Da kneif mich doch einer in mein nicht grünes Outfit: Um Whisky im Rhein-Sieg-Kreis am Saint Patrick's Day (17.
März) zu trinken, braucht es keine Lieferung aus Schottland. Destillateur Frank Ginsberg brennt in Windeck Schnaps und liefert diesen unter anderem an Ralph Gemmel von "Rhein-Sieg Single Malt Whisky" in Hangelar, Sankt Augustin.
"Gin hat einen Hype erlebt, aber Whisky ist ein zeitloses Produkt", sagt Grinsberg, an seine Destillationsanlage gelehnt. Die Vorrichtung wird mit einer 200-Liter-Blase erweitert. Der 61-Jährige brennt in Windeck mittlerweile größtenteils allein. Manchmal packten sein mittlerer Sohn, Jens Ginsberg, oder sein Freund "Ecki", Eckhard Schlingmann, mit an, berichtet Ginsberg.
Windeck: Frank Ginsberg brennt leidenschaftlich gerne Whisky
Von Haus aus ist er Bauingenieur. Aufgrund seiner Leidenschaft für die Brennerei hat es ihn aber in eine andere Richtung verschlagen. "In der Brenn-Welt hilft jeder jedem", schwärmt er: "Man nennt sich nur nicht die Rezepturen."
Neben Whisky stellt Ginsberg auch Obstbrände, Gin und Rum her. Anlässlich des 60. Geburtstags seiner Frau Marion gab es auch mal einen Weinbrand, "weil sie den so gerne trinkt". Die Etiketten des abgefüllten Edelbrands sind mit "M63" beschriftet. "M für Marion und 63 für ihren Jahrgang", erklärt er und grinst.
Warum es in Europa keinen "Dry Whisky" gibt
Doch genug vom Weinbrand, es geht ja um einen traditionell schottischen/irischen Schnaps. "Whisky muss mindestens drei Jahre im Fass liegen, um so genannt werden zu dürfen", erläutert Ginsberg. "Single Malt Whisky" muss in einer Brennerei (Single) gefertigt worden sein und darf nur aus gemälzter Gerste (Malt) bestehen, sonst muss er anders bezeichnet werden.
Heißt ein Whisky "Blend", wurde er mit anderen Whiskysorten verschnitten. Ein solcher Verschnitt bietet sich gemäß Ginsberg zum Beispiel in der industriellen Fertigung an, wenn eine Marke immer gleich schmecken soll. Das sei auch bei gängigen Sektmarken der Fall.
Was aber anders als beim Sekt ist: Ein Whisky, der "dry", sprich trocken, ist, wird einem in dem Einkaufsregal eines EU-Landes nicht begegnen. Die Verordnung (EU) 2019/787 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. April 2019, umgangssprachlich Spirituosenverordnung, gibt eindeutige Regeln zur Benennung von alkoholischen Getränken, zum Beispiel: "Whisky oder Whiskey darf selbst zur Abrundung des Geschmacks weder gesüßt noch aromatisiert werden noch andere Zusätze als zur Anpassung der Farbe verwendetes Zuckerkulör (E 150a) enthalten." Demnach kann es in der EU keinen gesüßten und damit auch keinen trockenen Whisky geben.
Die Whisky-Destillation läuft zu Beginn wie das Bierbrauen ab
Der Anfang der Whiskyherstellung in Windeck läuft wie beim Bierbrauen ab: "Zuerst wird das Malz gemahlen, in Wasser gerührt und entsprechend aufgeheizt", sagt Ginsberg. Durch diesen Prozess wird die Stärke im Malz in Zucker umgewandelt. Die resultierende Maische wird abgekühlt und vergoren.
Für die Gärung wird eine spezielle Hefe verwendet. Die Maische lagert anschließend fünf, sechs Tage in luftdichten 100- oder 200-Liter-Fässern. Nachdem sie gegärt ist, wird sie in eine Brennanlage gefüllt. Ein erhitztes Wasserbad sorgt dafür, dass die Maische sich erwärmt und verdampft. Dieser Alkoholdampf wird in verschiedenen Kammern aufgefangen. Er kondensiert jeweils und wird erneut erhitzt.
Nach dem letzten Verdampfen läuft der Alkohol durch das "Geistrohr" in den Kühler. Ab 81 Grad Temperatur im Rohr kann der sogenannte Mittellauf gewonnen werden, sprich der gewünschte Zustand des Alkohols – der Geschmack beim Vorlauf ist zu stechend, beim Nachlauf ist er zu dumpf. Das Whisky-Destillat wird dann in einem Edelstahltank gesammelt. Dort wird der Alkoholgehalt bestimmt. Bei Ginsberg liegt dieser meist bei grob 80 Prozent. Abschließend gibt er Wasser hinzu, bis der Alkoholgehalt des Rohbrands auf 60 Prozent gesunken ist. Und dann kommt Ralph Gemmel in Hangelar ins Spiel.
Wie in Irland: Ralph Gemmel arbeitet in Hangelar als sogenannter Bonder
"Die Schnaps-Welt ist eine kleine Welt", sagt Gemmel und lacht. Mit Ginsberg habe er 2018 Gin gemacht. Whisky kam dann auch dazu. "Das, was ich tue, ist das, was in Irland die sogenannten Bonder gemacht haben", sagt Gemmel zu seinem Beruf. Unter das namensgebende Bonding fallen Herstellungsschritte wie die Lagerung und Bestimmung des Alkoholgehalts. Ein Bonder ist aber auch dafür zuständig, den Whisky abzufüllen und zu verkaufen.
Daher bezieht Gemmel bewusst den Rohbrand von Ginsberg. Entweder holt er die Whisky-Vorstufe selbst ab, oder Ginsberg liefert sie ihm in Kanistern. Am Heckenweg 5 in Hangelar wird der Alkohol dann in Eichenfässer gefüllt und reift dort mindestens drei Jahre, derzeit in acht Fässern. "Der Rhein-Sieg-Whisky hatte noch 58,4 Prozent nach seiner Reifezeit und wurde zum Abfüllen auf 44 Prozent herabgesetzt", teilt der 54-Jährige zu der letzten Charge mit. Eine der Flaschen liegt preislich bei 64,90 Euro.
Gemmel bietet unter anderem im Restaurant "Die Glocke" in Hangelar Whisky-Verkostungen an. Am 21. März wird dort der Saint Patrick's Day mit einem Irish-Whisky-Tasting nachgefeiert.
Weltweit wird der Saint Patrick's Day gefeiert
Saint Patrick ist Nationalheiliger und Schutzpatron von Irland. Er gilt als derjenige, der das Christentum auf die grüne Insel brachte. Die Farbe Grün ist fester Bestandteil des Brauchs, den heiligen Patrick zu ehren. Weltweit werden Flüsse grün gefärbt, und wer kein grünes Kleidungsstück am 17. März trägt, darf gemäß der Tradition gekniffen werden.

Die Einbindung der Farbe Grün leitet sich je nach Quelle auch vom dreiblättrigen Kleeblatt ab. Anhand dessen soll Saint Patrick den Irinnen und Iren die christliche Dreifaltigkeit erklärt haben. Neben dem Kleeblatt, das mittlerweile eher als Glückssymbol verstanden wird, gehören auch Kobolde, als mythische Wesen Irlands, fest zum Saint Patrick's Day dazu. © Kölner Stadt-Anzeiger