Einmal im Jahr, diesmal am 30. Oktober, veranstaltet der Heimat- und Kulturverein Hürth einen Abend zu einem historisch bedeutsamen Thema, aktuell: der 80. Jahrestag des massiven Fliegerangriffs auf Hürth-Efferen. Dieses verheerende Ereignis müsste also am 30. Oktober 1944 stattgefunden haben. Oder doch nicht?

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In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv hatten Karin Johnson, Jürgen Constien und Archivar Michael Cöln acht Jahre lang geforscht. Und haben sich vor allem mit Mythen, Erzählungen von Zeitzeugen und mannigfachen Widersprüchen auseinandergesetzt. Das genaue Datum des Fliegerangriffs war dabei ein Forschungsschwerpunkt.

Hürth: Bomben zerstörten westliche Stadtteile Kölns

Im Herbst 1944 landeten 44.000 alliierte Fallschirmjäger in den Niederlanden, sie sollten Eindhoven, Nijmegen und Arnheim befreien, bei Arnheim gelang das zunächst nicht. In den Kämpfen westlich von Köln starben 12.000 US-Soldaten und genauso viele deutsche. In der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober 1944 wurden die westlichen Kölner Stadtteile Ehrenfeld, Braunsfeld und Lindenthal aus der Luft angegriffen, 5000 bis 6000 Häuser wurden zerstört.

Auf dem Melatenfriedhof wurde eine Hochzeitsgesellschaft mit 100 Gästen getötet, die dort einen Schutzraum aufgesucht hatte. Lange dachte man, dass auch Efferen bei diesen Angriffen getroffen wurde. Die Forscher fanden aber heraus, dass die Bombardierung Efferens einen Tag später stattgefunden hat, in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1944.

Hürth: Stadthistorikerin spürte abgestürzten Jagdflieger auf

Zeitzeugen sowie eine Notiz im Imperial War Museum in London unterstützen diese Version. 92 Prozent des Ortes wurden durch Bomben zerstört. Bei diesem Angriff auf Efferen stürzte auch ein Jagdflieger ab. Um diesen rankten sich in der Nachkriegszeit viele Legenden. Mal war er Amerikaner, mal Kanadier, mal Brite. Mal wurde er misshandelt, mal umgebracht von der aufgebrachten Efferener Bevölkerung.

Angeblich sei diese Misshandlung das Motiv der Alliierten gewesen, einen Luftangriff auf Efferen durchzuführen. Die Hürther Stadthistoriker fanden den Namen des Mannes heraus: William McElhare. Er stammte aus Pennsylvania in den USA und war 22 Jahre alt, als er abgeschossen wurde.

Hürth: Mythos lebt weiter

Karin Johnson, selbst in den USA geboren, hat mit dem Sohn des Fliegers gesprochen, Michael McElhare. Er erzählte, dass sein Vater tatsächlich in Efferen von einheimischen Bauern bedroht worden sei, er hätte sogar schon eine Schlinge um den Hals gehabt, aber Angehörige der deutschen Luftwaffe nahmen ihn in Gewahrsam.

Er kam in Kriegsgefangenschaft, meldete sich nach dem Krieg bei der Air Force in der Zeit des Korea-Krieges und starb 1988 mit 66 Jahren; er lebte zuletzt in Florida in der Nähe einer großen Air Force Base – zeitlebens ein passionierter Flieger. Seinem Sohn gegenüber sprach er nicht von Misshandlungen, was nicht ausschließt, dass es solche gegeben habe, so Johnson. Ob das aber ein Motiv für den Luftangriff auf Efferen gewesen sei, kann nicht nachgewiesen werden.

Das sehr zahlreich erschienene Publikum beteiligte sich intensiv an den Vorträgen. Mancher Efferener wusste von Bunkern zu berichten, etwa die Hälfte der Anwesenden kannte die Legende vom abgeschossenen Flieger. Auf dem Efferener Friedhof gibt es eine Gedenktafel für die Opfer der Fliegerangriffe.

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Übrigens: Dass die Gedenkveranstaltung nicht am eigentlichen Jahrestag, also am 31. Oktober, stattfand, hatte einen banalen Grund: An dem Tag stand der Raum in der Efferener Grundschule nicht zur Verfügung.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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