Susanne Weiß-Margis hat alle Romane der amerikanischen Schriftstellerin Anne Tyler gelesen. "Sie hat eine feine Beobachtungsgabe", lobt die Buchhändlerin, "und eine kluge zurückhaltende Sprache."

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So erzähle sie viel zwischen den Zeilen. "Sie beschreibt humorvoll die Macken der Menschen, ihre Widersprüchlichkeiten", sagt Weiß-Margis. Sie empfiehlt ihren Kunden gerade Tylers neuesten Roman "Drei Tage Juni", aber auch Jane Campbells, "Bei aller Liebe" und Daniela Krahs "Mein drittes Leben" – je nachdem mit wem sie spricht. Weiß-Margis kennt die Geschmäcker ihrer Kunden und Kundinnen genau.

Buchhändlerin aus Köln-Braunsfeld übernahm Laden der Eltern

Bereits seit 30 Jahren betreibt sie die Klarenbach-Buchhandlung an der Aachener Straße 458. Ende März wird sie schließen, zum großen Bedauern der Stammkundschaft – aus einem einfachen Grund: Weiß-Margis wird im Sommer 68 Jahre alt und möchte gerne kürzertreten, hat aber niemanden gefunden, der ihre Buchhandlung übernimmt. Dabei würde sie den neuen Betreiber auch einarbeiten und weiterhin unterstützend zur Seite stehen. Doch den vollen Einsatz als Inhaberin kann und möchte sie nicht mehr bringen, sondern es künftig etwas ruhiger angehen lassen. "Ich möchte nun auch einmal ein Wochenende frei haben und Urlaub machen", sagt sie.

50 Jahre Berufsleben liegen hinter ihr – und viel Verantwortung. "Das ist kein Job, bei dem man auf die Uhr guckt", so Weiß-Margis. Bereits im Alter von 14 Jahren begann sie ihren Eltern in der Klarenbach-Buchhandlung zu helfen. Sie hatten sie 1951 eröffnet. Mittlerweile gibt es das Geschäft seit mehr als 70 Jahren. "Ich habe meine ganze Kraft in den Laden gesteckt. Es war eine großartige Zeit, gerade in den 70er- und 80ern. Ich bin froh, dass ich die tollen Jahre im Buchhandel erlebt habe" Die Menschen waren sehr politisch, lasen viel, diskutierten gerne. In der Klarenbach-Buchhandlung entwickelte sich ein inniger Kundenkontakt.

Natürlich, so Weiß-Margis, sei der Markt schwieriger geworden. "Die Menschen lesen weniger. Es gibt das Internet." Die New-Adult-Romane für die jungen Leser würden eher online und in großen Ketten verkauft. In den kleineren Läden, die handverlesene Literatur anbieten, wären sie weniger vertreten. Aber alteingesessene Buchhändler und -händlerinnen in den Vierteln, mit einem guten Stand und einem guten Einzugsgebiet könnten schon noch gut überleben.

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"Vor allem ältere Menschen kaufen viel", sagt Weiß-Margis. Unter den zahlreichen Fans, die in Online-Bewertungen das freundliche kompetente Team und die gute Bücherauswahl der Klarenbach-Buchhandlung loben, sind aber auch jüngere Leserinnen und Leser. Die Tür der Klarenbach- Buchhandlung endgültig zu schließen, schmerzt Weiß-Margis. Sie hofft auf ein Wunder, dass sich doch eine passende Person findet, "die für den Buchhandel brennt und den Laden mit Freude und Liebe betreibt."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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