Hilde wurde umgetauft in Astrid – zu Ehren ihrer Retterin
Eine neue Herde aber hat Hilde jetzt: Sie lebt in einem großen Stall mit 16 anderen Rindern. Die Eingewöhnung habe problemlos funktioniert, sagt Vogelei, die Mucher Kuh sei ruhig und zeige keinerlei Anzeichen von Stress. Ob sie im Sommer allerdings mit allen anderen Rindern auf die großen Weiden am Wald könne oder vielleicht doch lieber den Sonnenschein und das gute Futter im Offenstall auf dem Hof genießen werde, müsse sich noch zeigen: "Unsere Weiden haben endlos viel Wald, da darf sie nicht abzischen, die finden wir nie wieder!"
Nicht nur Hildes Lebensumstände haben sich nun sehr verändert, auch ihr Name: Die Tierschützer tauften die braune Kuh um in Astrid - zu Ehren ihrer Retterin Astrid Rath. Die Mucherin hatte das ausgebüxte Tier in den Wäldern von Herfterath ausfindig gemacht und mit Heu gefüttert, bis es so zutraulich wurde, dass die Tierretter es einfangen konnten. Nun werden noch Menschen gesucht, die eine Patenschaft für die Kuh übernehmen. © Kölner Stadt-Anzeiger
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