Wenn der Rodenkirchener Bürgerverein zum Neujahresempfang einlädt, dann füllt sich die Liste der Teilnehmer immer schnell.
Auch wenn die Veranstaltung an wechselnden Orten stattfindet, stehen die Programmpunkte fest. Geboten wird seit Jahren ein Schlagabtausch zwischen Bürgern und Politikern, ein bisschen Kultur und als Highlight ein Kölsch mit dem Rodenkirchener Dreigestirn, und zwar genau in dieser Reihenfolge. Nach einer Stunde ist das Event zum Jahresauftakt in der Regel vorbei. Nicht so in diesem Jahr.
Die einzelnen Programmpunkte hatten plötzlich eine Eigendynamik entwickelt und aus einer Stunde wurde schnell zwei. Nach einer Auftaktrede von Thomas Grothkopp, der stellvertretend für die evangelische Kirchengemeinde Rondorf sprach, nutzte die Rondorfer Musikschule Papageno das Forum, um seinen Nachwuchs in Überlänge zu präsentieren. Die Kinder und Jugendlichen boten einen guten Einblick in ihr musikalisches Können und begeisterten das Publikum.
Bezirksbürgermeister Giesen kommentiert Rathaus und Verkehrsprobleme
Aber dadurch schrumpfte leider auch die Zeit für einen Dialog zwischen den Bürgern und den anwesenden Politikern auf ein Minimum. Bezirksbürgermeister Manfred Giesen (Die Grünen) durfte als erster das Wort ergreifen und kommentierte das Endlosprojekt "neues Rathaus" mit Humor.
"Es geht im Schneckentempo voran: Die Vorstufen ‚verkommen lassen‘ und ‚Leerstand‘ haben wir erfolgreich hinter uns. Der Abriss wird 2025 erledigt sein und der Neubau wird sicherlich schön, funktional und umweltfreundlich sein. Irgendwann in der nächsten Wahlperiode wird er abgeschlossen werden. Deshalb bin ich der Bezirksbürgermeister, der nie in einem Büro im Rathaus gesessen hat." Die anwesenden Bürger und Bürgerinnen zollten ihm für die selbstkritisch-süffisante Bilanz zu dem Thema Applaus.
Das Verkehrschaos rund um die zahlreichen Schulen auf der Sürther Straße sei ohne die Stadt nicht zu lösen. "Wenn die Menschen meinen, sie müssten eine ‚Drive-in Schule‘ haben, da kann ich als Bürgermeister nicht viel machen. Wir haben in der Bezirksvertretung einen Antrag auf einen Schulbus gestellt. Außerdem haben wir zur Entlastung auch angeregt, dass die Linie 17 nicht in Rodenkirchen endet, sondern bis Sürth fahren soll. Aber die KVB hat kein Personal, da sind mir die Hände gebunden."
Das größte Sorgenkind: Das Sürther Feld
Wolfgang Behrendt, Vorsitzender der Bürgervereinigung, hatte kaum Chancen zu reagieren, geschweige denn weitere der Mängel im Bezirk Rodenkirchen vorzutragen, denn im Foyer der Rondorfer Emmanuelkirche warteten schon ungeduldig und in vollem Ornat Prinz Andy, Jungfrau Ulla und Bauer Marcus, das diesjährige Dreigestirn der Alt-Gemeinde Rodenkirchen.
Behrendt nahm es mit Humor: "Ich mache es kurz: Eigentlich sind die Themen jedes Jahr die gleichen, Sanierungsstau und Verkehrschaos. Aktuell ist unser größtes Sorgenkind das Sürther Feld. Seit Jahren ist hier ein Verkehrsgutachten überfällig. Aber das soll sich dieses Jahr ändern, denn vor wenigen Wochen hat uns Baudezernent Greitemann zugesagt, sich persönlich darum zu kümmern. Vielleicht wird er uns ja beim nächsten Neujahresempfang als neuer Oberbürgermeister besuchen und dann selbst berichten."
Rückblickend auf das letzte Jahr lobte Behrendt die schnelle Sanierung des Radwegs an der Industriestraße, die gute Zusammenarbeit mit der lokalen Verwaltung, den lokalen Politikern, der Landtagsabgeordneten Eileen Woestmann und dem Bundestagsabgeordneten Sven Lehmann. Als weniger erfreulich bezeichnete er die Zusammenarbeit mit der Stadt Köln. "Die Anfragen bei den Ämtern der Stadt Köln verlaufen oft im Nirvana. Ich frage mich immer wieder, warum wollen die mit uns nicht reden."
Eine Reaktion auf die Rede des Vorsitzenden Behrendt blieb aus, der Karneval übernahm das Regiment; Staus, Bausünden und die Zukunft der Rodenkirchener Autobahnbrücke wurden mit einem stimmungsvollen karnevalistischen Einzug schnell von der Tagesordnung weg geschunkelt. Immerhin gab es am Ende die Gelegenheit bei Kaffee, Kuchen und Kölsch die Probleme des Veedels zu diskutieren. © Kölner Stadt-Anzeiger
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