Im Jahr 2011 hatte Annett Jaap ihren ersten Arbeitstag im Hubertusstift in Bedburg. Der 31. Januar 2025 wird ihr letzter sein.

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Die Nachricht von der Schließung des Hauses, die die Belegschaft am Donnerstagnachmittag erreichte, trifft die 44-Jährige schwer. "Wir haben alle damit gerechnet, dass ein kleines Haus wie unseres irgendwann wird schließen müssen", sagt Jaap. "Aber dass es so plötzlich und schnell kommt, hat niemand wirklich erwartet."

Für sie steht nun erst einmal der Gang zum Arbeitsamt an. "Ich schaue mich nach einer neuen Stelle um", sagt Jaap, die in Bergheim-Glesch wohnt und die Nähe zu ihrem Arbeitsplatz geschätzt hat. Der Schock bei allen 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sitze tief. "Ich mache mir Sorgen, dass viele Probleme haben werden, einen neuen Job zu finden, weil sie schon ein entsprechendes Alter haben oder etwa in der Reinigung oder der Küche arbeiten."

Bedburg: Auch Patienten sind schockiert von der Schließung

Das Bedburger Krankenhaus sei "ein kleines gemütliches Häuschen", das bei Mitarbeitern und Patienten immer sehr beliebt war. "Die Bedburger sind gern hierhergekommen", sagt Annett Jaap. Auch sie selbst habe sich schon im Bedburger Krankenhaus behandeln lassen. Kaum sei die Nachricht bekannt geworden, hätten auch schon viele Leute angerufen. "Das Telefon steht nicht mehr still, die Menschen wollen wissen, ob das wirklich stimmt."

"Das ist für unsere Stadt ein Schlag ins Kontor", sagt der Bedburger Georg Wahlen. "Da hängen viele Arbeitsplätze dran." Der 63-Jährige hat eine emotionale Bindung zum Hubertusstift. "Ich bin hier geboren." Seine Frau Renate, die gerade als Patientin der Notaufnahme beim Röntgen ist, pflichtet ihm bei: "Das Krankenhaus ist ein Stück Bedburg. Das wird fehlen."

"Letztlich hat uns die Krankenhausplanung des Landes das Genick gebrochen", sagt Chefarzt Anton Rausch. Es sei "Unfug", ausgerechnet dem Bedburger Krankenhaus mit dem zertifizierten Endoprothetikzentrum die tragende Säule zu nehmen und "die Knie-OPs an dieses und die Hüft-OPs an jenes Krankenhaus zu vergeben – das gehört doch in eine Hand". Und: "Wenn man uns Zeit gelassen hätte, hätten wir andere Schwerpunkte setzen können."

Problematisch für das Hubertusstift sei auch ein Investitionsstau beim Brandschutz gewesen. "Da hätten wir in diesem Jahr 1,2 Millionen Euro investieren müssen", sagt Rausch. Auch dieser Kostenfaktor habe sicher bei der Schließung eine Rolle gespielt. "Diese Summe können wir in dieser Situation nicht stemmen."

Bedburg: Bürgermeister will die Notfallambulanz erhalten

Bürgermeister Sascha Solbach (SPD) will sich nun für drei Ziele einsetzen. "Oberste Priorität hat, den Notarztstandort zu erhalten", sagt Solbach. Und dann müsse man im nächsten Schritt schauen, ob es eine Zukunft für die Ambulanz gebe, damit weiterhin eine Notfallversorgung in der Stadt sichergestellt sei. "Damit wären dann zwei Minimalziele erreicht."

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Danach müsse geklärt werden, was im Gebäude möglich sei. Solbach hat bereits eine Poliklinik, in der Fachärzte verschiedener Richtungen sich in einem Ärztezentrum zusammenschließen, und ein Medizinisches Versorgungszentrum, bei dem mehrere ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte unter einem Dach arbeiten, ins Spiel gebracht. "Vieles ist denkbar", sagt Solbach, "auch eine Tagespflege für Senioren".  © Kölner Stadt-Anzeiger

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