Bis heute eilt dem Schornsteinfeger der Ruf voraus, Glück zu bringen. "Das hat mit der Geschichte zu tun", erläutert Bezirksschornsteinfeger Mario Weitzel (53).

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Ganze Stadtteile seien im Mittelalter abgebrannt, weil die Kamine nicht gereinigt wurden und der sich ablagernde Ruß Feuer fing.

Um solche Katastrophen zu verhindern, begannen im 16. Jahrhundert in Italien einige Menschen damit, die Kamine zu fegen. Das Handwerk des Kaminfegers war geboren. Von Italien breitete sich der Beruf dann in den Norden aus. "So brachten die Schornsteinfeger den Menschen Sicherheit und somit auch Glück", weiß Weitzels Auszubildender Noah Fischer.

Erftstadt: Zukunft trifft auf Tradition

Der 18-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr. Und bisher hat er es noch nicht bereut, sich für diesen Beruf entschieden zu haben – im Gegenteil. Die Mischung aus Tradition und moderner Technik mache den Beruf für ihn reizvoll. "Zukunft trifft auf Tradition", sagt auch Weitzel, wenn er auf seine Profession angesprochen wird. Ganz klassisch gehöre bis heute das Kaminfegen zum Handwerk. Immer noch käme es aufgrund falscher Handhabe oder ungeeigneter Brennstoffe zu Kaminbränden.

Das Aufgabenfeld des Schornsteinfegers habe sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten um ein Vielfaches erweitert. Seine Ausbildung absolvierte Weitzel im Bezirk seines Vaters in der Eifel. "Da gab es in den 1990er-Jahren noch sehr viele Holz- und Kohleöfen." Entsprechend viel hätten sie damals zu fegen gehabt. Heutzutage gehört es zum Berufsalltag, auch Heizungs-, Abgas- und Lüftungsanlagen auf ihre Betriebs- und Brandsicherheit hin zu prüfen.

Der Gesetzgeber möchte für diese Aufgabe die Garantie haben, dass die Feuerstätten in Ordnung sind

Mario Weitzel, Bezirksschornsteinfeger

Weitzel kennt diesbezüglich sämtliche bau- und umweltschutzrechtlichen Vorgaben und kann dank der modernen Technik die Abgaswerte einer Heizanlage bis weit hinter das Komma bestimmen. Auch die Kundenberatung zu Themen wie Brandschutz, Energieeffizienz und Klimaschutz gehört zu seinen Aufgaben.

Hoheitliche Aufgabe eines Bezirksschornsteinfegers ist es zudem, offene Feuerstätten in den Häusern zuzulassen, und sie, wenn nötig, auch stillzulegen, bis alle möglicherweise vorgefundenen Mängel beseitigt sind. "Der Gesetzgeber möchte für diese Aufgabe die Garantie haben, dass die Feuerstätten in Ordnung sind", sagt Weitzel. Da gehe es ja immer um Gefahrenabwehr.

Erftstadt: Fortbildungen sind ein Muss

Weitzel übernimmt auch Energieberatungen. Er kennt sich im Thema Energieeffizienz aus, weiß über alle Gesetze und deren Änderungen Bescheid und kann den Kundinnen und Kunden sagen, wo welche Förderungen für energetische Sanierungen und neue Heizanlagen beantragt werden können. Dass den Schornsteinfeger wegen des zunehmenden Einbaus von Wärmepumpen die Arbeit ausgehen könnte, befürchtet er nicht.

Immissionen, Dämmungen und Überprüfungen der Dichtigkeit von Leitungssystemen würden "so lange ein Thema sein, wie es Heizungssysteme gibt", sagt er. Allerdings sei es gerade in seiner Branche wichtig, sich stetig weiter- und fortzubilden. "So können wir Schornsteinfeger die Energiewende begleiten und für unsere Kunden auch weiterhin kompetenter Ansprechpartner bleiben." Viele Verbraucher seien zurzeit ohnehin verunsichert. "Wir sehen uns deswegen auch als die Schnittstelle zwischen den Verbrauchern, den Feuerstellen und der Gesetzgebung."

"Der Beruf ist total interessant", bestätigt Azubi Fischer. Kein Tag sei wie der andere. Voller Stolz trägt er seine Arbeitskleidung und auch die schwarze Festtagstracht mit den blank polierten Goldknöpfen. Dazu gehört auch die schwarze Kappe. "Den schwarzen Zylinder dürfen hingegen nur die Schornsteinfegermeister aufsetzen", sagt er und deutet auf seinen Chef.

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Im Festoutfit und mit Zylinder wird Weitzel am 30. Dezember wieder zum "Tag der schwarzen Nasen" nach Köln fahren. Auf dem Heumarkt wünschen dann die Schornsteinfeger den Menschen nach uralter Tradition Glück für das bevorstehende Jahr.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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