Sekou Sidibe wartet. Auf sein Gepäck und sein Geld, das seit seiner gescheiterten Abschiebung nach Guinea Ende August/Anfang September verschwunden ist.

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Und darauf, seine Ausbildung als Dachdecker beenden zu können. Der Leverkusener Dachdeckerazubi im dritten Lehrjahr ist auch am Montagnachmittag erneut von der Ausländerbehörde im Rathaus lediglich mit einer "Bescheinigung über den vorübergehenden Aufenthalt ohne amtliche Aufenthaltsdokumente" nach Hause geschickt worden, gültig für eine Woche. Damit wiederholt sich das, was sich bereits in der vergangenen Woche in der Behörde abgespielt hatte. Und damit ist dem jungen Mann weiterhin untersagt zu arbeiten.

"Ich bin weiterhin sehr enttäuscht. Ich hatte gehofft, dass ich heute vielleicht eine Duldung bekomme, damit ich meine Ausbildung zu Ende machen kann", sagte ein sichtlich geknickter Sidibe. Der 24-Jährige ist bei dem Langenfelder Dachdeckerbetrieb von Abbas Süren in der Lehre. Süren hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen Azubi persönlich ins Rathaus zu begleiten. "Wir sind genauso weit wie vorher, mit dieser Verlängerung um eine Woche", sagte Süren nach dem Termin zu den wartenden Unterstützern auf dem Friedrich-Ebert-Platz vor dem Rathaus.

Man will im Rathaus nun offenbar auf den Spruch der Härtefallkommission des Landes warten. Dort liegt der Fall des angehenden Handwerkers inzwischen. Wann die Kommission entscheidet, ist allerdings offen. Und: Die Ausländerbehörde der Stadt Leverkusen ist an die Empfehlung der Kommission, wie in Sekou Sidibes Fall verfahren werden sollte, rechtlich nicht gebunden. Ob das bedeutet, dass Sekou Sidibe weiterhin wöchentlich im Ausländeramt vorstellig werden muss, blieb am Montag offen.

Auch die Ratsfraktion der Grünen wartet weiterhin. Sie hatte vor knapp einer Woche zum Fall von Sekou Sidibe, aber auch zur Praxis der Ausländerbehörde darüber hinaus eine Reihe von Fragen gestellt, bisher aber keine Antwort dazu bekommen. Sven Weiss, der Kandidat der Grünen für das Oberbürgermeisteramt, war am Montag gleichfalls auf dem Friedrich-Ebert-Platz, um Sidibe seine Unterstützung zu zeigen. "Eine Bescheinigung, wie sie Herrn Sidibe ausgestellt worden ist, ist meines Wissens nach durch nichts gedeckt. Eine solche Bescheinigung gibt es im Aufenthaltsrecht nicht", so Weiss im Gespräch mit dem "Leverkusener Anzeiger."

"Man fragt sich schon, warum in dem Fall nicht zumindest mal eine Duldung ausgesprochen wird." Der Politiker der Grünen, ein Fachmann in Fragen der Migration, sagte, ihm seien 20 bis 30 Fälle bekannt, in denen Migranten eine Bescheinigung wie die von Sidibe erhalten hätten.

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Weiss drückte auch seine Verwunderung über das Schweigen anderer Parteien im Stadtrat zu diesem Fall aus. "Ich hätte mir gewünscht, dass hier seitens der politischen Mitbewerber Farbe bekannt wird, auch von seiten des Oberbürgermeisters." Sekou Sidibe ist jetzt einstweilen weiter von der Fortsetzung seiner Ausbildung ausgeschlossen.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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