Es kommt bei mir selten vor, dass ich beim Verlassen eines Restaurants nicht an das zurückliegende Essen denke.

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Aber im "Mahal" – was im Arabischen Ort oder Platz bedeutet – erging es mir genau so. Serviert wird hier eine Küche aus Antiochia, gemeint ist damit das heutige Antakya im äußersten Süden der Türkei, einem Knotenpunkt der levantinischen und anatolischen Welt. In der römischen Antike war es nach Rom und Alexandria die drittgrößte Stadt der Welt. Durch die Schlagzeilen ging es im Februar 2023, als ein schweres Erdbeben die Stadt großflächig zerstörte, den alten Teil mit seinen vielen Denkmälern sogar zu 80 Prozent.

Im Laufe des Abends kam ich mit dem freundlichen Kellner ins Gespräch und er berichtete, dass er damals 24 Stunden von Trümmern verschüttet war. Er zeigte mir Fotos, auch von seinem zerstörten Wagen. Seine Familie hätte, wie durch ein Wunder, überlebt. Jetzt sei er in Köln, alles sei gut.

Ein bisschen Phantasialand – auf gemütliche Art

Es lässt einen dankbar und demütig werden, wenn dann dampfendes Essen auf dem Tisch steht. Und man behaglich sitzt in diesem Restaurant, das vorher ein äthiopisches war und in vielen Details umgebaut wurde. Über den Gästen befindet sich eine Art Strohdach, an der Wand ein Mosaik nach römischem Vorbild in Antiochia. Also ein bisschen Phantasialand, aber auf gemütliche Art.

Ein Essen beginnt hier klassischerweise mit diversen Dips, wie dem erfrischenden Haydari (Joghurt mit Butter und getrockneter Minze), dem würzig-fruchtigen Abugannuc (ofengeröstete Auberginen mit Tomaten, Granatapfelsirup, Olivenöl) oder dem angenehm scharfen Shayhoudi (geröstete Tomaten, Paprika, Olivenöl, verschiedene Chilisorten). Vorsicht: Die Brotchips dazu können süchtig machen! Mein Liebling sind trotzdem die enorm würzigen Pacanga Böregi – Röllchen aus knusprigem Baklava-Teig mit Kashkaval-Käse, getrockneten Tomaten und Pastirma Schinken.

Butterweiche Lammschulter – das traditionell festliche Gericht Kuzu Tandir

Die teuerste Hauptspeise von Koch Özgür Altunkaya ist Kuzu Tandir, das traditionell bei besonderen Feierlichkeiten zubereitet wird. Das große Stück langsam geschmorter Lammschulter gerät butterweich, der in Milch gegarte Ashure-Weizen cremig, und die Kombination mit den Aromen karamellisierter Früchte als Püree bietet einen angenehm süßen Kontrast.

Das Brine Hähnchen wird mit Firik-Weizen und einem – im Gegensatz zu den vielen kräftig gewürzten Speisen – eher belanglosen Wurzelgemüsesalat serviert. Bandura Biriz heißt der vegetarische Hauptgang, ein schlotziges Tomatenrisotto mit geräucherter Paprika und Nomadenkäse. Es besitzt noch leichten Biss, für eine länger anhaltende Faszination fehlt allerdings ein weiteres Element.

Bei den Nachspeisen begeistern mich die Mini Tas Kadayıf, denn die herrlich heißen Teigtaschen sind äußerst kross ausgebacken, und mit einer Walnusspaste gefüllt. Ausgesprochen süß, aber trotzdem in Balance.

Hier wird sorgsam gekocht, mit guten Zutaten, sehr traditionell, manchmal aber auch mit subtilen Modernisierungen. Ein paar anatolische Weine gibt es dazu, auch Cocktails oder Raki. Im Kellergewölbe finden kulturelle Veranstaltungen statt, man will eben ein Ort des Austauschs und des Zusammenkommens sein.

Fazit: Charmantes Südstadt-Restaurant mit aromenstarker, sorgsam gekochter Antiochia-Küche. Es gibt vieles zu entdecken und zu genießen.

Bewertung: 4 von 6

Mahal
Eburonenstraße 1, 50678 Köln, Tel.: 0221 - 778 880 28, geöffnet Di-Fr 18 bis 24 Uhr, Sa 15 bis 24 Uhr (Küche jeweils bis 22 Uhr)
mahal-antiochia.de

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Henns Auswahl:

  • "Right in the middle": 30 Euro (Vier Meze) 40 Euro (6 Meze) inkl. Brot
  • Pacanga Böregi // 11,90 Euro
  • Kuzu Tandır // 44 Euro
  • Brine Hähnchen // 24 Euro
  • Bandura Birız // 18,90 Euro
  • Mini Tas Kadayıf // 11 Euro

  © Kölner Stadt-Anzeiger

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