Nach einem Unfall auf dem Rhein in Bonn bangt der Bonner Ruder-Verein 1882 e. V. um seinen laufenden Betrieb.

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Ein Frachtschiff ist am Sonntagmittag (15. September) gegen 11.30 Uhr mit den Steganlagen am Rhein kollidiert und hat erhebliche Schäden hinterlassen.

Die Havarie ist glücklicherweise ohne Verletzte geblieben. Doch der Unfall hätte auch anders verlaufen können. "Ruderer von uns kamen gerade von einer Ausfahrt zurück", schildert Irmgard Schuppert, die 2. Vorsitzende des Bonner Ruder-Vereins, den Moment im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Die haben gerade das Boot über den Steg hoch ins Bootshaus gebracht. Dann hörten sie den ohrenbetäubenden Lärm."

Havarie auf dem Rhein in Bonn: Ruderer brachten gerade Boot ins Bootshaus

Sofort war klar, dass etwas Schlimmes passiert war. Ein Frachter ist in der Außenkurve zu nah ans Ufer gefahren und hat zwei Steganlagen von Bonner Ruder-Vereinen gerammt. Nur Momente vorher hatten sich dort noch Personen befunden, jetzt hingen die Anlagen teils stark beschädigt im Wasser.

Persönliche Sachen, welche die Ruderer auf dem Steg liegengelassen hatten, wurden durch die Kollision ins Wasser geschleudert und trieben den Rhein hinab. Die Wasserschutzpolizei fischte einige der Gegenstände später aus dem Wasser.

Erhebliche Schäden durch Havarie mit Frachtschiff auf dem Rhein

Doch für den Verein hat die Havarie drastische Folgen. Der Steg ist gesperrt, möglicherweise für Monate, befürchtet Schuppert. Der Zusammenstoß hat erhebliche Schäden angerichtet. "Heute kommt ein Sachverständiger, der die Anlage prüft", so die Vorsitzende des Vereins am Montag (16. September).

Seile hingen im Wasser. Möglicherweise seien durch die Havarie auch Mikrorisse entstanden. "Da dürfen wir kein Risiko eingehen", so Schuppert weiter. Sie befürchtete, dass der komplette Steg herausgeholt und neu gemacht werden muss.

Großeinsatz nach Havarie bei Bonn – Person im Wasser vermutet

Aufgrund der unklaren Situation und auch wegen der persönlichen Sachen, die im Wasser trieben, befürchteten die Einsatzkräfte, dass möglicherweise eine Person im Wasser vermisst werde, berichtet eine Pressesprecherin der zuständigen Polizei Duisburg gegenüber dieser Zeitung. Die Alarmierung war entsprechend groß.

Kurz darauf konnte dann Entwarnung gegeben werden. Personen wurden nicht verletzt.

Drastische Folgen für den Bonner Ruder-Verein 1882 e. V.

Bis auf Weiteres ist der Betrieb des Ruder-Vereins unterhalb des Kanzlerbungalows zwischen Wilhelm-Spiritus-Ufer und Dahlmannstraße nach dem Unfall jedoch unmöglich. Die Steganlagen sind unerlässlich, um die Boote am steilen Rheinufer ins Wasser lassen zu können.

Zum Glück fand sich zumindest eine Notlösung. Die Bonner Ruder-Gesellschaft e. V. in Beuel auf der anderen Rheinseite, aber auch die ATV Gothia-Suevia Bonn hätten angeboten, ein paar der Boote auf einem Hänger aufzubewahren. Zumindest einige Mitglieder könnten dann in den kommenden Wochen von dort starten.

Bonner Ruder-Verein: "Das können wir vermutlich nicht stemmen"

Doch der Gesamtbetrieb ist dennoch deutlich eingeschränkt. Der Ruder-Verein blickt bereits auf eine über 140 Jahre währende Tradition und erfreut sich einer großen Mitgliederschaft. Für die vielen Kilometer, die der Verein leistet, wird er regelmäßig ausgezeichnet. "Doch viele der Fahrten können wir nun vermutlich nicht mehr anbieten", erklärt Schuppert.

Die Vereinsvorsitzende weiter: "Das große Abrudern Ende Oktober etwa, bei dem 70 bis 80 Personen an den Start gehen, das ist eigentlich immer ein Riesen-Event. Aber das können wir vermutlich nicht stemmen."

Holländischer Frachter fuhr nach Unfall auf dem Rhein weiter

Das Schiff, ein holländischer Frachter, ist nach der Havarie unterdessen einfach weitergefahren. Eine absichtliche Fahrerflucht will Schuppert aber nicht unterstellen, der Kapitän des Schiffes hat den Krach aufgrund der lauten Motorengeräusche vielleicht überhaupt nicht bemerkt. Zudem war der Frachter voll beladen, wie auch auf einem der Fotos zu sehen ist. Selbst wenn er hätte anhalten wollen, der Bremsweg wäre vermutlich mehrere Hundert Meter lang gewesen.

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Die Wasserschutzpolizei konnte das Frachtschiff wenig später aufspüren und nahm die Daten auf. Ob die Versicherung den Schaden übernimmt, war derzeit noch unklar. Der Verein hatte solch einen Fall auch noch nicht. Vermutlich muss der Unfallverursacher für den Schaden aufkommen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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