Das Kreisjugendamt hat einen Plan ausgearbeitet, um in den kommenden Jahren bis zu rund einer Millionen Euro im Rahmen neuer Maßnahmen einzusparen.
Ab 2027 könnten es rund 1,5 Millionen sein. Das geht aus einer Vorlage des Kreises hervor. Geplant sei, eigene ambulante und stationäre Angebote einzurichten, Satzungen anzupassen sowie ein Personalkonzept umzusetzen und dabei die Einsparmöglichkeiten zu beachten, berichtete Jugendamtsleiter Thomas Straßer im Jugendhilfeausschuss.
"Trotz des krisenhaften Haushalts soll sich das Jugendamt zukunftssicher aufstellen." Unter anderem soll das Angebot der Schulbegleitung für Kinder, die dem Unterricht nur schwer folgen könnten, angepasst werden.
Vier Stellen im Jugendamt
Dafür sollen vier Stellen im Jugendamt selbst angesiedelt werden, sagte Straßer. Aktuell werde die Schulbegleitung über andere Träger geregelt. Die Personalstellen im Jugendamt anzugliedern, berge ein Einsparpotenzial von 120.000 Euro.
Die Idee solle bis 2027 getestet werden. Wie die Schaffung neuer Stellen und damit neuer Personalkosten dazu führe, dass eine derartige Summe eingespart werde, wollte Martin Schäfer (CDU) im Ausschuss wissen. "Träger bieten Schulbegleitungen oft nur für vier bis fünf Tage an. Manchmal brauchen wir sie aber nur an zwei Tagen", erläuterte Straßer. Eigene Angestellte könne man gezielter einsetzen.
Eine weitere Baustelle seien die Inobhutnahmen, die seit Jahren stiegen, so Straßer. Um dem Anstieg entgegenzuwirken, plane man die Einrichtung einer eigenen Inobhutnahme mit zehn bis zwölf Plätzen sowie einer eigenen Clearingstelle.
Betreuungsschlüssel entscheidet
Damit könnten zwischen 50.000 Euro und 500.000 Euro eingespart werden, je nach Betreuungsschlüssel. Der Plan des Jugendamts beinhaltet laut Verwaltungsvorlage ebenfalls die Möglichkeit, dass die Elternbeiträge für die Betreuung von Kindern entweder anders gestaffelt oder erhöht werden könnten.
Das könne ab 2027 zu einer Einsparung von rund 433.500 Euro führen. Die Einsparung für dieses Jahr lägen jedoch nur bei 180.600 Euro, da die Umsetzung "sinnvollerweise erst zum neuen Kita-Jahr" ab August 2025 erfolgen könnte. Ebenfalls möglich sei eine Erhöhung der Elternbeiträge durch zusätzliche Beitragsstufen, die die bisherige Grenze von 90.000 Euro übersteigen, etwa auf über 120.000 Euro.
Dies könne wiederum ab 2027 zu einer Einsparung von rund 396.500 Euro führen. In diesem Jahr würden die Einsparungen laut Angaben der Verwaltung bei 165.200 Euro liegen, da auch in diesem Fall die Umsetzung zum kommenden Kita-Jahr erfolgen könnte. Bei beiden Ideen zur Erhöhung der Elternbeiträge handele es sich jedoch um hypothetische Prognosen, so Straßer.
Begeisterung im Ausschuss
Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses zeigten sich von dem Plan der Verwaltung begeistert. "Ich war, gelinde gesagt, überrascht über den Vorschlag. Hier haben Sie aus der Not eine Tugend gemacht", sagte Hinrich Schipper, Kreisvorsitzender der SPD im Rheinisch-Bergischen Kreis.
"Ich finde die Idee gut", betonte Michael Becker (FDP). Der Vorschlag führe zu einer Stabilisierung der Finanzen. "Wer kann da schon nein sagen?", fragte Norbert Dörper (Bündnis 90/Die Grünen). Keiner, denn die Planung sei gut für die finanzielle Lage und fokussiere sich auf das Wohl von Jugendlichen und Kindern, fasste er zusammen.
Fachkräftemangel im Blick
Für das Jahr 2027 könnten. basierend auf den Maßnahmen für eigene ambulante und stationäre Angebote, 620.000 Euro und bei den Anpassungen der Satzungen 830.000 Euro eingespart werden. Bei der Umsetzung des Personalkonzeptes wolle man bis zu 500.000 Euro investieren, erläuterte Straßer. Ein großes Problem sei der Fachkräftemangel. "Wir konkurrieren mit anderen Jugendämtern", erklärte Straßer.
Deshalb wolle man den Rheinisch-Bergischen Kreis als attraktiven Arbeitgeber stärken, indem man beispielsweise spezialisierte Stellen anbiete. So könne man sicherstellen, dass Fachkräfte beim Kreis arbeiten wollten. Neben den finanziellen Aspekten wolle das Kreisjugendamt auch den Fokus auf das Wohlbefinden seiner Mitarbeitenden legen.

"Wir möchten ihre Zufriedenheit und Resilienz stärken", sagte der Jugendamtsleiter. Auch wolle man sicherstellen, dass der Allgemeine Soziale Dienst schneller, handlungssicherer und rechtssicherer agieren könne. © Kölner Stadt-Anzeiger