Rolf Emmerich, ist das Sommerblut-Kulturfestival durch die geplanten Kürzungen im Haushalt der Stadt konkret gefährdet?

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Rolf Emmerich: Das Sommerblut-Festival im Mai 2025 haben wir um ein Viertel reduziert. Das bedeutet Einschränkung, aber wir finden statt. Aber andere sind akut gefährdet beziehungsweise finden nicht mehr statt. Das macht uns große Sorgen. Von Hause aus bin ich Diplom-Finanzwirt, das heißt, wir haben uns nie von einem Geldgeber abhängig gemacht. Deswegen stellen wir auch international Anträge, schreiben Anträge bei der Aktion Mensch oder der Stiftung Umwelt und Entwicklung. Wir bedienen viele Felder mit jeweils verschiedenen Geldgebern, schauen, welche Themen gesellschaftlich anstehen. Vor einigen Tagen waren wir zum Beispiel im Landtag bei der Konferenz "Kultur in der rheinischen Region", von den 37 Milliarden, die in den Umbau des Braunkohlereviers fließen, sollen auch 200 Millionen für die Kultur bereitgestellt werden. Wir haben da unser Bus Projekt vorgestellt, bei dem wir Städter zum Thema Wasser oder Ernährung ins rheinische Braunkohlelager Hambach oder an die Erft fahren.

Aber von der Stadt bekommt das Festival eine Konzeptionsförderung?

Von der Stadt bekommen wir 50.000 Euro pro Jahr, diese Konzeptionsförderung läuft bis 2026. Das sind unsere Basics, davon geht rund die Hälfte für administrative und strukturelle Kosten drauf, bleiben 25.000 Euro, das ist nichts bei einem Festival. Die Förderung vom Land ist eine klassische Projektförderung, die muss man von Jahr zu Jahr neu beantragen. Da sind wir auch in der Vergangenheit immer sehr unterstützt worden, aber die werden Zeiten härter.

Wir haben uns nie von einem Geldgeber abhängig gemacht.

Rolf Emmerich

Die EU fördert das Festival mit Kooperationsprojekten, bei denen muss man aber einen Eigenanteil einbringen ...

Das Gesamtvolumen der EU-Förderungen des Sommerblut-Festivals von 2013 bis 2024 beträgt 522.000 Euro. Solche Kooperationsprojekte werden mit 70 Prozent EU-Geldern zu 30 Prozent Eigenanteil gefördert. Insgesamt sind wir dann bei 788.000 Euro, die in die Stadt kommen. Es wird immer schwieriger, von der Stadt Geld für solche Kooperationsverträge zu kriegen. Oft musste ich kleinteilige Projektanträge stellen, es gab nie eine offizielle Kofinanzierung für ein EU-Projekt. Auch die Kämmerin konnte uns nicht unterstützen.

Sollte die Möglichkeit dazu nicht eingerichtet werden?

Im Moment sagt die Stadt gar nichts mehr. Andere in der freien Szene haben ähnliche Probleme. Anfang des Jahres hat die damalige Leiterin des Kulturamtes mir gesagt, dass es im neuen Haushaltsentwurf einen Fördertopf für internationale Kooperationen geben werde, dann könnte man über den einen Antrag auf Kofinanzierung durch die Stadt stellen. Im November hat mich dann der Kulturdezernent informiert, dass der Fördertopf nicht kommen werde wegen Haushaltsproblemen. Man müsse die EU-Projekte aus der Kulturförderabgabe kofinanzieren, doch das sei dann Sache der Politik und nicht der Verwaltung.

Als OB müsste man das doch unterstützen, wenn ich mit 300.000 Euro Eigenanteil insgesamt eine Million Euro in die klamme Stadtkasse holen kann.

Rolf Emmerich

Und was sagt die Politik?

Die Politik möchte diese Kulturförderabgabe von fünf bis acht Millionen unbedingt behalten, um bestimmte Kulturprojekte am Leben zu halten. Mein Ansinnen an Stefan Charles und die Kulturpolitik war, aus der Kulturförderabgabe diejenigen, die bereits EU-Projekte auf den Weg gebracht haben, jährlich mit einer Summe von 200.000 oder 300.000 Euro zu fördern. Schließlich bringen diese Projekte Gelder nach Köln. Aber ich bin damit bei ihm nicht durchgedrungen. Die Frage an die Politik, aber auch an die Verwaltung, an Henriette Reker und Stefan Charles sollte lauten: Wie steht ihr dazu, wenn die Stadt Eigenanteile stellen muss, damit Geld in die Stadt kommt, sei es im Bereich Soziales, in der Wirtschaft oder der Kultur? Und da müsste man als OB doch sagen, das unterstütze ich natürlich, wenn ich zum Beispiel mit 300.000 Euro Eigenanteil insgesamt eine Million Euro in die klamme Stadtkasse holen kann.

Das andere große Ärgernis für die freie Szene sind die Pläne für das Depot.

Der freien Szene fehlen großen Räume, für große Produktionen, für Gastspiele. Die AG Depot hat zwei Jahre lang zusammen mit der Kulturverwaltung und dem Schauspiel ein Konzept für die Zukunft des Depots entwickelt. Und dann wird ohne vorangehende Gespräche dem Kulturausschuss die Entscheidung präsentiert, das Depot 2 kommerziell zu nutzen und da ein Musical reinzunehmen. Das ist kein demokratisches Verfahren. Die Kulturpolitiker fühlten sich brüskiert und die freie Szene kocht wegen der Entscheidung.

Die Unzufriedenheit mit dem Kulturdezernenten brach sich bei den Tanz- und Theaterpreisen Bahn. Haben sich die Gemüter inzwischen beruhigt?

Nein, die Sache mit dem Depot war in der Szene das letzte i-Tüpfelchen. Wir fühlen uns nicht ernst genommen. Man kann unangenehme Entscheidungen auch demokratisch respektvoll vertreten. Aber Stefan Charles hat keine Konzepte und keine Visionen. Ihm fehlt das Standing in der Politik. Und er kann keine Konflikte und keine Probleme lösen. Deshalb müssen wir jetzt selbst den Druck erhöhen, und von der Politik und der Verwaltung fordern, sich zu diesen beiden Themen, den EU-Kooperationsprojekten und der Fortführung der AG Depot – zu der es ja einen verbindlichen Ratsbeschluss gibt – zu bekennen.

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Stefan Charles ist als Kulturdezernent eine Fehlbesetzung, er ist kein Manager. Du musst in dem Job die Politik, du musst die Leute mitnehmen und Visionen entwickeln. In Köln haben sich die Konstellationen verschlechtert. Die ehemalige Kulturamtsleiterin war eine sehr gute Konstante. Wir hatten nicht immer leichte Gespräche und Verhandlungen, aber sie war sehr verbindlich und zuverlässig in den Absprachen. Jetzt sind gerade drei Stellen im Kulturamt nicht besetzt und wir haben einen schwachen Dezernenten, der nicht die Pfründe für uns rausholt. Dabei musst du die gerade in schweren Zeiten in den großen Machtrunden der Stadt verteidigen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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