Die dunklen Balken kontrastieren bewusst zu den weißen Wänden und den weiß eingedeckten Tischen. Moderne und Fachwerk gehen eine harmonische Verbindung ein.
Dazu passt der Name des neuen Gourmet-Restaurants im Hotel Von Landsberg in Hennef-Stadt Blankenberg: "Sevidian". Es ist ein Akronym, gebildet aus den ersten beiden Buchstaben der Wörter serenitatem, vigilantes, dignitas und animus, bezugnehmend auf die deutsche Bedeutung: "Gelassenheit ist ein wachsamer, würdiger Geist."
Dieses Motto leben die beiden Besitzer, das Ehepaar David und Sebastian Heitmann, die sich als Gastgeber verstehen. Schon im vergangenen Frühjahr waren sie mit Küchenchef Cyril Becker einig geworden, der sich auf eine Anzeige beworben hatte. Er konnte die Küche des Vorgängers nach seinen eigenen Vorstellungen umbauen. Da blieb nichts mehr beim Alten.
Cyril Becker hat im Schwarzwald und bei mehreren Sterneköchen gelernt
Herausfordernd war der "Neubau" im denkmalgeschützten Gebäude, verriet der 33-Jährige. Trotz seiner jungen Jahre hat er schon einen bemerkenswerten Lebenslauf vorzuweisen - und eine erstaunlich gelassene Haltung. Gelernt hat Becker, mit vollem Namen Cyril Fabruice Werner Kaufeisen-Becker, im Schwarzwald, im Engel Obertal. Zahlreiche weitere Stationen in der Sterneküche hat der asketisch wirkende Koch mit elsässischen Wurzeln absolviert.
Seit seinem 16. Lebensjahr ist er der Gastronomie treu geblieben. In Usedom hat er sich im "Strandidyll Belvedere" weitergebildet, in Stuttgart im "Zauberlehrling" die Molekularküche verfeinert, bevor er Station machte im "Culinarium" in Sindelfingen. Der in Eitorf wohnende Becker kam als Sous-Chef zurück in die Heimat, in den Landgasthof Zur Höhe in Windeck-Altenherfen mit seiner ambitionierten Küche.
Seine erste Stelle als Küchenchef hatte er im Bergischen Hof in Windeck-Schladern, bevor er ins Hotel Excelsior wechselte. Weitere Sterne-Etappen waren die "Mühlenhelle" in Gummersbach und das "Da Vinci" in Koblenz. Als Patissier hat er im Fernsehen gezaubert. Auch in der Weinbar Luis Dias in Köln-Marienburg arbeitete er mit einem Sternekoch zusammen.
"Hier kann ich mich entfalten", sagt er zu seinem neuen Engagement im Sevidian. Er will französisch-mediterran mit japanischen Einflüssen arbeiten. "Französisch, das ist die Wurzel, zum Mittelmeer, da geht der Geschmack hin, und japanische Aromen sollen dazu kommen, die interessieren mich sehr", erklärt er seinen Ansatz.
Seine Selbstständigkeit hat er vor einem weiteren Aufstieg in der Sterne-Liga gesetzt." Ich wollte lieber ich sein", begründet er seinen Schritt. "Ich will mich nicht verbiegen, da muss nicht unbedingt ein Stern sein." Er wolle gehobene Gourmet-Küche bieten und nicht ausschließlich auf die Auszeichnung hinarbeiten. Wenn es passiere, dann sei es halt so.
Mit ihm sind es fünf Köche, die zwei Menüs anbieten, eines mit Fisch und Fleisch sowie ein veganes. "Vegan auf Sterneniveau", und das ist sein Anspruch, "das ist eine Herausforderung." Becker geht immer vom Grundprodukt aus, in der veganen Küche sind viele Produkte indes nur durch industrielle Fertigung verfügbar, etwa Fleisch- oder Käseersatz. Er sagt aber auch: "Aus der Möhre kann ich so viel machen."
Beide Menüs gibt es als Fünf- oder Sieben-Gänge-Variante, vegan für 99 respektive 149 Euro, die Fisch-Fleisch-Version für 109 oder 159 Euro. Das gilt für das Sevidian Gourmet, Freitag, Samstag und an Feiertagen. Dienstag bis Donnerstag heißt es Sevidian á la carte. Aus der Menükarte können sich die Gäste selbst zusammenstellen, wie viel Gänge sie essen mögen.
Den Saibling mit Buttermilch-Granny-Smith und Rotkohl gibt es aktuell für 26 Euro, den Lauch mit Erdnuss und Schalotten für 22 Euro. Shiitake mit Mais und Petersilie als Hauptspeise ist für 32, die Variation vom Reh mit Hagebutte, Annabelle-Kartoffel und Petersilie für 46 Euro zu haben. Alles wird frisch zubereitet, die fünf Köche erschaffen kulinarische Kreationen, damit werben sie.
Beckes Mitarbeiter müssen jede Woche ein eigenes Gericht kreieren, er will sie stets motivieren, mitzugestalten, und nicht immer alles vorgeben. "Gastro ist wie Familie": Mit diesem Motto will er die Schärfe aus der harten Konkurrenz nehmen. 30 Sitzplätze gibt es in den beiden geschmackvoll gestalteten Räumen, ebenso viele auf der Terrasse. Doch mehr als 30 Gäste sind nicht vorgesehen. Also heißt es entweder drinnen oder draußen.
Die Weinkarte ist erlesen, ein befreundeter Sommelier hat ihn beraten. Er bezieht Champagner wie Weine von kleinen Winzereien, dazu erlesene Brände. Ihn reizt das historische Haus, weil es Geschichte hat: " Modern ist relativ schnell kalt." Auf seiner Visitenkarte steht übrigens auch an erster Stelle unter dem Namen: Gastgeber. © Kölner Stadt-Anzeiger
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