Wenn die Jugendlichen ihr Quartier neu gestalten könnten, würde es vor allem deutlich bunter als jetzt zugehen: Bunte Zebrastreifen, bunte Bänke, bunte Blumen am Straßenrand, bunte Girlanden in den Straßen, bunte Punkt-Tastmarkierungen für Sehbehinderte an Ampeln und Überwegen, dazu Hängematten, Sofas an Haltestellen, ein Skateboard-Pumptrack – und natürlich weniger wilder Müll.

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Auch die Fassaden der Häuser, sowie die Mauern und Tore auf dem Clouth-Areal könnten mehr Farbe vertragen.

Auf einer großen Leinwand zeichneten die jungen Mitwirkenden des Workshops "Kreativeedel – You Name It!", ihre Ideen ein. Nicht nur stadtgestalterische, sondern auch soziale Wünsche waren dabei: dass etwa Wohnungslose mehr ins Veedelsleben einbezogen werden, zum Beispiel, dass sie sich im Café einen von anderen zuvor bezahlten Kaffee holen können. Und allgemein sollten alle netter zueinander sein, sich Komplimente machen und weniger streiten – und Hundefreunde endlich die Haufen ihrer Lieblinge entfernen und in Tüten packen.

Viel Unterstützung durch Künstler und Stiftungen

"Seit dem Sommer haben sich die Jugendlichen kreativ betätigt", erläutert Anika Lecomte vom Verein "Nachbarschaft Clouth", der den dreimonatigen Kunstworkshop als Träger organisiert hat. Als Förderpartner von Projekt und Ausstellung, die ein Wochenende lang zu sehen war, waren das Land NRW mit seinem "Heimat-Scheck", die Ernst-Cassel-Stiftung der GAG, die Bezirksvertretung Nippes, die Rheinenergie-Stiftung Kultur und die bundesweit tätige "Stiftung Bildung" dabei.

"Es kamen so viele bunte Ideen zusammen, wie man das Quartier schöner und lebenswerter machen kann." Auch die zur Eröffnung anwesenden Eltern waren beeindruckt. "Dass so tolle, kreative Ergebnisse herauskommen, hätte keiner von uns gedacht", so ein Elternpaar.

Jede Woche trafen sich die zehn Jugendlichen, mehrheitlich Mädchen, zwei Stunden lang im Kunst- und Ausstellungsraum "&wieder" an der Eichstraße 6. Bei ihrem multimedialen Projekt fotografierten sie im Veedel, erstellten Collagen und führten Interviews, was ein gutes Leben im Stadtteil ausmacht.

Dabei unterstützten sie mehrere Künstlerinnen und Künstler; der Verein "Industriedenkmal Clouth" lieferte historische Zusammenhänge und alte Fotos. Mit dem Kölner Illustrator Marcel Kreuzer verteilten die Jugendlichen etwa Comic-Bilder mit lustiger Positiv-Botschaft im Clouth-Areal, etwa "No Drama, Lama" oder "Alles, wirklich alles ist besser mit Kakao" – die Bilderrahmen hierfür hatten sie in einer Kiste zum Verschenken am Straßenrand gefunden. Mit Medienkünstler und Grafikdesigner Johannes Guerreiro ging es darum, wie sich graue Fassaden und Plätze anders gestalten lassen.

Bauzaun um Tor-2-Umfeld soll verschönert werden – "&wieder" schließt Ende des Monats

Ein paar Dinge aus dem Workshop sollen Realität werden. "Wir arbeiten daran, das Veedel Schritt für Schritt etwas grüner zu bekommen", so Bernd Blaschke von der Initiative "Lebeveedel" unter dem Dach des Clouth-Nachbarschaftsvereins. Die junge Kunstgruppe bekam die Freigabe, ab nächstem Frühjahr die 90 Meter lange Holzmauer um das Baufeld am Clouth-Tor 2 zu verschönern. "Am liebsten hätten wir einen dauerhaften Raum für Jugend- und Kunstarbeit", so Lecomte.

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Denn das "&wieder" ist es in Zukunft nicht mehr: Der Kunstraum schließt zum Ende des Monats, wie der Trägerverein "Das Kulturgetriebe" auch in den sozialen Medien bekanntgab. Grund hierfür seien gestiegene Betriebskosten, die sich nicht mehr weitergeben ließen. Zweieinhalb Jahre hatten die Räume Bestand, eine Rückkehr an anderer Stelle sei jedoch nicht ausgeschlossen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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