Eine drastische Veränderung bei den Öffnungszeiten gibt es ab dem bevorstehenden Oktober bei einem Restaurant in exponierter Lage in der Siegburger Innenstadt. Das Casbah am Markt wird dann montags und dienstags geschlossen bleiben.

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"Ich hätte mir das nie vorstellen können, aber es geht nicht anders", sagt Inhaber Lukas Yiannakis. Man merkt, dass ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen ist.

Restaurant Casbah in Siegburg: Im Januar Betriebsferien

"Der Druck in der Personalsituation wird immer größer", sagt der 43-Jährige, der seit 15 Jahren das Restaurant und den Club nebenan betreibt. Seit geraumer Zeit vergehe kein Tag, an dem nicht irgendwelche Probleme mit dem Personal aufträten.

Mit ein ausschlaggebender Faktor für seinen Entschluss sei gewesen, als im Februar dieses Jahres drei Vollzeitkräfte in der Küche gekündigt hätten. Es habe einfach keinen Ersatz gegeben. "Ich habe bis Juni selbst in der Küche gestanden."

All die Jahre habe er bei der Organisation des Restaurants kaum Probleme gehabt. Immerhin hat das Casbah bislang sieben Tage in der Woche geöffnet: montags bis donnerstags sowie sonntags von 12 bis 22 Uhr, freitags und samstags von 12 bis 24 Uhr. Hinzu kommt am Wochenende der Club, der nebenan im Keller von 22 bis 5 Uhr geöffnet hat.

Personalprobleme in der Gastronomie: Von 22 auf zwölf Festangestellte

22 Festangestellte und um die 30 Minijobber umfasst das Casbah-Team. Fortan wird Yiannakis mit nur noch zwölf Festangestellten weiter arbeiten. Es seien Zeitverträge ausgelaufen, aber er habe auch schweren Herzens Kündigungen aussprechen müssen.

"Der Kostendruck ist in allen Bereichen gestiegen. Angefangen von höheren Energiekosten über indexierte Mitkostenerhöhung, und auch die Personalkosten sind gestiegen", schildert der Gastronom. Zu guter Letzt habe die Rück-Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent ihm den Rest gegeben.

"Ich musste etwas ändern, so dass es wieder passt. Die Margen sind immer weiter runtergegangen", erläutert er. Dabei seien der Montag und der Dienstag vielleicht die schwächsten Tage, allerdings auf hohem Niveau.

Zur umsatzstärksten Zeit im Dezember werde das verkleinerte Team mit anpacken und zur alten Regel mit täglicher Öffnungszeit zurückkehren. Dafür hat der Gastronom im Januar zwei Wochen Betriebsferien eingeplant. Wie er dann im Sommer 2025 weitergehen wird, lässt sich Yiannakis noch offen.

Bei der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), die auch die Beschäftigten in der Gastronomie vertritt, ist das Phänomen der zwangsweisen Reduzierung von Öffnungszeiten bekannt. "Das sehen wir seit der Coronapandemie häufiger", sagt Marc Kissinger, Geschäftsführer für die Region Köln. "Weil das Kurzarbeitergeld nicht gereicht hat, sind viele Beschäftigte in andere Branchen abgewandert, etwa in den Einzelhandel, wo sie morgens genau wissen, wann sie abends Feierabend haben und wo sie oft auch noch besser bezahlt werden."

Der Gewerkschafter rät Arbeitgebern in der Gastronomie, auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einzugehen, etwa durch Tarifbindung und verlässliche Arbeitszeiten. Stimmten die Arbeitsbedingungen, dann klappe es auch besser mit der Gewinnung von Mitarbeitenden. "Wer allerdings jungen Beschäftigten wie früher üblich noch immer nur 28 Urlaubstage geben will und nur den älteren 30 Tage, der muss sich angesichts dieser eklatanten Altersdiskriminierung nicht wundern, wenn er niemanden findet."

Auch der Kaiserhof in Siegburg bleibt zwei Tage in der Woche geschlossen

Zu reduzierten Öffnungszeiten hat sich bereits Ende des vergangenen Jahres Jürgen Keller entschieden, Inhaber des Kaiserhofs auf der Kaiserstraße in Siegburg.

"Aus betrieblichen Gründen bleibt unser Restaurant ab sofort Donnerstag und Sonntag geschlossen", steht am Kaiserhof seit Januar in der Aushangkasten, und der Gastronom dankt für das Verständnis.

"Was fehlt, war die Man-Power. Wir mussten dann irgendwann reagieren" – auch für Keller war Personalmangel der Grund für diese Entscheidung. Vor etwa fünf Jahren habe er den Donnerstag als Ruhetag eingeführt. Jetzt kam noch der Sonntag hinzu.

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"Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, die dann auch mal froh waren, gerade am Sonntag mal durchpusten zu können", sagt Keller. Da er an die 95 Prozent Stammgäste habe, sei die Entscheidung nicht mit Umsatzeinbußen einhergegangen. Mitte des Jahres habe er sich erstmals zu Betriebsferien entschieden.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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