Was die Behörden im Schilde führen, ist aus Sicht des Bürger- und Heimatvereins Refrath nicht nachzuvollziehen.

Mehr News aus Nordrhein-Westfalen finden Sie hier

Erst vor einem Jahr hat die Stadtverwaltung zwei neue gelbe Ortseingangsschilder am Straßenrand an der Frankenforster Straße sowie an der Golfplatzstraße aufgestellt. Jetzt sollen sie auf Anweisung der Bezirksregierung wieder entfernt und an ihre vorherigen Standorte zurückversetzt werden. Obwohl sie da, wo sie jetzt stehen, laut Heimatverein richtig platziert sind. "Das ist völliger Unsinn. Dagegen werden wir uns wehren", kündigt Manfred Büscher vom Vorstand an.

Stadtverwaltung kann Paragrafen der Straßenverkehrsordnung nicht benennen

Was ist typisch deutsch und woran erkennt man es? Vielleicht an dieser Refrather Bürokratie-Posse: Zwei gelbe Ortsschilder sind auf Hinweis des Heimatvereins Refrath an ihre korrekte Stelle versetzt worden und sollen von dort wieder weg, weil die Paragrafen der Straßenverkehrsordnung dies vorschreiben, die die Stadtverwaltung auf Nachfrage dieser Zeitung aber auch nicht genau benennen kann.

"Wir sind völlig entnervt", meint Winfried Krux, Vorsitzender des Bürger- und Heimatvereins Refrath, "es kann sich eigentlich nur um ein Missverständnis handeln." Ortseingangsschilder gehörten dorthin, wo die tatsächlichen Grenzen verlaufen, sonst machten sie keinen Sinn. "Um ihren Garten ziehen Sie ja einen Zaun auch nur bis dahin, wo ihr Grundstück endet und nicht einfach bis sonst wohin", meint Krux.

Und dies ist das Ansinnen des Heimatvereins, das von vielen Refrathern unterstützt wird: Sie wollen, dass die gelben Ortstafeln die korrekten Grenzen ihres Stadtteils Refrath/Frankenforst zu den Nachbarstadtteilen Bensberg und Lückerath kennzeichnen. "Die Grenze ist der Bahndamm, ganz klar", betont Büscher.

Bergisch Gladbach: Tafel soll wieder weg

Zum Beweis holt er einen Stadtplan aus dem Jahr 1958 aus dem Kofferraum. Eindeutig: Die rot eingezeichnete Grenzlinie auf dem Plan lässt daran keinen Zweifel. Die gelbe Ortstafel an der Frankenforster Straße, steht da, wo sie jetzt (noch) steht, richtig: auf Höhe des Autohauses Gieraths, unterhalb des Bahndamms.

Von da soll die Tafel aber wieder weg – zurück auf den Standort auf Höhe der Rathenaustraße. Dort befindet man sich schon längst mittendrin in Frankenforst, einige hundert Meter entfernt von der echten Grenze zwischen Bensberg und Frankenforst, kritisiert der Heimatverein.

Die Bezirksregierung dagegen verweise auf rechtliche Vorgaben der Straßenverkehrsordnung, die die Platzierung von Ortsschildern nach klar definierten Vorschriften Kriterien vorschreibe, erläutert die Verwaltung, ohne die hier zur Geltung kommende Vorschrift zu nennen.

Bergisch Gladbach: Wo darf ein Ortsschild aufgebaut werden?

Pressesprecher Patrick Ortmanns sagt, dass die ebenfalls mit dem deutschen Ortsschild verbundene Vorgabe, die Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer zu reduzieren, nichts mit der Rückversetzung zu tun habe. Bleibt noch die zweite rechtliche Vorgabe, wo ein Ortsschild aufgebaut werden darf. Dies ist dort, wo die sogenannte geschlossene Bebauung beginnt. In beiden Fällen ist dies gegeben.

Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn. Refrath wird falsch dargestellt

Manfred Büscher, Vorstand Bürger- und Heimatverein refrath

Bürgermeister Frank Stein hatte 2024 die Umsetzung der beiden Ortsschilder an der Frankenforster Straße sowie an der Golfplatzstraße veranlasst, und so dafür gesorgt, dass die Stadtteil-Grenzen korrekt abgebildet sind: "Ich hätte sehr gerne den nachvollziehbaren Wunsch der Bürgerschaft umgesetzt, aber wie schon oft in meinem Berufsleben muss ich erleben, dass unsere kleinteiligen gesetzlichen Regelwerke pragmatischen örtlichen Entscheidungen im Wege stehen. Ich bedaure das, muss es aber letztlich akzeptieren."

So landet auch das zweite gelbe Ortsschild nun wieder an der Saaler Straße auf Höhe des Parkplatzes der Eissporthalle. Die Beschriftung wird von "Refrath" auf "Lückerath" rückgängig gemacht. Dabei beginnt, historisch korrekt, Lückerath erst hinter der Bahndamm-Unterführung. "Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn", regt sich Büscher auf. "Refrath wird falsch dargestellt." Die Ortsschilder stünden künftig definitiv an den falschen Stellen.

Vielen Dank für Ihr Interesse
Um Zugang zu allen exklusiven Artikeln des Kölner Stadt-Anzeigers zu erhalten, können Sie hier ein Abo abschließen.

Um die Korrekturen zu erreichen, hatte der Heimatverein 2022 eigens zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um klarzustellen: Refrath, erstmals anno 1230 urkundlich erwähnt, hat festgeschriebene Grenzen. Der Flehbach umschließt den Ortsteil von Süd nach West, Gronau bildet die nördliche Grenze zur Innenstadt und im Osten schließt der alte Bahndamm nach Bensberg ab.  © Kölner Stadt-Anzeiger

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.