"Wir protestieren hiergegen auf das Schärfste", deutliche Worte finden Vertreter des Elternrats des Frechener Horts Hortensie zu dem Plan der Stadt, die Einrichtung zum 31. Juli zu schließen.
Die Nachricht ereilte sie vor ein paar Tagen völlig überraschend. Sie fürchten, "dass gewachsene Strukturen, welche einzig das Ziel des Wohlergehens und der Weiterentwicklung von Frechener Kindern haben, auf einen Schlag zerstört werden".
Von 23 Kindern haben 13 einen erhöhten Förderbedarf
Die Empörung der Eltern ist besonders groß, da in dem Hort seit 2003 vorwiegend Frechener Grundschüler betreut werden, die einen erhöhten Förderbedarf haben - dies treffe aktuell auf 13 der insgesamt 23 Kinder zu. Es seien Kinder in Krisensituationen oder mit Migrationshintergrund. "Der Frechener Hort schließt eine Betreuungs- und Förderlücke für Kinder, die für die OGS zu auffällig sind. Durch die kleine Einrichtungsgröße ist eine intensive Fürsorge möglich," so die Vorsitzende des Elternrats Sandra Glade und ihr Stellvertreter Manuel Albring.
Eine warme Mahlzeit und Hausaufgaben-Betreuung im Angebot
Die eingruppige Einrichtung mit 35 Wochenstunden biete neben sozialen Themen sowie einer warmen Mahlzeit auch eine Hausaufgabenbetreuuung, die so viele der Familien nicht leisten könnten. Eine Schließung werde auch den Sozialraum Burgschule weiter beeinträchtigen, da auch in der OGS nicht tragbare Kinder aktuell den Hort besuchten. Mit ihr stände der Hort im engen Austausch, um eine bestmögliche Förderung der Kinder zu gewährleisten. Diese Kinder könnten nun "verloren gehen und weitere Bildungsnachteile erleiden", fürchtet Glade.
Darüber hinaus biete der Hort ein verlässliches, planbares Ferienprogramm mit Ausflügen, die sonst für viele der Familien nicht leistbar seien, beklagen die Elternvertreter. Gerade für Kinder aus sozial schwachen Familien sei dies wichtig, zumal in Frechen die OGS keine Ferienbetreuung anbiete.
"Bei dem letzten Hort der Stadt Frechen handelt es sich um ein Form der Kinderbetreuung, die nicht auf Grundlage eines jugendhilfeplanerisch begründbaren Bedarfs fortgesetzt worden ist, sondern als rein freiwilliges, zusätzliches Angebot der Stadt Frechen", argumentiert die Stadt für ihre Pläne.
Das Jugendzentrum DELUXE soll in die Räume einziehen
Für die Schließung gebe es mehrere Gründe: Zum einen benötige die Stadt zur Jahresmitte hin Räumlichkeiten, um die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kontext des Baus der Interims Gesamtschule nahtlos fortzuführen. Das Jugendzentrum DELUXE muss dafür das IB-Gebäude verlassen und soll am Standort des Hortes Hortensie einziehen. Da die Räumlichkeiten des Hortes bereits vor 2003 als Jugendzentrum genutzt worden seien, wären diese besonders geeignet, um das Angebot des Jugendzentrums nahtlos fortzuführen.
Des Weiteren stünden zum Sommer 2025 personelle Veränderungen an, die die Fortführung des bisherigen Konzeptes erschweren – die langjährige Leiterin des Horts geht in Rente. Der zweiten Mitarbeiterin solle ein Angebot unterbreitet werden, verspricht die Verwaltung.
Stadt bietet Unterstützung bei der OGS-Platz-Suche
" Die Eltern wurden bei einem Sonderelternabend am 23. Januar über die Schließung informiert, um genug Zeit zu haben, ihre Kinder auf OGS-Plätze anzumelden. Derzeit können alternative Betreuungsformen noch gefördert werden", erklärt die Verwaltung weiter.
Für Kinder, die zum Sommer hin, keinen OGS-Platz erhalten, werde ein Folgeangebot konzipiert, das dann voraussichtlich für maximal ein weiteres Jahr stattfinden würde. Zudem sei den Eltern offensiv individuelle Unterstützung angeboten worden. Und in den Herbstferien solle den im Hort verbliebenen Kindern ein Betreuungsangebot gemacht werden.
"Wie kann es sein, dass eine solche, für die Kinder und Familien einschneidende Entscheidung ohne Behandlung in den einschlägigen politischen Gremien wie Jugendhilfeausschuss oder Rat getroffen wird", bemängeln die Elternvertreter zudem. "Es handelt sich um eine Sonderform der Betreuung, die ungewöhnlich lange von der Stadt Frechen aufrecht gehalten wurde. Die Entscheidungsgrundlage, den Hort in der jetzigen Form aufzulösen, wird dem Jugendhilfeausschuss am 8. April vorgelegt", kontert die Stadt.
Die Kernfrage für Sandra Glade und Manuel Albring bleibt: "Wieso soll eine so gut funktionierende und dringend benötigte Einrichtung geschlossen werden? Wenn es den Hort nicht gäbe, müsste er erfunden werden." © Kölner Stadt-Anzeiger
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