Die Maßnahmen der städtischen Verwaltung zur Personalentwicklung seien unzureichend, kritisiert die Kerpener SPD-Fraktion in einer Pressemitteilung.

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Dort heißt es: "Die SPD-Fraktion im Rat der Kolpingstadt Kerpen zeigt sich enttäuscht über die jüngste Antwort der Verwaltung in der Stadtratssitzung vom 25. September 2024 auf ihre Anfrage zur Personalentwicklung. Trotz wiederholter Forderungen und Vorschläge seitens der SPD-Fraktion bleiben konkrete und messbare Ergebnisse aus."

Personalmangel und viele Langzeitkranke

Es gehe in der Kritik vor allem um die Gespräche des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM). Andreas Nagel, Stadtverordneter der SPD: "Leider haben sich die Zahlen bei den BEM-Gesprächen in den letzten zwei Jahren nicht verändert. Bei akutem Personalmangel können wir uns einen so hohen Anteil an Langzeiterkrankten nicht leisten. Wir drehen uns hier seit Jahren im Kreis."

Die Maßnahmen seien unkonkret und zeigten nur mäßige Resultate, sagt Thomas Jurczyk, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Kerpener SPD: "Bereits bei der ersten Antwort gab es nichts Konkretes, man plane vieles. Ähnliches hören wir seit 2016 in den Arbeitskreisen. Wo sind die Resultate? Wie wurden diese gemessen? Es ist ersichtlich, dass erst seit 2023 aktiv Maßnahmen eingeführt wurden. Was hat man bitte davor getan?"

Hohe Arbeitslast erhöht Druck auf verbleibende Mitarbeiter

Die überlappende Wiederbesetzung von Stellen haben die Sozialdemokraten eigenen Angaben nach bereits 2018 gefordert, damit neue Mitarbeiter bestmöglich eingearbeitet werden können und kein Wissen verloren geht.

Durch die hohe Arbeitslast der verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestehe auch eine psychologische Belastung, die der Arbeitgeber ernst zunehmen habe, so die SPD weiter. "Hier ist der Bürgermeister in der Pflicht, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen", sagt Jurczyk.

Die Sozialdemokraten räumen allerdings auch ein: "Die Antwort der Verwaltung zeigt zwar einige Fortschritte, wie die Einführung von flexiblen Arbeitsmodellen und verschiedenen Anreizsystemen, doch die SPD-Fraktion sieht weiterhin erheblichen Handlungsbedarf."

Stadt Kerpen: 86 von 88 Betroffenen wurden BEM-Gespräche angeboten

Claudia Seidenpfennig von der Stadt Kerpen erklärt auf Redaktionsanfrage: Für den Zeitraum vom 1. Januar 2024 bis zum 31. Juli 2024 kämen 88 Mitarbeiter aufgrund ihrer Krankheitsgeschichte für ein Betriebliches Wiedereingliederungsmanagement infrage.

"Von den bis jetzt 86 Angeboten zum BEM-Gespräch in 2024 haben 14 Personen kein Interesse an einem Gespräch oder sich nicht gemeldet, auch nach einem erneuten Angebot zum Gesprächstermin durch das Personalamt", sagt Seidenpfennig.

Derzeit beschäftige die Stadt 1245 Mitarbeiter auf etwa 1170 Sollstellen, wovon etwa 140 auf die Feuerwehr entfielen. Nicht besetzt seien derzeit etwa 135 Stellen, 18 davon bei der Feuerwehr.

Diverse Maßnahmen sind in Absprache möglich

Das BEM zielt darauf ab, Beschäftigte nach Krankheitsphasen von mehr als sechs Wochen oder nach wiederholter Arbeitsunfähigkeit wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Die Maßnahmen im Rahmen der Wiedereingliederung können Seidenpfennig zufolge diverse sein.

So gebe es etwa die Option, die Mitarbeiter gesundheitlich zu unterstützen, etwa durch eine Vorstellung beim Arbeitsmedizinischen Dienst oder auch durch psychologische Unterstützung in Form von Stressbewältigungsseminaren. Auch die ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes gehöre dazu.

Individuell angepasst an die Situation der Mitarbeiter

Eine weitere Möglichkeit sei die Anpassung der Arbeitsbedingungen wie etwa die Reduktion der Arbeitszeit, Home Office oder flexible Arbeitszeitmodelle. Auch eine Anpassung der Aufgaben oder eine Versetzung in Einverständnis mit dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin seien denkbar.

Auch die begleitende Unterstützung durch externe Stellen sei möglich, wie etwa eine Schwerbehindertenvertretung oder auch der Einbezug der Sozialversicherungsträger, erklärt Seidenpfennig.

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Die stufenweise Wiedereingliederung nach dem "Hamburger Modell" sei eine weitere Option, sagt sie: "Die Beschäftigten kehren schrittweise mit ansteigendem Stundenumfang an den Arbeitsplatz zurück, bis sie wieder voll einsatzfähig sind." Die Maßnahmen würden individuell mit den Mitarbeitern abgestimmt.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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