Sieg und Niederlage – Schwarz und Weiß. Diesen Kontrast, den er aus seiner sportlichen Vergangenheit so gut kennt, nutzte Michael Stich für seine aktuelle Ausstellung "Jenseits von Farben – Die Faszination von Schwarz und Weiß".
Seine abstrakten Kunstwerke können Interessierte derzeit in den Räumen von Kunst Ketterer in der Kölner Innenstadt bewundern.
"Ich wollte immer eine Schwarz-Weiß-Ausstellung machen, weil es diese zwei Nichtfarben in der Kunst sind, die diesen härtesten Kontrast darstellen", sagt Stich: "Und es hat auch einen gewissen Bezug zum Sport: Da geht es um Sieg und Niederlage, nichts dazwischen. Dies ist für mich am klarsten darzustellen, indem ich in meinen Arbeiten Schwarz und Weiß als größtmöglichen Kontrast in der Malerei einander gegenüberstelle oder sie kombiniere."
Michael Stich ist den meisten wohl als Tennisprofi ein Begriff: 1991 triumphierte er im Wimbledon-Finale gegen Boris Becker, ein Jahr später wurde er mit
Michael Stich bevorzugt abstrakte Kunst
2022 stellte Stich das erste Mal seine Kunst aus, nervös ist er dabei mittlerweile nicht mehr: "Es ist eher eine Freude. So war es auch beim Tennis: In den ersten Jahren war ich natürlich nervös vor Matches, aber später ist das einer Vorfreude gewichen." Eine klassische Kunstausbildung hat der 56-Jährige nicht genossen. "Ich kann keinen Baum zeichnen oder ein Landschaftsgemälde malen. Die Abstraktion ist es aber, der ich auch als Sammler immer sehr verbunden war. Obwohl einer meiner Helden Caspar David Friedrich ist."
Nach viel Experimentieren mit verschiedenen Werkstoffen hat Stich das China- und Japan-Papier für sich entdeckt. "Im Prozess des Schaffens ist es sehr zerbrechlich, wenn es dann aber trocknet, wird es fest. Diesen Spannungsbogen finde ich sehr interessant", sagt er. Die nasse Farbe sorgt dafür, dass sich das Papier verformt, es entstehen Verästelungen, die je nach Betrachter unterschiedliches darstellen können. Eines seiner Lieblingswerke der aktuellen Ausstellung etwa kann durch die Farbgestaltung und Struktur – in der Mitte ist es weiß, die Ränder sind schwarz – den Eindruck eines Kraters erwecken, auf den man von oben herabschaut.
Bei Kunst Ketterer in der Gertrudenstraße hängen aber auch vereinzelt Werke auf Jute und Leinwand. Stich erklärt: "Es kommen auch immer wieder neue Ideen. Das Thema Jute wird mit Sicherheit in der Zukunft auch noch eine größere Rolle spielen, das finde ich super spannend. Und ich fotografiere auch sehr gerne. Ich will mich da nicht begrenzen lassen. Das ist ja Kreativität, frei zu sein."

Noch bis zum 27. März hängen Stichs Bilder in Köln, die Ausstellung ist montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Es ist seine erste Ausstellung hier: "Köln ist natürlich eine der Kunststädte schlechthin in Deutschland. Gerade diese Räume, die ehemalige Galerie Werner, sind natürlich sehr bedeutend. Hier haben die größten deutschen und auch internationale Künstler ausgestellt. Das ist schon ein bisschen heiliger Boden." Der legendäre Galerist Michael Werner war Ende 2022 aus der Gertrudenstraße ausgezogen. Wenig später eröffnete Robert Ketterer hier einen weiteren Sitz seines Auktionshauses. © Kölner Stadt-Anzeiger