Der Kölner Straßenkarneval ist in seiner jetzigen Form in Gefahr. Grund sind die zum Teil extremen Kostensteigerungen der vergangenen Jahre.

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Zuerst setzten die Vereine in den Stadtteilen Hilferufe ab. In diesem Sommer sprach dann das Festkomitee überraschend offen über Finanzierungsprobleme, und nun stellen die Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums ohne zusätzliche Hilfen den Fortbestand der Schull- un Veedelszöch infrage.

Verändern Sponsoren den Charakter des Brauchtums?

Ein Ausweg aus der Krise erscheint schwierig – es sei denn, man gewinnt für die Umzüge zahlungskräftige Sponsoren. Damit wächst allerdings die Gefahr, dass sich der Charakter des Brauchtums verändert. Köln darf seinen Straßenkarneval nicht verkaufen. Schon jetzt hat die Anzahl an Tribünen mit Ticketverkäufen eine Grenze erreicht. Und selbst der Rosenmontagszug, der seit Jahren durch externe Geldgeber querfinanziert wird, ist inzwischen defizitär.

Würden kürzere Zugwege das Problem lösen? Mitnichten. Eine Streckenreduzierung bedeutet weniger Teilnehmer sowie weniger Einnahmen. Zudem würden sich mehr Zuschauer auf weniger Fläche drängen, was ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellt. Dass an Rosenmontag auf dem gesamten Zugweg umgerechnet alle zehn Meter ein Sanitäter im Einsatz ist, stellt für den Veranstalter einen erheblichen Kostenfaktor dar. Angesichts von Einsatzzahlen im niedrigen dreistelligen Bereich sollte diese Auflage mit den Sicherheitsbehörden auf Verhältnismäßigkeit überprüft werden.

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Die naheliegendste Lösung ist, bei der Stadt Köln zu suchen. Diese profitiert durch den Karneval in vielfacher Hinsicht, nicht nur als Tourismusfaktor. Der Fasteleer lenkt auch von dem ab, was in dieser Stadt alles schiefläuft und wo Millionen verbrannt werden. Angesichts der aktuellen Sparzwänge ist leider nicht damit zu rechnen, dass viel Spielraum bei der Bezuschussung ist. Die Schull- un Veedelszöch erhalten seit 1972 den gleichen jährlichen Betrag: 7700 Euro. Das muss sich ändern.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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