Die Euskirchener Kriminalpolizei ist einen besonderen Weg gegangen, um Eigentümer von sichergestelltem Diebesgut ausfindig zu machen.

Mehr News aus Nordrhein-Westfalen finden Sie hier

Sie hat Opfer von Wohnungseinbrüchen aus dem vergangenen Jahr in die Wache in Euskirchen eingeladen, um die Stücke möglicherweise als ihre zu identifizieren.

Woher stammt der sichergestellte Schmuck?

Das Diebesgut wurde im Rahmen von Ermittlungen der Kriminalpolizei im vergangenen Jahr sichergestellt. "Wir sprechen hier von einer größeren Menge – das sind mehr als zehn Kilo", sagt Christina Specht, Pressesprecherin der Polizei. Das meiste sei bei Durchsuchungen sichergestellt worden. In einem Fall habe ein Bürger aber einen Fund gemeldet: Im Bereich der Otto-Lilienthal-Straße in Euskirchen hatte er einen Sack gefunden, der voll mit Schmuck war, und die Polizei verständigt.

Wie stellt die Polizei sicher, dass das Diebesgut wieder zu den Besitzern kommt?

Wenn ein Einbruch von den Beamten aufgenommen wird, können die Opfer laut Specht angeben, was auf den ersten Blick gestohlen worden war. Doch auch später können sie bei der Polizei eine Schadenaufstellung nachreichen.

Einbruchsopfer stehen zunächst oft unter Schock

"Die Leute stehen nach einem Einbruch oftmals unter Schock und wissen noch gar nicht, was wirklich alles weg ist. Das kann dann nach und nach nachgereicht werden", erklärt Specht.

Zur Aktion am Dienstag mussten sich bei der Polizei mit dem entsprechenden Aktenzeichen anmelden und nachweisen, dass sie Opfer eines Einbruchdiebstahls im Kreis Euskirchen geworden sind.

Euskirchener Polizei hofft, dass viele Eigentümer ihren Schmuck zurückerhalten

Die Polizei erhoffte sich von der Aktion, möglichst viele Stücke den Besitzern zurückgeben und vielleicht dadurch auch Straftaten aufklären zu können. Laut Specht handelt sich größtenteils um Modeschmuck, der zwar keinen hohen finanziellen, jedoch einen emotionalen und ideellen Wert für die Besitzer hat. Für den Fall, dass ein Schmuckstück erkannt und zugeordnet werden kann, wird ein Übergabeprotokoll gefertigt.

Wie können Bürger sich vor Einbrechern oder ihren Schmuck besser schützen?

Dokumentation ist laut Specht enorm wichtig: "Heute hat jeder ein Smartphone oder eine Digitalkamera. Man macht besser ein Foto zu viel statt zu wenig von seinen Wertgegenständen." Zudem sollte man sich die Seriennummer von wertvollen Geräten aufschreiben. Und natürlich Rechnungen aufbewahren und Notizen machen, was man alles in Kästchen, Schubladen oder im Haus hat.

In einer Garage in Euskirchen stehen zahlreiche sichergestellte Fahrräder

Auch solle man sich genau überlegen, wo wertvolle Dinge aufbewahrt werden. "Jeder Einbrecher kennt die beliebten Verstecke für Bargeld und Schmuck – Kopfkissen, Schmutzwäsche, Badezimmer, Schubladen", erklärt Specht. Alles, was schnell wieder verkauft werden könne, werde gestohlen. Dazu zählen laut Specht nach wie vor Handys oder iPads. Aber auch hochwertige Elektronik im Allgemeinen gehört zum Beuteschema. Manche Diebe haben sich auf hochwertiges Handwerkermaterial spezialisiert, andere auf Fahrräder. Laut Specht hat die Polizei eine Garage voller sichergestellter Fahrräder.

Einen Aufbewahrungs-Tipp hat Specht: Safe-Fake-Steckdosen. Das seien Tresore, die in der Wand verbaut sind und aussehen wie Steckdosen. Von echten Steckdosen seien die nicht zu unterscheiden. Ein Safe, der als solcher auch zu erkennen ist, sei nur ratsam, wenn er fest in der Wand verbaut sei, so Specht.

Einbrecher kommen keineswegs nur nachts, sagt die Euskirchener Polizei

Durchschnittlich verbringe ein Einbrecher etwa drei Minuten in einem Objekt. Daher sei es wichtig, möglichst einbruchsichere Fenster und Türen zu haben. "Dann versuchen sie es erst gar nicht", so Specht. Es sei weit verbreiteter Irrglaube, dass Einbrecher nachts kommen. "Die kommen dann, wenn derjenige arbeiten ist – nämlich tagsüber", ergänzt Spechts Kollege Franz Küpper.

Wie lange bewahrt die Euskirchener Polizei Diebesgut auf?

"Bis die Staatsanwaltschaft sagt, dass der Fall eingestellt ist und sie das Asservat freigibt", erklärt Franz Küpper. Dadurch habe die Polizei – auch in Euskirchen – ein Asservatenmanagement. Jedes Stück erhalte einen eigenen Barcode – auch jede einzelne sichergestellte Cannabispflanze. "Es gibt Verfahren, die dauern Jahre und dadurch entstehen auch Lagerkosten", so Küpper. Verkauft oder versteigert werden dürfe sichergestelltes Diebesgut nach der Freigabe durch die Staatsanwaltschaft nicht, so Küpper: Alles müsse vernichtet werden.

"Es gibt für alles einen Schwarzmarkt", sagt Specht. Hochwertiger Goldschmuck werde beispielsweise sehr schnell eingeschmolzen. Bei der Euskirchener Kripo gebe es mittlerweile Sachbearbeiter, die sich nur um Kriminalität im Internet kümmern. Dazu gehöre auch, gängige Internet-Verkaufsportale nach mutmaßlichem Diebesgut zu durchforsten, berichtet Küpper. Dabei werde auch eine entsprechende Software eingesetzt, sagt der Polizeisprecher.

Vielen Dank für Ihr Interesse
Um Zugang zu allen exklusiven Artikeln des Kölner Stadt-Anzeigers zu erhalten, können Sie hier ein Abo abschließen.

Die Bilanz zur Schmuck-sucht-Besitzer-Aktion

In mindestens zwei Fällen konnten laut Polizei gestohlene Schmuckstücke ihren Besitzern zugeordnet und damit Taten aufgeklärt werden. Darüber hinaus hätten sich neue Ermittlungsansätze ergeben, heißt es von der Polizei. Mehr als 30 Opfer von Diebstählen begutachteten am Dienstag das sichergestellte Diebesgut. Fotos hat die Polizei nun auch online veröffentlicht © Kölner Stadt-Anzeiger

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.