Der Gülleskandal an der Neyetalsperre war am Montagabend Thema im Kreisausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

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Wie berichtet, waren von einem Hof in Halver-Kotten mehrere hunderttausend Liter Gülle in den Neyebach geflossen, der in die Neyetalsperre mündet. Dieser Hof war schon für zwei ähnliche Vorfälle 2014 und 2015 verantwortlich.

Bündnis 90/Grüne und SPD hatten den Punkt kurzerhand auf die Tagesordnung setzen lassen. Zur Einführung gab Dezernent Frank Herhaus einen Überblick zum Geschehen und den ersten Maßnahmen. Am Samstag, 7. September gegen 19 Uhr, wurde die Bereitschaft des Kreisumweltamtes informiert, ebenso der Wupperverband und der Eigentümer der Talsperre, die EWR GmbH aus Remscheid.

Eine braune Brühe mit starkem Güllegeruch.

Frank Herhaus Dezernent für Planung, Regionalentwicklung und Umwelt beim Oberbergischen Kreis

Das Wasser des Neyebachs war eine "braune Brühe mit starkem Güllegeruch und erster Schaumbildung", schilderte Herhaus die Situation. Der Bach sei zwischen Eintragstelle in Kotten bis zur Talsperre "biologisch tot", viele verendete Fische wie Forellen, Neunaugen und Groppen wurden eingesammelt und entsorgt. Der Oberbergische Kreis löste Umweltalarm aus und informierte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) und die Bezirksregierung, die Polizei ermittelt.

Seit dem Vorfall vor eineinhalb Wochen werden laufend Proben genommen, Ergebnisse liegen noch nicht vor. Eine Spezialfirma spülte die Bachufer. Am Neyebach wurden Sedimentsperren errichtet, sie sollen verhindern, dass Gülleschlamm in die Talsperre gelangt. Das Wasser-Gülle-Gemisch vor der Sperre wurde abgesaugt und ins Klärwerk Hückeswagen gebracht, einen Teil ließ der Märkische Kreis auf landwirtschaftlichen Flächen ausbringen.

Auswirkungen auf die Wipperfürther Talsperre noch nicht absehbar

Die Auswirkungen auf die Talsperre seien derzeit noch nicht absehbar, so Herhaus. Er betonte, die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten laufe sehr kooperativ, auch mit dem Märkischen Kreis. Herhaus mahnte, für diesen Vorfall nicht die Landwirtschaft im allgemeinen verantwortlich zu machen.

Aus der Politik kam scharfe Kritik am Märkischen Kreis. Tobias Schneider (SPD) und Friedrich Wilke (FDP) sprachen von "Behördenversagen". Lukas Miebach (CDU) bemängelte mangelnde Kontrollen bei einem Hof, der als "schwarzes Schaf" bekannt sei. "So etwas darf sich nicht alle fünf Jahre wiederholen", forderte Seb Schäfer (Bündnis 90/Grüne).

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Andre Steiniger, Leiter des oberbergischen Umweltamtes versuchte, die Behörde in Lüdenscheid in Schutz zu nehmen – ohne viel Erfolg. "Der Märkische Kreis ist in einer ähnlichen Situation wie wir und kämpft mit Personalengpässen." Das Gesetz schreibe keinen festen Kontrollrhythmus für ältere Gülleanlagen vor, eine Ausnahme gebe es nur in Wasserschutzgebieten. Die Betriebe selbst seien verantwortlich, so Steiniger.

Einstimmig beschloss der Ausschuss, das Thema im Kreisausschuss am 10. Oktober zu behandeln. Dann soll ein Vertreter des Märkischen Kreises eingeladen werden und Rede und Antwort stehen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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