Jeder Defekt führt zum stundenlangen Ausfall der Schrankenanlage, und Ersatzteile sind auf dem Markt nach Auskunft der Kreisverwaltung nicht mehr erhältlich - der Bahnübergang an der Lindenstraße in Bedburg muss dringend erneuert werden.
Darin sind sich Politiker und Verwaltungen sowohl in Bedburg als auch beim Kreis einig. Einen entsprechenden Beschluss, die Modernisierung voranzutreiben, zu der etwa eine neue Fußgängerführung, eine Mittelinsel auf der Lindenstraße und eine eigene Abbiegespur auf die Bahnstraße gehören, fasste der Kreisverkehrsausschuss nun einstimmig. Jedoch: Die Darstellung des Experten Jörg Herold vom Planungsbüro TSC, das die Folgen des Umbaus und die Leistungsfähigkeit der Kreuzung beleuchtete, stellte die Mitglieder des Ausschusses alles andere als zufrieden.
Schließzeiten der Schranken in Bedburg werden sich verlängern
Laut Herold werden die Wartezeiten bei Schrankenschließungen für Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer deutlich anwachsen. "Grund sind längere Schließzeiten aus Sicherheitsgründen, die nach Angaben der Deutschen Bahn nun nach neuen Richtlinien nötig sind", sagte Herold im Sitzungssaal des Kreishauses in Bergheim. Von rund drei Minuten würde die Zeit, in der die Schranken geschlossen seien, auf etwa vier Minuten anwachsen.
Das ist jedoch laut Herold nicht gleichzusetzen mit der Wartezeit, die Verkehrsteilnehmer in Spitzenzeiten wie dem späten Nachmittag in Kauf nehmen müssten. Nach Simulationen, die auf einer aktuellen Verkehrszählung beruhen, wird das letzte Fahrzeug, das sich in den Stau hat einreihen müssen, erst nach rund elf Minuten die Kreuzung passieren.
Nach Angaben von Herold wird sich auf der Neusser Straße aus Richtung Kaster kommend ein Rückstau von rund 400 Metern bilden. Das entspricht der Strecke bis zum Bahnübergang an der Erkelenzer Straße. Es werde "fünf Umläufe" dauern, bis sich der Stau vollständig abgebaut habe. "Damit gilt der Knotenpunkt aber immer noch als ausreichend leistungsfähig", sagte Herold.
Das allerdings bezweifelten die Mitglieder des Ausschusses, darunter Karl Heinz Spielmanns (Freie Wähler), Johannes Bortlisz-Dickhoff (Grüne) und Dierk Timm (SPD). Denn: Wenn auf der Strecke zwischen Horrem und Grevenbroich zu einem noch nicht feststehenden Zeitpunkt die S-Bahn eingerichtet wird, erhöht sich die Zahl der Fahrten auf der Strecke und damit auch die der Schließzeiten.
Bedburg: Kommt die S-Bahn, wird es kompliziert an der Kreuzung
Nach Angaben von Kreisverkehrsplaner Achim Kapp spielt die sogenannte Revierbahn West bei den Planungen für den Bedburger Bahnübergang jedoch keine Rolle. "Laut Bahn wird dort in den nächsten 25 Jahren keine S-Bahn fahren", sagte Kapp. Es sei ausdrücklich abgelehnt worden, eine S-Bahn in die Planungen einzubeziehen.
Das wiederum brachte den SPD-Fraktionsvorsitzenden Timm in Harnisch. "Es kann doch nicht sein, dass die Deutsche Bahn entscheidet, was geplant wird und was nicht", sagte Timm. Der Bau der S-Bahn sei per Gesetz gesichert und damit auch die Finanzierung. Fahre die Revierbahn West alle 20 Minuten in beide Richtungen, bedeute das sechs Schließungen des Bahnübergangs pro Stunde - und damit wäre der Knotenpunkt dauerhaft verstopft.
Kapp schlug vor, sich mit der Problematik an das Eisenbahnbundesamt zu wenden, das Planfeststellungsbehörde sei. Dort sei das Strukturstärkungsgesetz zu berücksichtigen - und nicht bei dem privaten Unternehmen Deutsche Bahn und seinen Gliederungen, die tatsächlich noch gar keinen Auftrag für die Umsetzung der S-Bahn hätten und diese daher gar nicht berücksichtigen könnten. © Kölner Stadt-Anzeiger
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