"El Presidente" haben sie ihn genannt in der Obdachlosenunterkunft. Marquez hat eine Arbeit gefunden, lebt seit Mai mit seiner Lebensgefährtin zusammen und wiegte bei der Weihnachtsfeier des Wolfgang-Overath-Fonds und des SKM seinen viermonatigen Sohn im Arm.
Im Servatiushaus jubelten ihm 85 frühere Weggefährten, Haupt- und Ehrenamtler zu. Ebenso wie den fünf anderen Männern, die es ebenfalls rausgeschafft haben aus den Unterkünften in Siegburg, Hennef und Troisdorf, seit kurzem in den eigenen vier Wänden leben, eine Ausbildung begonnen oder gar ein Studium abgeschlossen haben.
Sie nahmen auf der Bühne strahlend ihre Prämie, jeweils 200 Euro, entgegen. Fünf waren bereit, sich fotografieren zu lassen, einige mit sichtlich gemischten Gefühlen, wer mal ganz unten war, sucht nicht unbedingt das Licht der Öffentlichkeit. Leuchtende Vorbilder sind sie für Wolfgang Overath, den einstigen Fußball-Profi und langjährigen Wohltäter: "Ich hoffe, dass es im kommenden Jahr wieder mehr sind, zehn oder fünfzehn", rief er in den Saal.
Auch wenn die Zeiten schwierig seien, die Probleme vielfältig, dürften die Frauen und Männer nicht aufgeben. "Ich gebe alles, versprechen Sie mir, sich anzustrengen", sagte der Siegburger. "Man muss nicht nur bereit sein zu nehmen, sondern auch zu geben." Die Feier, die vor 30 Jahren erstmals stattfand, sei ihm so wichtig, dass er sogar seinen 1. FC Köln sausen ließ. "Es steht 1:0", verkündete der drahtig-agile 81-Jährige. "2:0", tönte es zurück.
Bewohner der Unterkünfte in Siegburg, Henner und Troisdorf haben Arbeit und Wohnung gefunden
Lacher. Tatsächlich hatte der FC gegen Nürnberg soeben nachgelegt. Auch Bürgermeister Stefan Rosemann, der selten ein Heimspiel verpasst, zog die Zusammenkunft an diesem dritten Adventssonntag vor. Er lobte den Einsatz des Fußball-Promis auf dem sozialen Spielfeld, es gebe sicher viele Erfolgreiche, die nicht nach rechts und links guckten.
Das Ehrenamt stehe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für die Gemeinschaft hatten sich auch einige der geehrten Männer eingesetzt, wie Nico Colette, der mehr als zwei Jahre ein angenehmer und zuverlässiger Bewohner des Don Bosco Hauses war, betonte Mitarbeiterin Silke Tesch. Er macht eine Lehre und hat eine eigene Wohnung.
Nach einer Trennung standen Ossama Ben Abdelhafar und Daniel Max Gerhard auf der Straße. Abdelhafar hat nach sieben Monaten im Obdachlosenheim kürzlich eine Wohnung gefunden und seinen Bachelor in Mechanical Engineering absolviert. Gerhardt konnte nach einem Jahr die Notunterkunft verlassen, er macht eine Ausbildung als Lkw-Fahrer.
Seine besondere Hartnäckigkeit verhalf Hristo Yanko nach nur einem halben Jahr wieder zu einer Wohnung, bald werde er wieder im Beruf stehen, sagte Tesch. Und Krystof Stolak lebte gar einige Jahre auf der Straße, bis er sich im Don-Bosco-Haus stabilisierte, zunächst ein Zimmer im betreuten Wohnen bezog und nun wieder eigenes Dach über dem Kopf hat.
Sie könnten Hoffnungsgeber sein für die, die gekommen sind zur Feier mit Messe, Mittagessen, Musik, Quiz, Kaffee und Kuchen. Nicht alle Geladenen hätten den Weg gefunden, sagte Silke Tesch im Gespräch am Rand: "Es gibt Klienten, die schaffen das nicht." © Kölner Stadt-Anzeiger
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