Am 7. April schien die Saison für die SG Dahlem-Schmidtheim gelaufen. Soeben hatte die Mannschaft von Marcel Timm, die lange Zeit als Aufstiegsfavorit Nummer eins galt, das Spitzenspiel in Lommersum mit 4:5 verloren.
Der Rückstand auf den direkten Rivalen betrug dadurch sechs Runden vor dem Ende sieben Punkte. Der erhoffte Sprung auf Verbandsebene war in ganz weite Ferne gerückt, ja aussichtslos geworden. "Wir waren alle total niedergeschlagen, das Thema Meisterschaft hatten wir abgehakt", erinnert sich der Coach an die Momente direkt nach dem Schlusspfiff.
Wer dem Übungsleiter damals erzählt hätte, dass seine Schützlinge knapp zehn Monate später als aktueller Bezirksligist für den Titel "Mannschaft des Jahres" nominiert sind, wäre wohl mit einem Fingerzeig Richtung Stirn konfrontiert worden. Doch genauso sollte es kommen. Denn die bittere Niederlage bildete nicht nur den absoluten Tiefpunkt, sondern wurde in den folgenden Wochen auch zu einem Wendepunkt.
Nach vier Jahrzehnten spielt die SG wieder auf Verbandsebene
"Nachdem wir uns kurz schütteln mussten, haben wir uns gesagt, dass wir uns hinterher nicht vorwerfen lassen möchten, nicht alles probiert zu haben. Danach haben es die Jungs einfach überragend gemacht", schwärmt der 48-Jährige vom beeindruckenden Endspurt seines Teams. Während Lommersum bereits eine Woche später gegen Roitzheim und auch danach immer wieder Zähler liegen ließ, kam die SG – die alle sechs verbliebenen Duelle für sich entschied – Woche für Woche näher an die Spitze des Klassements heran.
"Wir haben durch unsere Ergebnisse konstant Druck ausgeübt und sind letztlich verdient aufgestiegen, denn die Tabelle lügt ja bekanntlich nicht", weiß Timm, der sich durch den Auswärtsdreier am letzten Spieltag in Schöneseiffen mit seinen Akteuren endgültig in die Vereinschronik eingeschrieben hat.
Denn nach vier Jahrzehnten überschritt der Klub wieder die Schwelle von der Kreisliga zum überregionalen Niveau. Für Marcel Timm ist es der bislang größte sportliche Erfolg als Trainer. Der ehemalige Angreifer (SV Sötenich, TuS Schmidt) hatte die Verantwortung in der Winterpause der Saison 2018/19 übernommen – zu einer Zeit, als der Weg in die unterste Spielklasse nicht mehr weit war. Dann jedoch ging es Schritt für Schritt bergauf: Nach dem gelungenen Klassenverbleib folgte 2022 – auch dank der sehr guten Jugendarbeit, die viele Talente in die erste Mannschaft spülte – der Aufstieg in die Kreisliga A, ehe es im vergangenen Frühjahr noch mal eine Stufe nach oben ging.
Die SG Dahlem-Schmidtheim braucht wieder eine Aufholjagd
Die Party nach dem "Megaerfolg" (Timm) bildete den Höhepunkt, auf den – Aufstiegseuphorie hin oder her – keine weitere Steigerung mehr kommen konnte. Zum einen ist die Konkurrenz auf FVM-Ebene in diesem Spieljahr vielleicht so stark wie nie zuvor, zum anderen sind die personellen und strukturellen Möglichkeiten des Aufsteigers begrenzt.
Hinzu kam die schwerwiegende Verletzung von Stammkeeper Yannick Schmitz (Knöchelbruch), der in der gesamten Hinrunde nicht zur Verfügung stand und zu den Hoffnungsträgern für die Rückserie gehört. "Wir wissen, was wir an ihm haben. Dennoch bekommt er die Zeit, die er braucht, um richtig fit zu werden. Mit Nico Esser und Sören Widdau haben wir zwei gute Alternativen, über deren Hilfe ich sehr dankbar bin", lobt der Sportliche Leiter, der trotz des Tabellenstandes (letzter Rang) positiv in die Zukunft schaut.
"Ich hatte zwar damit gerechnet, dass wir zu diesem Zeitpunkt sechs oder sieben Punkte mehr auf dem Konto haben, aber ich weiß auch, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Wir werden aus den Fehlern unsere Lehren ziehen und bis zum Schluss kämpfen", verspricht der Coach, für den ein direkter Abstieg kein Beinbruch wäre. Aber wer weiß? Wohin die Willensstärke die SG Dahlem-Schmidtheim am Ende führen kann, hat man bereits im vergangenen April gesehen. © Kölner Stadt-Anzeiger
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