Im Verlauf eines Brandes in der Zentralen Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete des Landes NRW (ZUE) in Schleiden-Vogelsang hat die Polizei einen 35-jährigen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft festgenommen. Er steht in dringendem Tatverdacht, das Feuer in der Flüchtlingsunterkunft gelegt zu haben.
Der Mann, so teilte die Euskirchener Kreispolizei mit, sei in der Vergangenheit bereits polizeilich in Erscheinung getreten. Die Staatsanwaltschaft Aachen beantragte Haftbefehl. Der 35-Jährige, der gegenüber der Polizei keine Angaben machte, wurde am Sonntag dem Haftrichter in Aachen vorgeführt. Der erließ Haftbefehl.
Staatsanwaltschaft geht von versuchtem Mord in sieben Fällen aus
Da zum Zeitpunkt des Brandes mehrere Bewohner in der Unterkunft geschlafen haben, werden dem Beschuldigten versuchter Mord in sieben Fällen, schwere Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Angaben zu einem möglichen Tatmotiv machte der Mann bislang nicht. Die Ermittlungen der Mordkommission, die beim zuständigen Polizeipräsidium Bonn eingerichtet wurde, werden fortgeführt.
Meterhoch schlugen beim Eintreffen die Flammen aus dem Dach eines langgestreckten Gebäudes in der Flüchtlingsunterkunft in der Schelde von Vogelsang. Zu einem Dachstuhlbrand waren die Schleidener Feuerwehreinheiten um 10.41 Uhr in die Zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete des Landes NRW alarmiert worden, in der aktuell 380 Bewohner untergebracht sind. Im Haus 26 war nach Ausbruch eines Feuers die Brandmeldeanlage ausgelöst worden.
18 Menschen waren in dem Gebäude untergebracht
Immer wieder wird die Schleidener Feuerwehr nach Vogelsang gerufen, weil die Brandmeldeanlage ausgelöst hat. Beim Eintreffen war aber klar, dass die Baracke, in der 18 Bewohner leben, schon im Vollbrand stand. Alle Bewohner konnten aber rechtzeitig evakuiert werden, obwohl einige zum Zeitpunkt des Brandausbruchs geschlafen haben.
Der betroffene Teil, so musste Einsatzleiter Sebastian Hörnchen, stellvertretender Leiter der Schleidener Feuerwehr, erkennen, war nicht mehr zu retten, da sich Feuer in den Holzbaracken sehr schnell ausbreitet. Mit einer Riegelstellung versuchen die Einsatzkräfte, den hinteren Teil des Gebäudes und die benachbarten Unterkünfte zu schützen.
Da mit Verletzten zu rechnen war, löste die Rettungsleitstelle des Kreises MANV-Alarm (Massenanfall von Verletzten) aus. Daher wurden auch ein starkes Kontingent des Rettungsdienstes und ein Rettungshubschrauber an die Einsatzstelle beordert.
16 Menschen wurden bei dem Brand verletzt
Tatsächlich, so teilte Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings kurz nach 14 Uhr mit, habe der Brand aber nur fünf Leichtverletzte gefordert. Pfennings konnte wegen einer Knieverletzung nicht selbst den Brandort aufsuchen, entlastete aber die Einsatzleitung, indem er von zu Hause aus die Medieninformation übernahm.
Kurz nach 15 Uhr korrigierte er die Zahl nach oben: Der Brand habe 20 Verletzte gefordert. Zehn von ihnen seien vor Ort ärztlich versorgt, die übrigen zehn in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Die Polizei nannte später eine andere Zahl: Sie registrierte 16 Verletzte.
Tanklöschfahrzeuge brachten Wasser heran
Da die Versorgung mit Löschwasser in diesem Bereich problematisch ist, transportierten Tanklöschfahrzeuge Löschwasser von Morsbach aus an die Einsatzstelle. Daher wurde auch der "Zug Überörtlich Brand" der Gemeinde Hellenthal alarmiert, um die Wasserversorgung zu sichern.
Aus dem Abrollbehälter Atemschutz des Schleidener Brandschutzzentrums wurden die eingesetzten Trupps mit Atemluftgeräten versorgt. Insgesamt waren schließlich 110 Feuerwehrleute aus Schleiden, Hellenthal und Kall im Einsatz. Hinzu kamen eine Vielzahl an Rettungskräften und Mitglieder von Hilfsorganisationen aus dem Kreis Euskirchen und der Städteregion Aachen. So war auch das Technische Hilfswerk im Einsatz, um die Brandstelle bei einbrechender Dunkelheit auszuleuchten.
Gebäude völlig zerstört, zwei weitere unbewohnbar
Gegen 14 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle, sodass Verstärkereinheiten aus den Nachbarkommunen nach und nach abrücken konnten. Das brennende Gebäude, so teilte Bürgermeister Ingo Pfennings kurz nach 14 Uhr mit, sei aber völlig zerstört worden. Zwei angrenzende Häuser seien wegen Schäden durch Löschwasser und Rauch ebenfalls nicht mehr bewohnbar.
Alle betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner, so teilte die Kölner Bezirksregierung mit, wurden durch die Bezirksregierung in anderen Einrichtungen untergebracht. Daher wurde auch ein stärkeres Kontigent an Einsatzkräften der Polizei nach Vogelsang beordert. Am Morgen waren zunächst lediglich zwei Beamte vor Ort, da Polizeikräfte zeitgleich durch einen Einsatz auf der B51 gebunden war. Dort war ein Lkw havariert.
Bewohner wollten immer wieder zurück ins brennende Gebäude
Die Beamten hatten alle Hände voll zu tun. So versuchten immer wieder Bewohner, in die brennende Unterkunft zu gelangen, um dort ihr Hab und Gut zu retten. Auch mussten zahlreiche Zeugen befragt werden. Aufgrund der Vielzahl von Zeugen und notwendigen Vernehmungen entsandte die Euskirchener Kriminalpolizei mehrere Ermittlerteams an den Tatort. Und auch die Verlegung der Bewohner in andere Einrichtungen machte die polizeiliche Unterstützung notwendig, etwa bei der Registrierung.
Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings dankte den Einsatzkräften am Nachmittag ausdrücklich für ihr schnelles und professionelles Handeln. Dadurch habe noch Schlimmeres verhindert werden können. Auch die Euskirchener Polizeioberrätin Martina Mensching betonte die gute Zusammenarbeit zwischen den Einsatzkräften der Feuerwehr, des Rettungsdienstes, des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks. Sie sprach allen Beteiligten ihren Dank für das engagierte Vorgehen aus.
Brandermittler haben die Arbeit aufgenommen
Schon während des Feuerwehreinsatzes kam es zur vorläufigen Festnahme des 35-jährigen Bewohners. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen, so die Kreispolizei, dauern an. Der Brandort wurde beschlagnahmt. Wie das Feuer gelegt worden sein könnte, dazu konnte die Polizei aber noch keine Angaben machen, da die Arbeit der Brandermittler durch die große Hitze in der Ruine erschwert wurde.
Schon Ende Januar dieses Jahres hatte es in der ZUE Vogelsang gebrannt. Dabei ging die Polizei von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus. © Kölner Stadt-Anzeiger
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