Die Eifel-Trilogie ist vollendet: Anna-Maria Caspari hat den dritten Band vorgelegt. Nach "Ginsterhöhe" und "Perlenbach" nun "Schlehengrund".

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Im Mittelpunkt stehen wieder und immer noch die Bewohner des Ortes Wollseifen. Oder – wie man korrekterweise sagen muss – die ehemaligen Bewohner. Denn sie mussten ihren Heimatort verlassen, als nach dem Zweiten Weltkrieg die Briten dort einen Truppenübungsplatz einrichteten.

Das konnten die Leserinnen und Leser im ersten Band nachverfolgen, den die Autorin 2022 vorgelegt hatte. Der Chronologie nach war es eigentlich der zweite Band, denn "Perlenbach", der 2023 folgte, spielt zeitlich vor "Ginsterhöhe". Jetzt steigt Caspari in den 1950er-Jahren wieder ins Geschehen ein. Es ist Nachkriegszeit, der Heimatort ist verloren, die Wollseifener siedeln sich in anderen Dörfern in der Umgebung an. Willkommen sind sie beileibe nicht überall. Die Familie, an deren Schicksal entlang die Historie erzählt wird, kommt in Embken unter.

Ein Kind verliert bei einer Explosion beide Hände

Hinter dem Pseudonym Anna-Maria Caspari verbirgt sich die Erftstädterin Theda Krohm-Linke. Sie hat als Übersetzerin gearbeitet und unter dem Namen Maria Linke bereits mehrere Romane veröffentlicht. Ihr gelingt es gerade in der Eifel-Trilogie, geschichtliche Fakten so in eine fiktive Handlung zu verpacken, dass eine gut lesbare Erzählung daraus wird.

Mit den geschichtlichen Fakten nimmt es die Autorin sehr genau. Vor dem Schreiben steht die Recherche an – im Internet, in Bibliotheken und Archiven. Vor allem aber spricht Caspari mit Zeitzeugen. "Ich nutze alle Quellen aus, so kommt eines zum anderen", beschreibt sie die Vorarbeit. Viele der Personen im Roman haben einen realen Hintergrund. So sei tatsächlich ein Jude, der das KZ überlebt habe, nach dem Krieg nach Embken zurückgekehrt, erzählt Anna-Maria Caspari. Er sei später eines natürlichen Todes gestorben. Im Roman allerdings erliegt er seinen Verletzungen, nachdem er zusammengeschlagen worden ist.

Ich nutze alle Quellen aus, so kommt eines zum anderen.

Anna-Maria Caspari

In Einschüben, fiktiven Einträgen aus einen Tagebuch, wird das Romangeschehen immer wieder in den historischen Kontext gesetzt. Der Tagebuchschreiber hat wieder ein reales Vorbild, nämlich den Bruder von Georg May, Autor einer Website über Wollseifen. Dessen Bruder habe als Kind mit einem Freund mit einer Granate gespielt und bei der Explosion beide Hände verloren. Später habe er mit dem Armstumpf einen Stift halten und schreiben können.

Drei Themen ziehen sich durch die Handlung des Buches. Da ist einmal die Situation der Frauen. "Die Gleichberechtigung war zwar in die Verfassung aufgenommen", sagt Caspari, "aber in der Realität war man weit davon entfernt." Viele Männer, die aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrt seien, hätten versucht, ihr altes Leben und ihre alten Privilegien zurückzubekommen.

Im dritten Erzählstrang geht es um die Juden in der Eifel

Der zweite wichtige Erzählstrang ist natürlich, wie es mit den Wollseifenern weiterging. Und im dritten geht es um die Juden. Die Eifeldörfer hätten eigentlich ein positives Verhältnis zu ihren jüdischen Mitbürgern gehabt. "Das hat sich später erschreckenderweise geändert", sagt die Autorin. Gerade in den 50er- und 60er-Jahren habe es viele antisemitische Vorfälle gegeben, viele jüdische Friedhöfe seien damals geschändet worden.

Anna-Maria Caspari sieht es als ihre Aufgabe, dieses Thema zu verbreiten, und das in einer Form, in der es auch Menschen lesen, die nicht unbedingt ein Geschichtsbuch in die Hand nehmen würden. Es heiße ja, Geschichte wiederhole sich nicht, sagt die Autorin: "Ich glaube, im Gegenteil, sie ist dazu verdammt, sich zu wiederholen."

Die Geschichte der Menschen aus Wollseifen aber ist für sie auserzählt. "Es bleibt bei der Trilogie, einen vierten Band wird es nicht geben." Und auch keinen anderen Roman, der in der Eifel spielt. Die Leserinnen und Leser können dennoch beruhigt sein, die Themen werden Anna-Maria Caspari nicht ausgehen.

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Mehrere Lesungen in der Region

Aus ihrem jüngsten Buch "Schlehengrund" liest Anna-Maria Caspari am Donnerstag, 20. März, 19 Uhr, in der Buchhandlung "Die Leserei" in Bad Münstereifel, Marktstraße 10. Der Eintritt kostet 10 Euro. Die Veranstaltung ist ausverkauft, Interessenten können sich auf eine Warteliste eintragen lassen. Weitere Lesungen finden in den nächsten Wochen in Stolberg, Würselen und am Donnerstag, 10. April, in der Stadtbücherei in Erftstadt-Lechenich statt.   © Kölner Stadt-Anzeiger