Der Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule hat in Morsbach enorme Folgen. Jetzt denkt die Gemeinde über den Neubau einer ganzen Schule nach.

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Dem Thema widmete sich in seiner jüngsten Sitzung der Bauausschuss des Gemeinderats, auch die Mitglieder des Schul- und Sozialausschusses waren eingeladen. Fachbereichsleiterin Susanne Hammer erläuterte, dass laut Ganztagsförderungsgesetz alle Kinder der ersten Klassenstufe ab August 2026 einen Anspruch darauf haben, ganztägig gefördert zu werden – in einem Umfang von acht Stunden an allen fünf Werktagen. Dieser Anspruch soll in den Folgejahren bis zum Schuljahr 2029/2030 um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden.

Das ist absolut unterfinanziert.

Bürgermeister Jörg Bukowski

Hammer beschrieb, dass der Bund-Länder-Beschluss vom September 2021 bisher noch nicht in Landesrecht umgesetzt worden sei, es gebe lediglich Eckdaten bezüglich fachlicher Grundlagen. Die Förderrichtlinie zum Ganztagsausbau liege jedoch bereits vor: Bis zu einem Maximalbetrag von knapp 335 000 Euro können in der Gemeinde 85 Prozent der baulichen Maßnahmen und die Ausstattung der OGS gefördert werden. "Das ist absolut unterfinanziert", monierte Bürgermeister Jörg Bukowski: "Diese Summe entspricht vielleicht einem Zehntel der uns entstehenden Kosten." Ein Problem, das mehrere Kommunen haben. Bukowski bat die Ausschussmitglieder, ihre politischen Kontakte zu Bund und Land zu nutzen, um den Förderumfang zu erhöhen.

Wir müssen das Schulgebäude als Ganzes denken, um den Bedarfen der Kinder über den Tag gerecht zu werden.

Janah Schneider, Schulleiterin

In einer Präsentation zeigte Janah Schneider, Leiterin der Amitola-Grundschule, dass dieser Rechtsanspruch erhebliche Auswirkungen auf alle drei Standorte in der Gemeinde habe, neben dem Hauptort auch in Lichtenberg und besonders in Holpe. Sie betonte die Notwendigkeit eines gemeinsamen pädagogischen Raumkonzepts: "Wir müssen das Schulgebäude als Ganzes denken, um den Bedarfen der Kinder über den Tag gerecht zu werden." Diese Bedarfe seien neben dem Wissenserwerb auch Bewegung, Rückzug und Begegnung.

Toilette stammt aus der ersten Erweiterung 1954

Für die Umsetzung sei eine spezielle Lernarchitektur notwendig. Bei allen drei Standorten fehle es an einem vernünftigen Mensabereich, teilweise werde derzeit auf Werkbänken im Arbeitsraum gegessen. Daneben seien weitere Klassenräume sowie Besprechungs- und Mitarbeiterräume erforderlich. Außerdem müssten die Toilettenbereiche erweitert werden: "Nur wenn wir jetzt etwas Flexibilität schaffen, können wir den Ansprüchen auch in der Zukunft gerecht werden." Besonders schlimm sei die Lage in Holpe.

In einer Präsentation beleuchtete Daniel Schulz vom zentralen Gebäudemanagement der Gemeinde den Ist-Zustand und die notwendigen Erweiterungen an den Standorten. "Holpe hat auf jeden Fall den größten Bedarf", schilderte auch er. So stamme die Toilette noch aus der ersten Erweiterung der alten Volksschule 1954. Aus Kosten- und organisatorischen Gründen sei an eine Sanierung nicht zu denken, die Grundschule müsse komplett neu gebaut werden. Als Standort komme das Gelände des baufälligen Gasthofs "Zur Linde" infrage, das von der Gemeinde erworben wurde.

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Der Bau könnte 2026 erfolgen

Mit den Planungen soll im nächsten Jahr begonnen werden, der Bau in 2026 erfolgen. "Auf diese Weise kann die Schule direkt in den Neubau umziehen", erklärte Schulz. Anschließend soll der Altbau bis auf die denkmalgeschützte Volksschule abgerissen werden und die Fläche als Schulhof genutzt werden. Außerdem müsse eine neue Zufahrt für die Feuerwehr zur Turnhalle geschaffen werden, da der bisherige Weg über den Fritz-Wingen-Platz dann nicht mehr frei sei. Die notwendigen Anpassungen an die Erfordernisse der OGS sollen in Lichtenberg und Morsbach mit einem jeweiligen Planungsbeginn in 2026 und 2027 sukzessive erfolgen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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