Die Kuh, die im Dezember im oberbergischen Nümbrecht beim Verladen in einen Transporter Reißaus genommen hat und dann in Richtung Much im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis gelaufen war (wir berichteten), ist nach wie vor allein unterwegs.

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Sämtliche Versuche, das als besonders menschenscheu geltende Tier einzufangen, sind seither gescheitert.

Aus Tierschützerkreisen ist zu hören, dass wohl nicht zuletzt der Versuch zahlreicher Privatpersonen, die Kuh zu finden, kontraproduktiv gewesen sei. Diese Versuche hätten das von den Tierschützern "Hilde" getaufte Tier in Unruhe versetzt und die Versuche, es einzufangen, noch erschwert.

Das Tier wird genug Futter finden, auch wenn es mal geschneit hat.

Franz Bellinghausen, Vorsitzender Kreisbauernschaft Oberberg

Von solchen unsachgemäßen Eigeninitiativen rät auch Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft des Oberbergischen Kreises, auf Anfrage dieser Zeitung ab. Die Wahrscheinlichkeit, die Kuh zu verschrecken, sei groß. "Die Gefahr, dass das Tier dann panisch auf eine Straße oder sogar auf die Autobahn läuft, ist immer gegeben."

Oberberg/Rhein-Sieg-Kreis: So ernährt sich die freilaufende Kuh

Und wie steht es um die Befürchtung einiger unserer Leser, dass die auf sich allein gestellte Kuh womöglich hungern muss? Davon sei nicht auszugehen, beruhigt Bellinghausen. "Das Tier wird genug Futter finden, auch wenn es mal geschneit hat", sagt er und zählt etwa kleine Äste und Zweige, aber auch altes Gras als mögliche natürliche Nahrungsquellen auf. Und er erinnert daran, dass auch wild lebende Wisente Rinder seien und sich selbst versorgen können.

Zudem stehe der freilaufenden Kuh eine unüberschaubar große Fläche zur Nahrungssuche zur Verfügung: "Sie findet kein so tolles Futter wie im Sommer, aber sie wird keinen Hunger haben." Das dicke Fell schütze sie vor der Kälte und auch vor Niederschlag, den Rinder nicht so gern haben, wie Bellinghausen sagt. Um Regen aus dem Weg zu gehen, kann sich der Landwirt vorstellen, dass Hilde bei Regen Schutz in einer Fichtendickung sucht. "Das Einzige, was ihr fehlt, ist der Herdenanschluss", so Bellinghausen. "Wenn es eben geht, wird das Tier Anschluss suchen."

Deshalb hält er es auch für denkbar, dass es ein Weg zum Einfangen sein könnte, dass man zwei oder drei besonders ruhige Tiere aus einer Milchkuh-Herde in Hildes Nähe bringt, schränkt aber ein: "Eine Garantie ist das auch nicht." Er ergänzt, dass die ausgebüxte Kuh umso schwerer zu kontrollieren sein dürfte, je länger sie alleine in freier Wildbahn lebt.

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Derweil sind erfahrene Tierretter im Einsatz, um die Kuh einzufangen. Nach Auskunft der Kreispolizeibehörde in Siegburg seien bisher keine Situationen bekannt geworden, in denen Hilde im Straßenverkehr eine Gefahr für sich selbst oder den fließenden Verkehr dargestellt hätte.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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