Die Bundestagswahl am 23. Februar kommt plötzlich. Ob Stammwähler oder Spontanentscheider - durch den Bruch der Ampel müssen Wahlentscheidungen kurzfristiger als sonst getroffen werden.

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Zusätzlich steht Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der CDU, in der Kritik: Merz hatte Stimmen der rechtspopulistischen AfD in Kauf genommen, um sein Migrationsgesetz im Bundestag durchzubringen, der den Entwurf jedoch ablehnte. Im nun abgelehnten Zustrombegrenzungsgesetz waren unter anderem Verschärfungen der Grenzkontrollen vorgesehen.

SPD, CDU und die Linke stimmten nicht zu, die FDP nur in Teilen. Merz kalkulierte folglich eine Zustimmung der AfD ein. Der Kanzlerkandidat der Christdemokraten hatte im Vorfeld aber eine Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten ausgeschlossen.

Hat dies Auswirkung auf die Wahlentscheidung am 23. Februar? Wir haben Bürgerinnen und Bürger in der Siegburger Innenstadt gefragt, wie sie ihre Entscheidung für die Bundestagswahl treffen und welche Faktoren dafür besonders wichtig sind.

Vor der Bundestagswahl: Diese Themen treiben die Wähler um

"In den letzten drei Wahlgängen war ich Stammwähler, jetzt bin ich noch ein bisschen orientierungslos", sagt der 42-jährige Babak Zand: "Ich lese viel, schaue Nachrichten, aber das, was viele Parteien sagen, steht im Widerspruch zu dem, was passiert."

Den ehemaligen Bundeswehrsoldaten beschäftigen vor allem die Themen Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik. "Ich habe Glück, ich habe einen unbefristeten Job und eine Wohnung, aber vielen geht es da anders", schildert Zand. Seine Tochter habe zum Beispiel große Probleme, eine Wohnung zu finden.

"Was mir am wichtigsten ist: auf gar keinen Fall die AfD!", positioniert sich Natalie Fielenbach. "Ich war geschockt darüber, was Merz im Bundestag losgetreten hat." Die 37-Jährige verweist auf die deutsche Geschichte. "Ich frage mich, ob die Konservativen nichts aus der Zeit des Nationalsozialismus gelernt haben und nicht sehen, wie gefährlich der Rechtsrutsch ist", betonte sie.

Arbeit der Ampel-Regierung – Friedrich Merz und die Brandmauer

Die Ampel-Koalition war sich häufig nicht einig, das hat bei dem 62-jährigen Bernd Mühltaler einen Eindruck hinterlassen: "Die letzte Regierungsperiode fand ich nicht so toll. Das hat zu nichts geführt und war für mich enttäuschend."

Er zieht daraus Konsequenzen: "Deswegen hoffe ich jetzt auf etwas Neues und werde anders wählen als letztes Mal." Rechts komme aber nicht infrage, stellt er klar.

Auch Monika Bergold verfolgt das politische Geschehen. Sie zeigt sich schockiert über die jüngsten Bundestagsdebatten zur Asylpolitik: "Merz hat sich nur geschadet mit dem, was er getan hat. Es war für mich furchtbar, das zu sehen – alles, was mit der AfD zusammenhängt, geht gar nicht."

Weiter problematisierte die 76-Jährige: "Merz kann aber auch nicht auf die Unterstützung von den Parteien hoffen, gegen die er die letzten Jahre über Stimmung gemacht hat." Sie meint damit die Parteien der Ampel-Koalition. Die Frage, wie die neue Regierungskoalition wahrscheinlich aussehen wird, bleibt für Bergold offen.

Stabilität für Deutschland – woher kommen die Informationen?

Fatih Karakurt konzentriert sich bei seiner Wahlentscheidung auf die Regierungszeit von Bundeskanzler Olaf Scholz: "Für mich ist es wichtig, zurückzublicken und sich anzuschauen, wie die vergangenen Jahre waren. Sozial und wirtschaftlich ist viel passiert, und die Menschen sind skeptisch geworden, alles wird teurer."

Er werde die AfD wählen, sagt der 42-Jährige, trotz seines Migrationshintergrunds: "Ich hoffe, dass die Politiker ihre Versprechen halten und Deutschland wieder eine Stabilität geben, die es mal hatte."

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Für Helga Colbus ist die Art entscheidend, wie sie sich informiert: "Ich lese viel in der Tageszeitung und schaue Nachrichten. Soziale Medien lasse ich außen vor, weil die Informationen dort oft verfälscht sind." In Anbetracht der kommenden Wahl plagen die 65-Jährige keine Zweifel: "Für mich steht schon zu 99 Prozent fest, wen ich wähle."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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