Jürgen Goosmann hält ein Stück Holz in der Hand, zeigt auf die Farbtöne, die von Hell über Beige bis Braun reichen und zeichnet mit den Fingern die ganz spezielle Struktur des Holzes nach.

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"Faszinierend", sagt der 76-Jährige. Er steht gerade in seinem Garten, in dem sich ein kleiner Schuppen voller Brennholz befindet.

In einem anderem aber lagert der Bad Honnefer unter anderem dicke Scheiben eines Mammutbaums, die er aus einem Stamm gesägt hat und die locker einen Durchmesser von eineinhalb Meter haben. "Das sieht doch toll aus", freut sich Goosmann über die Scheibe einer Zypresse, die er ebenfalls mit der Kettensäge aus einem Stamm zugeschnitten hat.

Jedes Stück Holz mit individueller Farbe und Maserung

"Zu schade zum Verbrennen", findet der pensionierte Architekt so manches Stück Holz, das immer seine ganz eigene Farbe und Struktur aufweist. Also hat der passionierte Handwerker angefangen, aus ganzen Stämmen kleine oder auch große Objekte zu sägen. Sie sind wegen ihrer Farbe und individuellen Maserung schon von sich aus ein Schmuckstück in einer Wohnung.

In einige hat Jürgen Goosmann rechteckige oder quadratische Öffnungen gesägt, die zum Beispiel mit Messing ausgekleidet werden, um ein Windlicht reinzustellen. In andere hat er Glasplatten oder Böden integriert, sodass sie als Minivitrinen genutzt werden können. Wieder andere dienen als Hocker.

Der Couchtisch im Wohnzimmer von Jürgen und Marianne Goosmann ist auch in einem Stück aus dem Stamm einer Zeder zugesägt. Unter der Tischplatte befindet sich eine Ablage. Schaut man den Tisch von der Seite an, kann man die Jahresringe des Baumstammes zählen. So gesehen stammt der Tisch von 1964.

Sein Haus, das unmittelbar neben dem Park Reitersdorf liegt und das er zumeist in Eigenleistung seit 1984 aufwendig modernisiert und restauriert hat, heizt Goosmann fast ausschließlich mit zwei Kachelöfen. In Österreich habe er sie einst kennengelernt und sei begeistert gewesen von deren Flair und ihrer Wärme.

Arbeiten auf dem Kunst- und Handwerkermarkt in Unkel angeboten

Er kam durch seine Öfen auch an so manchen schönen Baumstamm, der einfach zu schade gewesen wäre, um ihn zu verheizen. Im Laufe der Zeit entwickelte der 76-Jährige seinen ganz eigenen Stil von Kunsthandwerk. Er bot seine Werke unter anderem auf dem Kunst- und Handwerkermarkt in Unkel und auf einem Gartenmarkt in Andernach an.

Beim Bad Honnefer "Rundgang 24" im September, bei dem 54 Künstlerinnen und Künstler an 37 Standorten in der Stadt ihre Arbeiten präsentierten, war Jürgen Goosmann dabei und öffnete seinen Garten. In der Vorweihnachtszeit stellte er einen Teil seiner Arbeiten in einem ehemaligen Schuhgeschäft in der Bad Honnefer Innenstadt aus.

An seine Stämme kommt er auf verschiedenen Wegen. So habe an der nahen Parkresidenz eine Kastanie gefällt werden müssen, die er übernommen hat. Eine sechs bis sieben Meter lange Zeder, die ebenfalls habe gefällt werden müssen, habe er vergleichsweise günstig kaufen können.

Der Mammutbaum, von dem er die großen Scheiben im Garten lagert, die vielleicht mal zu seiner Tischplatte werden könnten, war ebenfalls eingegangen. Das Arbeiten mit Holz ist nur ein Hobby des Bad Honnefers, der nach eigenen Einschätzung im "Unruhestand" ist. Er tute das auch nicht, um Geld zu verdienen, er könne von seiner Pension gut leben. "Es macht mir Spaß, etwas aus Holz zu machen."

Kuhstall des Hauses in Bad Honnef zum Wohnzimmer umgebaut

Überhaupt habe er Freude am Handwerken, sagt Jürgen Goosmann und zeigt ein kleines Fotoalbum. In dem stammt die erste Aufnahme seines Hauses an der heutigen Straße An St. Göddert, das er seit 1984 zusammen mit seiner Frau Marianne restauriert zu einem Schmuckstück umgebaut hat, aus dem Jahr 1888. Das Haus selbst wurde 1874 gebaut.

Es sei damals eine Ruine gewesen, sagt Jürgen Goosmann über das inzwischen auf seine Initiative hin denkmalgeschützte Haus, während er im Wohnzimmer sitzt, in dessen Kachelofen ein paar Holzscheite glimmen. "Das hier war der Kuhstall. Man konnte durch das Dach ins Freie schauen."

Der Garten des Hauses ist ganz bewusst nur durch einen leichten Weidezaun und einen kleinen Wall zum großen Reitersdorfer Park hin abgegrenzt, an dessen Erhalt Jürgen Goosmann wiederum auch einen großen Anteil hat: Als im Juli 1988 Pläne bekannt wurden, für eine weitere Senioreneinrichtung im Reitersdorfer Park einen Gebäudekomplex mit 200 Seniorenwohnungen und einem Hotel zu bauen, sammelte die "Bürgerinitiative Burg Park Reitersdorf" rund 3000 Unterschriften.

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Sie konnte das Großprojekt am Ende verhindern. 1974 gestaltete die Stadt das Areal mit der Ruine der Burg Reitersdorf zu einem Park um. Seit 2009 wird die seinerzeit von der Stadt etwas vernachlässigte Grünanlage vom "Freundeskreis Park Reitersdorf" betreut und gepflegt. Es versteht sich, dass Jürgen Goosmann bis heute zu dessen Mitstreitern gehört.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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