Die ehemalige Metzgerei mitten im Belgischen Viertel ist alles andere als ein Geheimtipp. Morgens um fünf geht’s los, nachmittags um drei ist Feierabend.

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Dazwischen wandern hunderte Frikadellen und Tagesgerichte über die Theke. Seit 1976 verkauft die Familie Mayer hier Wurstwaren und warme Mahlzeiten, mittlerweile in der zweiten Generation. Die Neonreklame über dem Eingang ist so ikonisch wie die geschwungene Schaufensterbeklebung darunter. Oben blau auf weiß, unten weiß auf blau: "Fleischwaren - Imbiß M+M Mayer - Heiße Theke, Suppen, Salate, belegte Brötchen". Man könnte meinen, hier ist seit Mitte der 70er Jahre nicht viel passiert. Weit gefehlt, der Laden brummt und das generationsübergreifend. Ab halb zwölf steht man hier Schlange. Von der studentischen Hilfskraft bis zum Rentner, vom Handwerkenden bis zum Werbeagentur-Kreativen - bei M. und M. Mayer sind sie alle gleich und warten geduldig bis sie an der Reihe sind.

Die zwei Damen hinter der Theke führen das Regiment mit liebevoller Strenge. Hier wird nicht getrödelt oder Gedanken verloren aufs Handy gestarrt. Wer dran ist, gibt seine Bestellung laut und deutlich durch, bezahlt und verlässt knapp zwei Minuten später den Laden. Geschätzt nehmen 90 Prozent der Gäste ihr Essen mit ins Büro oder nach Hause. Die wenigstens setzen sich ins Lokal, obwohl ich dieses Kölner Schauspiel nur wärmstens empfehlen kann. Zwischen Senftuben und unter dem Porträt von Lukas Podolski kommt man entweder mit seinem Sitznachbarn ins Gespräch oder beobachtet still kauend das Thekenballett.

Der Theken-Ritterschlag ist erreicht, wenn die Dame fragt: "Wie immer?"

Man erkennt sofort Neulinge und Imbiss-Profis. Die Neuen sind ein bisschen überfordert, bestellen impulsiv und drehen sich ein, zwei Mal um die eigene Achse, ehe sie sich unsicher lächelnd den Weg nach draußen bahnen. Die Imbiß-Alumni werden zum einen mit Namen begrüßt und wissen zum Anderen genau, was sie wollen. Kein Zögern, kein Überlegen, klare Ansagen. Es gibt maximal zwei Rückfragen. Erstens: Welcher Kartoffelsalat? Zweitens: Zum hier oder zum mit? Wenn man diesen Stammkundschaft-Status erreicht hat, gibt es noch eine letzte Aufstiegsmöglichkeit, der Theken-Ritterschlag. Eine der Damen sagt: "Wie immer?".

Jeden Mittag gibt es zwei verschiedene Tagesgerichte, die online angekündigt werden. Einmal Fleisch, einmal Veggie - wobei das vegetarische Gericht auch manchmal Fisch beinhalten kann. Bei Mayers wird deftig und gut bürgerlich gekocht. Grünkohl mit Mettwürstchen, Spießbraten, Maultaschen, Rostbratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. Alles andere ist auf einer Tafel angeschlagen. Schnitzelbrötchen, Fleischkäse, Frikadellen, verschiedene Suppen und Eintöpfe.

In der ehemaligen Metzgerei-Auslage liegen nach wie vor ein paar Wurstwaren, vor allem für die belegten Brötchen, aber mindestens genauso interessant sind die Edelstahleinsätze mit den Salaten: Dreierlei Kartoffelsalat, eingelegte Rote Bete, saure grüne Bohnen, Hering in Sahnesauce, um nur einige zu nennen. Auch wenn sich das bisher alles sehr fleischlastig liest, die Familie Mayer denkt auch an ihre Veggie-Kundschaft. Chili sin Carne, vegane Gulaschsuppe, Rühreibrötchen, Linsen- und Erbsensuppe und nicht zuletzt eines der beiden Tagesgerichte. Nicht ohne Grund stehen hier jeden Mittag die Leute von halb 12 bis halb 3 zur Tür heraus. Für viele Gäste gehört das Mittagessen bei Imbiß Mayer zur Tagesroutine. Das Essen ist gut und bewusst günstig gehalten. Die Atmosphäre ist einzigartig und familiär. Man wünscht sich genau so einen Stammladen in jedem Viertel der Stadt. Unkompliziert, schnörkellos und ehrlich.

Während drum herum sämtliche Cafés und Restaurants versuchen, die Kundschaft mit Buddha Bowls und veganem Bananenbrot zu locken, hängt Imbiß Mayer einen Zettel mit der Aufschrift "Aktionsbrötchen! Brötchen mit Salami, 1,50 Euro" ins Fenster. So viel Understatement verdient nichts als Respekt.

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M. und M. Mayer, Venloer Straße 12, 50672 Köln, Öffnungszeiten: Mo-Fr 5-15 Uhr, Tel: 0221/514331, www.mayer-imbiss.de

Meine Auswahl:

Mittagsmenü // 9 Euro

Mittagsmenü, klein // 7,50 Euro

Erbsensuppe // 5,50 Euro

Frikadelle // 2,20 Euro

Actions-Brötchen // 1,40 Euro  © Kölner Stadt-Anzeiger

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