Am Abend des 19. Juli 2024 – das Heinz-Flohe-Stadion war gerade mit einem Testspiel des 1. FC Köln gegen den belgischen Erstligisten VV St. Truiden eingeweiht worden – gingen gegen 23 Uhr bei der Polizeiwache Euskirchen mehrere Anrufe ein, die ruhestörenden Lärm aus einem Mehrfamilienhaus in der Oststraße meldeten.

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Zwei Streifenbeamte fuhren hin, hörten lautstarke Musik mit ausländerfeindlichen und rassistischen Texten und stiegen das Treppenhaus zum zweiten Obergeschoss hinauf, um den Mieter zur Ruhe aufzufordern.

Mit vorgeblichen Sprengfallen an der Tür gedroht

Als sie an der Wohnung klopften, aus der der Krach kam, öffnete niemand. Stattdessen rief eine Männerstimme aus dem Inneren, sie sollten verschwinden. An der verschlossenen Tür seien Sprengfallen angebracht, das ganze Haus werde in die Luft fliegen. Dann schrie der Mieter noch: "Auf diesen Moment habe ich nur gewartet."

Die Polizisten ließen sofort das ganze Haus räumen, forderten Verstärkung an und sperrten die Oststraße ab. Einige Beamte schlichen wieder in das Gebäude und postierten sich mit gezogenen Pistolen im Treppenhaus.

Polizisten gaben einen Warnschuss ab

In diesem Moment wurde die Wohnungstür einen Spalt breit geöffnet, ein Mann in Bundeswehruniform wurde sichtbar, der ein Küchenmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge in Richtung der Polizisten warf, aber niemanden traf. Daraufhin gab einer der Uniformierten einen Warnschuss ab, die Kugel blieb in der Wand neben der Wohnungstür stecken.

Kurz darauf konnten die Polizeibeamten den betrunkenen Mieter überwältigen und festnehmen. Auf der Wache wiederholte er, die Tür sei mit Sprengfallen gesichert. Eine Durchsuchung durch Spezialisten verlief jedoch ergebnislos. Kurz danach durften die übrigen Mieter in ihre Wohnungen zurückkehren, die Straßensperrung wurde aufgehoben.

Auch wegen des Besitzes von Jugendpornografie angeklagt

Wegen dieses Vorfalls muss sich nun ein 21-jähriger Angeklagter vor der 1. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schwere Widerstandshandlung gegen Vollstreckungsbeamte, versuchte gefährliche Körperverletzung und Bedrohung vor. Darüber hinaus ist er wegen des Besitzes von Jugendpornografie angeklagt. Die Dateien sind bei ihm zu Hause am 31. Mai gefunden worden.

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Der 21-Jährige wurde zur Verhandlung aus der forensischen Klinik des Landschaftsverbandes in Essen vorgeführt und hatte eine Jacke über seine Handschellen gelegt. Er hat offenbar ein Suchtproblem, sonst hätte die Justiz ihn nicht in der Entziehungsanstalt untergebracht. Da gehöre er aber nicht hin, sagte Verteidiger Hagen Sven Seipel. Er regte an, seinen Mandanten in eine Wohngruppe für junge Alkoholkranke einzuweisen. Darüber muss die Kammer entscheiden. Der Prozess ist bis Mitte Februar angesetzt.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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