Aus dem Fenster geht der Blick weit über die Kölner Bucht und in der Ferne grüßt der Kölner Dom. Von unten dringt helles Kinderlachen hinauf und der Duft einer selbst gemachten Lasagne.

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Haus Sonnenberg bietet Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Raum – Raum, um sich selbst und andere besser kennenzulernen, Raum für soziale Gruppenprozesse, für die Stärkung des Selbstbewusstseins, für Prävention, gesellschaftliche und religiöse Orientierung.

In exponierter Lage hoch auf dem Berg über Voiswinkel und trotzdem in unmittelbarer Nähe zum Ballungsraum Köln, bietet Haus Sonnenberg ideale Voraussetzungen für die hier stattfindende pädagogische Arbeit. Aber nicht mehr sehr lange. Denn Ende kommenden Jahres muss die Katholische junge Gemeinde (KjG), die das Haus seit 2008 betreibt, hier ausziehen.

Der Pachtvertrag für das Haus wurde gekündigt

Der Pachtvertrag für die Immobilie wurde vom Eigentümer, der Katholischen Jugendagentur (KJA) Köln, zum 31. Dezember 2025 gekündigt. Sie hatte der Jugendeinrichtung der KJG das Haus Sonnenberg in Voiswinkel bisher kostenfrei – gegen Unterhaltungsleistungen am Haus – zur Verfügung gestellt.

Wie berichtet, hatte Bernd Rustemeyer, Geschäftsführer der KJA Köln, bei Bekanntwerden der Kündigung im Juli darauf hingewiesen, dass die Immobilie, die man 1969 übernommen habe, sanierungsbedürftig sei. Gleichzeitig habe "ein solventer Käufer ein lukratives Kaufangebot" für das Gebäude und das 4.700 Quadratmeter große Grundstück in bester Lage gemacht. Das habe den Ausschlag gegeben.

Für die KjG ist die Aufgabe des Hauses ein großer Verlust

"Für uns bedeutet die Kündigung des Pachtvertrags der Kinder- und Jugendbildungsstätte den Verlust eines Ortes, der für Jugendverbandsarbeit und pädagogische Bildungsangebote steht und Teil unserer Verbandsidentität geworden ist", hatte Frederik Schmitt, ehrenamtlicher Diözesanleiter der KjG Köln bei Bekanntwerden der Kündigung mitgeteilt.

Viele Programme und Bildungsangebote hätten in den letzten Jahren in Haus Sonnenberg stattgefunden, beispielsweise außerschulische Angebote für Schulklassen, die bei gruppendynamischen Prozessen, Kriseninterventionen und Selbstfindungen begleitet worden seien. Die Nachfrage nach diesen Angeboten sei hoch. Auch Ortsgruppen, Pfarreien, Verbände und Jugendgruppen nutzten das Haus regelmäßig.

Das Haus steht immer nur einer Gruppe allein zur Verfügung

Dabei punkte das Haus besonders mit einem Alleinstellungsmerkmal: "Wir vermieten immer nur an eine Gruppe", sagt die Hausleitung, ideal etwa für eine Schulklasse, in der sich die Mädchen und Jungen erst einmal kennenlernen sollen. "Wir werden Klasse!", lautet dann auch eines der speziellen Angebote des Hauses für Schulen.

Eine weitere Besonderheit ist die Wahlmöglichkeit zwischen Vollversorgung durch das Hauswirtschaftsteam, das für alle Mahlzeiten sorgt, und Selbstversorgung in der dafür vorbereiteten Küche des Hauses. "Das gibt es so im ganzen Bistum Köln nicht", sagt Maren Leuchner, die hauswirtschaftliche Leiterin.

Die KjG sucht im gesamten Bistum nach einer neuen Bleibe

"Wir hätten hier gerne weiter investiert – mit der Sicherheit eines längerfristigen Vertrages", erklärt Biene Wüst, pädagogische Leiterin im Haus. Eine neue Küche, neue Bäder oder eine sanierungsbedürftige Schieferwand hätten auf der Liste gestanden. Doch die Kündigung, "Ende eines längeren Prozesses", mache diese Pläne jetzt zunichte. "Jetzt müssen wir nach vorne schauen", meint Biene Wüst.

Doch die Suche nach einem neuen Domizil wird nicht einfach werden, das wissen alle Beteiligten. "Wir schauen im ganzen Bistum, was sich bietet", so Maren Leuchner. Auf das Bergische festgelegt, sei man nicht: "Es könnte beispielsweise auch ein Haus in der Eifel sein". Wichtig sei aber, dass man am neuen Ort das bewährte Konzept umsetzen könne – mit einem Haus für eine Gruppe: Einzel- und Mehrbettzimmer mit insgesamt 40 bis 45 Betten, dazu zwei Gruppenräume, eine große Küche und ein Außengelände.

Zudem eine Immobilie, die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist. "Das ist unsere Wunschvorstellung" sagt Leuchner. "Kinder- und Jugendarbeit braucht bezahlbare Räume", so Sophie Duczek, Sprecherin der KjG. "Wir möchten diese bezahlbaren Räume weiterhin schaffen." Die schwierige Suche hat schon begonnen.

Haus Sommerberg

Das Gebäude wurde in den 1930er Jahren als Land-, beziehungsweise Jugendheim nach den Entwürfen des Kirchenbaumeister Dominikus Böhm erbaut und ist seither immer in dieser Funktion genutzt worden. Trotz des prominenten Architekten steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz. Das Haus bietet rund 500 Quadratmeter Nutzfläche und ein großes Außengelände.

Gebäude und Grundstück in Voiswinkel befinden sich im Eigentum der Katholischen Jugendagentur Köln, die es verpachtet hat. Seit 2008 wird hier von der KjG (Katholische junge Gemeinde), Diözesanverband Köln, die Kinder- und Jugendbildungsstätte Haus Sonnenberg betrieben. Das neunköpfige pädagogische und hauswirtschaftliche Team kann sich für sein Angebot zusätzlich auf rund 60 Honorarkräfte stützen.

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Das Haus bietet Platz für 41 Personen in 15 Zimmern. 2023 verzeichnete man mehr als 1300 Gäste mit rund 4.000 Übernachtungen. Zum 31. Dezember 2025 muss die KjG das Haus räumen und sucht ein neues Domizil. (spe)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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