Das einsturzgefährdete Mehrfamilienhaus an der Odenthaler Straße ist wieder freigegeben. Die drei Bewohner durften am Montagmittag wieder zurück nach Hause.

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Noch in der Nacht ist die Standsicherheit überprüft worden. "Die akute Einsturzgefahr kann ausgeschlossen werden", sagt Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders. Auf der Baustelle nebenan gibt es aber vorerst einen Baustopp.

Theo Schmitter, Miteigentümer des Wohnhauses, atmet auf. "Ich bin sehr erleichtert, dass keine Absturzgefahr besteht und meiner Mieter wieder zurück in ihre Wohnungen können", sagt er. Gerade habe er den erlösenden Anruf eines Mitarbeiters der städtischen Bauaufsichtsbehörde erhalten. Besorgt hatte Schmitter am Sonntag das Geschehen vor seinem Elternhaus verfolgt und einer Mieterin beim Auszug geholfen: "Ich bin jetzt erst einmal beruhigt."

Feuerwehr Bergisch Gladbach hatte Evakuierung angeordnet

Wie berichtet, hatte die Feuerwehr Bergisch Gladbach am Sonntag aus Sicherheitsgründen kurzfristig die Evakuierung des Gebäudes aufgrund von Einsturzgefahr angeordnet, nachdem ein Bewohner gravierende Risse am Haus gemeldet hatte. Rechts, direkt angrenzend zum Gebäude, befindet sich eine tiefe Baugrube. Ein neues Wohnhaus wird dort errichtet.

Am Montagmittag hat die städtische Bauaufsicht die Sperrung des Wohnhauses aufgehoben. "Die Bewohner können ihre Wohnungen wieder nutzen", sagt Stadtsprecher Patrick Ortmanns. Die Vollsperrung der Odenthaler Straße zwischen Jägerstraße und Gertrudenstraße war bereits in der Nacht aufgehoben worden. So blieb ein Chaos im Berufsverkehr aus.

Um die Lage beurteilen zu können, hatte der Einsatzleiter der Feuerwehr bereits am Sonntag Baufachberater des Technischen Hilfsdienstes hinzugezogen. Installiert wurde ein spezielles Sicherungssystem, das kleinste Veränderungen am Gebäude erkennt (siehe Infokasten).

"Im Messzeitraum von sechs Stunden gab es keine messbaren Bewegungen", berichtet Ortmanns. Es handele sich um alte Risse, die sich nach der mehrstündigen Messung nicht vergrößert hätten, so Ortmanns. Das auf der anderen Seite unmittelbar neben der Baugrube stehende Wohnhaus sei ebenfalls auf diese Weise auf Standsicherheit untersucht worden.

Zudem halfen am Sonntagabend zwei örtliche Bauunternehmer mit, die Baugrube zu stabilisieren. "Durch einen Bagger wurde vor den frei stehenden Stützwänden Erdreich als provisorisches Widerlager eingebracht", erläutert Ortmanns.

Ganz ausgestanden ist der Fall aber nicht. Im Auftrag der Stadt Bergisch Gladbach müssen beide Gebäude noch umfassend gutachterlich auf Stabilität geprüft werden. "Erst nach erfolgter Freigabe durch den vom Bauherrn beauftragten Sachverständigen kann auf der Baustelle wieder gearbeitet werden", schildert Ortmanns das weitere Vorgehen.

Bewohner machte sich Sorgen

"Zum Glück ist nichts Schlimmes festgestellt worden", sagt Hans-Jürgen Quanten, Mieter im Parterre. Die Nacht hat er bei seiner Partnerin verbracht. Aber er mache sich trotzdem Sorgen. Der Riss im Keller sei beachtlich. Die Haustür schließe nicht mehr richtig. Bauarbeiter hätten sie angehoben. Zwei Tage später sei sie schon wieder nicht zuzumachen gewesen. Und dann der große Baum, der samt Erdreich in die Baumgrube abgestürzt ist. "Da war mein Garten von jetzt auf gleich um zwei Meter kleiner und die Baugrube um zwei Meter größer."

Die Mieter hätten den Bauunternehmer immer wieder darauf hingewiesen, dass die Baugrube besser abgesichert werden müsse. "Wenn es regnet, rutscht der Boden weg, haben wir gewarnt. So ist es dann auch gekommen", sagt Quanten. Seiner Meinung nach habe der Bauunternehmer die gemeldeten Schäden auf die leichte Schulter genommen. "Hoffen wir jetzt das Beste."

Der Mieter, der im Anbau wohnt, hat die Nacht im Hotel verbracht. "Ich gehe mit einem guten Gefühl zurück", sagt er. Er verlasse sich auf die Fachleute und werde bestimmt ruhig schlafen. Vielleicht auch deshalb, weil er teils Rigips an den Wänden hat. "Da sieht man die Risse in den Wänden nicht", sagt er.

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Sicherheitssystem erkennt kleinste Bewegungen

Das Technische Hilfswerk setzt das Einsatzstellen-Sicherungssystem (ESS) ein, um frühzeitig Gefahren zu erkennen. Zum Beispiel nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im März 2009 spielte es eine Rolle. Im Wesentlichen besteht das ESS aus Tachymeter, Stativ und einem Rechnersystem mit Datenübertragung über Funk oder Kabel.

Das ESS erkennt kleinste Veränderungen durch Messung der Bewegungen. Wenn Gebäudeteile einzustürzen drohen, werden die statischen Schwachstellen farblich gekennzeichnet und nummeriert. (ub)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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