Neue Wege in der Seniorenarbeit wollen die Vertreterinnen und Vertreter ihrer Generation gehen: Die fünf noch aktiven Mitglieder des Seniorenbeirats werden sich nicht noch einmal einer Wahl stellen, an die Stelle des Gremiums könnten "Kümmerer" in den Ortschaften treten.
"Wir haben ein Problem, das andere Vereine auch haben", sagte bei einem Gespräch im Rathaus der Beiratsvorsitzende Toni Fronzcak. Sie stehen vor der Frage: "Wie geht's weiter?" 2022 ging der Beirat mit elf Mitgliedern an den Start, seither sind sechs Männer und Frauen gestorben oder haben sich zurückgezogen.
Zerschlagen hätten sich auch die Hoffnungen, in der Gemeinde einen "Seniorenraum" als dauerhafte Anlaufstelle für ältere Mucher und Mucherinnen einzurichten: Die Blicke hatten sich auf die Alte Villa gerichtet, heute unter anderem Heimat der Musikschule. Aber: "Jetzt sind wir da ganz raus", beklagt Toni Fronczak.
Höchstens einige Stunden in der Woche hätte der Beirat dort Räumlichkeiten mieten können, ergänzt Ulrike Buschmann. Dauerhaft stehe ein solcher Raum nicht zur Verfügung. "Als wir gewählt wurden, hat man uns Räumlichkeiten zugesagt", sagt auch Dieter Georgi. Diese Zusage sei nie erfüllt worden. Die Mieten in der Villa sind nach seinem Dafürhalten "viel zu hoch".
Er fühle sich von der Politik "nicht ernstgenommen", kritisiert Toni Fronczak; dabei sei der Seniorenbeirat "laut Satzung gewählt, die Politik zu beraten". Auch Ulrike Buschmann sagt, es werde "nicht gemeinsam nach Lösungen gesucht". Und für Franz-Josef Steinborn stellt sich die Frage: "Ist der Seniorenbeirat überhaupt gewollt?"
Diese Frage richte sich aber auch an die Seniorinnen und Senioren der Gemeinde, erklären unisono die noch aktiven Beiratsmitglieder: Veranstaltungen seien zumeist kaum besucht; teilweise nähmen noch nicht einmal die Menschen teil, die sich zuvor angemeldet hätten. Besser besuchte Vorträge wie der der Polizei oder zum Thema Erste Hilfe seien die Ausnahme.
"Wir sind angetreten, den älteren Menschen zu helfen", sagt Dieter Georgi. Doch mehren sich im Beirat die Zweifel daran, ob die Seniorinnen und Senioren der Gemeinde das überhaupt wollen. "Wir haben das Gefühl, wir sind überflüssig", formuliert das Franz-Josef Steinborn. Aufrufe des Beirats, Vorschläge und Wünsche zu äußern, fanden keine Resonanz. "Da kommt gar nix", zeigt sich Toni Fronczak frustriert.
Oft hat das Beiratsquintett in den vergangenen Wochen und Monaten über mögliche Gründe nachgedacht. "Vielleicht, weil es zu viele Angebote gibt", sagt Ulrike Buschmann. In der Tat weiß auch das Toni Fronczak, dass sich schon ohne die kirchlichen Angebote 28 Programme an die Senioren richteten. Immerhin 50 Besucher zähle der regelmäßige Spielenachmittag des gemeindlichen Seniorenbüros.
Viele Seniorengruppen organisierten sich selbst, weiß Ulrike Buschmann. "Ich fühle mich noch nicht als Senior", hat Franz-Josef Steinborn häufiger gehört. "Sicher auch ein Problem" ist für ihn auch die Struktur der Gemeinde, die aus 112 Orten und Weilern besteht. "Als Mucher ist man es gewohnt, Auto zu fahren", sagt Gaby Hofsümmer aus der Gemeindeverwaltung. "Die Menschen, die einsam sind, können das nicht mehr."
Für die verbliebenen Mitglieder des Seniorenbeirats steht fest: Sie kandidieren nicht mehr. Aber auch auf die Frage: "Suchen wir Nachfolger und ist das überhaupt fair angesichts des offenbar nicht vorhandenen Bedarfs?" kristallisiert sich eine neue Idee heraus. Ehrenamtliche in den Ortsteilen könnten dort als Ansprechpartner fungieren, "eine Art Problemsammler" stellt sich Franz-Josef Steinborn vor.
"Wenn man einkaufen geht, wird man schon mal angesprochen" , hat Toni Fronzcak erfahren. Vielleicht sei eine solche Person im Ort eine Möglichkeit für Ältere, mehr gehört zu werden. Auch Gaby Hofsümmer glaubt, dass ein solches Angebot erfolgversprechend sein könnte "für Senioren, die sich mehr zurückziehen und vereinsamen". © Kölner Stadt-Anzeiger
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