Beschäftigte des Helios-Klinikums Siegburg haben sich am Mittwochmittag in ihrer Pause am Ausgang der Zentralen Notaufnahme (ZNA) versammelt.
Der Grund: Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung. Vor den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst am 24. Januar wollen sie ihre Vertreter unterstützen.
Bei den Verhandlungen fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Arbeitnehmer in besonders belasteten Feldern sollen zudem drei zusätzliche Urlaubstagen erhalten. Die Verhandlungen werden zwischen Verdi, dem Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) geführt.
Vor Tarifverhandlungen: Helios-Belegschaft in Siegburg setzt Zeichen
"Wir wollen ein erstes optisches Zeichen setzen", sagte Arno Appelhoff. Der Verdi-Gewerkschaftssekretär ist für Helios Krankenhäuser zuständig, früher war er selbst Krankenpfleger. 450 Angestellte hatten sich in Siegburg mit einer Unterschrift solidarisch gezeigt. Am Mittwoch standen ein paar Dutzend der Pflegekräfte an der ZNA. Der Ort bietet sich an, da wohl die Intensivstationen und Notaufnahmen in Krankenhäusern besonders belastet sind, wie einige der Teilnehmenden erklärten.
"Die Belastung ist extrem hoch in den Krankenhäusern", schilderte Sonja Berger, Betriebsratsvorsitzende und OP-Schwester bei Helios: "Die Leute sind am Ende. Täglich kommen Überlastungsanzeigen." Die Konzernvorgaben und politischen Rahmenbedingungen passten nicht mit den Arbeitsbedingungen zusammen, betonte die 49-Jährige.
Pflegekräfte machen auf generelle Missstände aufmerksam
Andere Pflegekräfte berichteten, die Ambulanz sei so voll, dass manche Patientinnen und Patienten nicht einmal Platz auf Tragen fänden. Aufgrund der Dauerüberlastung seien Wartezeiten von mehr als zehn Stunden mittlerweile üblich. "Die Kollegen sind am Limit. Fehler entstehen bei Überlastung. Das geht bis zur Reanimation – nicht jede ist erfolgreich", stellte Arno Appelhoff fest. "Patienten sterben, die nicht sterben müssen", brachte es eine Pflegekraft wütend auf den Punkt. Das sei für die Psyche der Krankenhausbelegschaften belastend.
Auch ein Krankenpfleger berichtete, dass die Kolleginnen und Kollegen unterschiedlich mit der Mehrbelastung umgingen. Manche redeten offen darüber, andere seien verschlossen. "Viele sind den Tränen nah", sagte Sonja Berger. Der Pflegeberuf müsse so gestaltet werden, dass er bis zur Rente durchgeführt werden könne. Stattdessen bekomme sie mit, dass viele Pflegekräfte in Vollzeit anfingen, auf Teilzeit reduzierten und schließlich gar nicht mehr könnten – körperlich und mental.
"Die Politik sollte sich mehr für die Pflege einsetzen", sagte Sonja Berger. "Vom Klatschen wird man nicht gesund", fügte Arno Appelhoff an. Der 66-Jährige bezieht sich damit auf die Pflege-Diskussion, die während der Corona-Pandemie aufkam. "Besondere Arbeitszeiten im Krankenhaus sollten auch besonders vergütet werden", sagte er weiter.
Eine Mitarbeiterin stellte fest: "Wir arbeiten in einem sozialen Beruf, aber werden asozial behandelt." © Kölner Stadt-Anzeiger
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