Der Stichtag, mit dem der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Grundschulkinder nach Schulschluss in Kraft tritt, rückt näher – doch scheint der Ausbau der Betreuungsplätze nicht in gleichem Tempo voranzuschreiten.
Noch rund ein Jahr dauert es, bis der Anspruch schrittweise eingeführt wird. Zunächst haben Eltern von Erstklässlern ein Recht darauf, dass ihr Kind auch nach Schulschluss weiter betreut wird. Doch der Platz dafür fehlt an vielen Stellen noch. "Es ist nicht überraschend, dass wir besonders in Immekeppel und im Sülztal was tun müssen", sagte Jugendamtsleiter Jens Volkmer im Overather Schul- und Sportausschuss.
Diese Nachricht überraschte den Ausschuss in der Tat nicht: "Ich komme mir vor, wie bei "Täglich grüßt das Murmeltier"", sagte Monika Reddemann (Grüne). Seit Jahren weise die Politik darauf hin, "dass wir auf einen Abgrund zu rennen. Und Sie sagen jedes Mal das gleiche, um uns zu besänftigen, aber es ändert sich nichts. Die Kinder sind auf der Welt und sie müssen untergebracht werden."
Stadt Overath findet keine Fachkräfte für Bauvorhaben
Ein großes Problem der Verwaltung: "Es ist kein Geheimnis, dass auch die Stadt Overath auf Fachkräftesuche ist", sagte der Beigeordnete Mario Bredow. Es sei für die Stadt fast unmöglich, an genügend Personal zu kommen, um den Bau von neuen Betreuungsräumen voranzubringen. In einer Konferenz mit den anderen Kommunen hätten die Beteiligten schon überlegt, ob sie bald eine Schulbau GmbH gründen, um die Fachkräfte übertariflich bezahlen zu können. "Auf solche Ideen kommt man irgendwann", sagte er.
Er könne beide Seiten verstehen. Zum einen seien die Kollegen mit dem Cyriax und der Unterbringung von Geflüchteten ausgelastet, zum anderen könne er verstehen, dass es den Ausschussmitgliedern sowie Bürgerinnen und Bürgern zu langsam geht.
Overather SPD wirbt für "kreative Lösung" beim Schulbau
Hans Schlömer (SPD) eine gemeinsame Lösung finden: "Der Bau hätte längst beginnen müssen. Jetzt brauchen wir ein Konzept, wie wir da wieder rauskommen." Es ginge nicht, dass die Stadt sagt, sie habe kein Geld für Schulen, die Schulen müssten gebaut werden. Er regte an, dass die Verwaltung auf alte "kreative Ideen" zurückgreift.
"Wir waren schon einmal in der Situation und haben trotzdem eine Grundschule gebaut", sagte er. Damit spielte er auf die Stadtentwicklungsgesellschaft "Sego" der Stadt an. Die hatte man damals gegründet, um als Stadt außerhalb des Haushalts Ausgaben tätigen zu können. Das führe laut Bredow aber auch zu Schulden und das Geld habe die Stadt trotzdem nicht. "Das wird nicht die Lösung sein. Die Verzögerungen liegen auch nicht am Geld. Das ist im Haushalt eingeplant. Wir bekommen einfach keine Leute", sagte der Beigeordnete auf Nachfrage dieser Zeitung.
Außerdem rechne er damit, dass die Stadt den rechtlichen Anspruch bis 2026 räumlich abdecken könne. Man brauche keine fertigen Gebäude, für die Betreuung, es gebe auch Übergangslösungen, wie Container. Und: "Mittags sind ja nicht mehr Kinder in der Schule als morgens, sondern weniger", sagte er.
Außerdem werde nicht jedes Kind, das das Recht auf einen Betreuungsplatz hat, den auch in Anspruch nehmen. "Wir haben eine Betreuungsquote von 60 bis 70 Prozent. Ich denke nicht, dass sich das durch den Rechtsanspruch drastisch ändern wird", schilderte er. © Kölner Stadt-Anzeiger
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