Fünf Ermittlungsverfahren laufen gerade gegen Jan Peifer, ein weiteres wurde gerade eingestellt. Für den Vorstandsvorsitzenden der Tierschutzorganisation Aninova aus Sankt Augustin ist das Alltag.

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"Fünf Verfahren sind nicht mal viel", sagt der 44-Jährige. In den vergangenen zwölf Monaten habe die Zahl der Strafanzeigen gegen die Tierschutzorganisation und ihn in seiner Funktion als Vorstand, aber auch gegen ihn als Privatperson, zugenommen.

Hausfriedensbruch und Verleumdung sind die häufigsten Gründe. Mit versteckten Kameras dokumentieren Informanten und Mitglieder der Tierschutzorganisation Missstände in großen Nutztierbetrieben und Schlachthöfen. Durch ihre Ermittlungen wurden Fälle von Tierquälerei in einem Hürther Schlachthof aufgedeckt, der daraufhin geschlossen wurde. Auch einen Hennefer Schäfer überführte die Organisation, der seine Tiere brutal behandelte und illegal schächtete. Auch der Schäfer erstattete Anzeige gegen Peifer.

Zwei bis drei Fälle von Verstößen gegen das Tierrecht im Monat deckt die Organisation Aninova auf

"Wir veröffentlichen bundesweit zwei bis drei Fälle im Monat", berichtet der Tierschützer. Etwa die Hälfte der Landwirte oder Firmen, bei denen Tierquälerei und Missstände in der Haltung offengelegt wurden, erstatteten anschließend Anzeige. Erfolg habe bis heute, sagt Peifer, noch niemand damit gehabt.

An die erste Anzeige aber erinnert er sich noch gut. "Das hat mir schlaflose Nächte bereitet, damals." Oktober 2011 sei es gewesen, an einem Freitagnachmittag: Peifer hatte Filmaufnahmen in einer Pelztierfarm gemacht, um die schlechten Haltungsformen aufzudecken. Der Vorwurf der Zivilklage vor dem Bonner Landgericht: Er habe damit 1350 Nerze zu Tode erschreckt. 22.000 Euro wollte der Inhaber der Pelzfarm von ihm erklagen. "Diese Summe hätte mich ruiniert." Der Prozess endete mit Freispruch für Peifer.

"Ich bekomme keinen Schock mehr, wenn ich angezeigt werde", sagt er freimütig. "Aber es raubt mir Zeit." Die Flut von Anzeigen solle ihn kleinkriegen, vermutet der Tierschützer, der sich seit 20 Jahren für Tierschutz und Tierrechte einsetzt. Fünf Stunden pro Woche müsse er mittlerweile aufwenden, um sich mit den Schriftsätzen auseinanderzusetzen und seinen Anwalt mit den nötigen Informationen zu den Fällen zu versorgen. Darin vermutet er Kalkül, denn diese Zeit fehle, um sich mit den Verdachtsfällen von Tierquälerei zu beschäftigen. Ebenso hält er die Anzeigen gegen ihn als Privatperson für strategisch: "Das hat eine andere Dimension. Aber ich mache das seit 20 Jahren, ich habe inzwischen eine gewisse Entspanntheit."

Es gehe in den Ermittlungen nicht darum, den Urheber des Bildmaterials zu finden, das in den Betrieben heimlich angefertigt wurde, beschreibt es der 44-Jährige. "Es wird behauptet, ich sei eingedrungen und hätte die Aufnahmen gemacht. Da muss ich nur in den Kalender schauen und kann es widerlegen." So wie in dem nun eingestellten Fall. Peifer spielte Minigolf zu der Zeit, als ihm vorgeworfen wurde, in einen Rinderstall im Landkreis Bad Kissingen eingedrungen zu sein.

Vier Schlachthöfe wurden aufgrund der Veröffentlichungen von Aninova bereits geschlossen

Aninova sei das Bildmaterial aus dem Stall im Juni vergangenen Jahres zugespielt worden, berichtet Peifer. Das wird auf der Webseite der Tierschutzorganisation transparent gemacht. Die Fotos zeigen Kühe, die mit einer Kette am Hals angebunden sind und sich nur einen Schritt nach vorn und einen nach hinten bewegen können. "Um sicherzugehen, dass die Bilder auch wirklich aus dem Stall stammen, wurde der Landwirt kontaktiert. Dieser bestätigte, dass die Aufnahmen aus seinem Stall stammen, und mehr noch, er gab auch an, dass alle seine Rinder ganzjährig angebunden gehalten werden."

Der Landwirt erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, die Staatsanwaltschaft erließ einen Durchsuchungsbeschluss. Bei der Hausdurchsuchung im November habe die Polizei sogar sein Handy beschlagnahmt, berichtet Peifer. Das Verfahren wurde eingestellt, das Handy hat der 44-Jährige zurück.

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Warum er sich nicht einschüchtern lassen will? Vier Schlachthöfe wurden aufgrund der Veröffentlichungen von Aninova bereits geschlossen, ebenso ein Hochhaus in Sachsen-Anhalt, wo auf sechs Etagen Schweine unter schlimmsten Bedingungen gehalten und gequält wurden. "Ich hab einen Gerechtigkeitsdrang. Die Tiere werden eingepfercht und gequält, die Verbraucher hinters Licht geführt."   © Kölner Stadt-Anzeiger

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