Nun steht es fest: Die Kaller CDU wird bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 nicht mit ihrem Bürgermeister Hermann-Josef Esser als Kandidaten antreten.

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Stattdessen soll der Gemeindeverbandsvorsitzende Michael Kehren von den Mitgliedern nominiert werden. Leicht, das wurde beim Pressegespräch in Sistig deutlich, ist Esser die Entscheidung nicht gefallen. "Monatelang gab es Gespräche im CDU-Vorstand. Im Ergebnis werde ich den Weg frei machen, so dass Michael Kehren als Kandidat antreten kann."

Esser war im Herbst 2017 Bürgermeister geworden, nachdem sein Vorgänger Herbert Radermacher das Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegt hatte. Seit der Wahl seien ihm nur rund zweieinhalb Jahre vergönnt gewesen, in denen er unter normalen Bedingungen habe arbeiten können. Danach habe sich eine Krise an die nächste gereiht.

Kall: Bauhof war beschädigt und das Rathaus zerstört

Der erste Einschnitt sei die Corona-Pandemie gewesen mit einer völlig neuen Lage. Die Gemeinderatswahl im Herbst 2020, bei der die CDU fünf ihrer zwölf Mandate verloren habe, sei der zweite Einschnitt gewesen. Die Arbeit im Rat habe sich verändert, sei insgesamt aber sachorientiert.

"Der dritte und gravierendste Einschnitt war die Flut im Juli 2021. Mein Team in Rathaus und Bauhof haben danach Herausragendes geleistet", betonte Esser. Und das, obwohl der Bauhof beschädigt und das Rathaus zerstört gewesen sei. Seit nun dreieinhalb Jahren arbeite das Rathausteam auf, über und neben Baustellen. Der Einsatz seiner Mitarbeiter unmittelbar nach der Flut sei das Highlight in seinen sieben Jahren als Bürgermeister gewesen: "Da war sich keiner für irgendetwas zu schade."

Letzteres mag in der Politik nicht überraschen, zerstört aber einiges an Vertrauen.

Hermann-Josef Esser, Bürgermeister von Kall

"Der tiefste Einschnitt – auch im mentalen Bereich – war aber der Versuch, im Herbst 2021 ein Abwahlverfahren gegen mich einzuleiten, gekrönt durch eine Strafanzeige wegen vermeintlicher Untreue", so Esser. Beides sei im Sande verlaufen, habe aber viel Zeit und Kraft gekostet, die man an anderer Stelle hätte besser einsetzen können. In dem Abwahlverfahren habe es offene Befürworter, Unterstützer seiner Person und dazwischen viele gegeben, die laviert und abgewartet hätten, wohin das Pendel ausschlage: "Letzteres mag in der Politik nicht überraschen, zerstört aber einiges an Vertrauen."

Kall: CDU setzt verstärkt auf junge Gesichter im Vorstand

Bei den Gesprächen im CDU-Vorstand sei man sich einig gewesen, dass man eine Kampfabstimmung vermeiden wolle. "Es war für mich auch nie ein Thema, als unabhängiger Kandidat anzutreten", meinte Esser. Er sei gerade 60 geworden, habe aktuell keine berufliche Perspektive und wisse auch noch nicht, ob er sich weiter politisch betätige. Klar sei aber: "In Kall werde ich bis zum Ende meiner Amtszeit weiter Vollgas geben."

"Der Vorstand hat sich einstimmig für Michael Kehren als Bürgermeisterkandidaten ausgesprochen", erklärte der Fraktionsvorsitzende Bert Spilles. Im neuen CDU-Vorstand gebe es viele junge Gesichter: "Ich schaue mutig auf die kommenden Wahlen."

CDU-Kandidat Kehren will das bürgerschaftliche Engagement stärken

Kehren, derzeit Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands für die Kreise Euskirchen und Düren, ist in Keldenich aufgewachsen. "Im kirchlichen Dienst habe ich anschließend in Frankfurt, Rom und im Ruhrgebiet gearbeitet", berichtete Kehren, der als Seelsorger im Einsatz war. Nach seinem Ausscheiden war er bei der Arbeitsverwaltung des Bundes tätig.

Schon seit seinem 14. Lebensjahr sei er politisch aktiv, zuerst in der Jungen Union. Seit Herbst 2023 ist er Gemeindeverbandsvorsitzender in Kall. "Wir müssen angesichts der großen Herausforderungen den Gemeinschaftssinn und das bürgerschaftliche Engagement erhalten und stärken", betonte Kehren. Die Kommunen würden mit immer mehr Aufgaben überfordert. Er werde als Bürgermeister vieles fortsetzen, was Esser begonnen habe, aber auch eigene Akzente setzen.

"Ich habe mich als Führungskraft bewährt und kann mich schnell in Sachverhalte einarbeiten." Er sehe seine Aufgaben vor allem darin, die Gemeindeverwaltung zu führen, Moderator für den Bürger zu sein und in Zeiten knapper Kassen Netzwerke zu knüpfen.

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"Ich bin sehr glücklich, wie das in Kall gelaufen ist", sagte der CDU-Kreisvorsitzende Ingo Pfennings. Den sehr gut koordinierten Prozess habe er unterstützt. "Michael Kehren ist ein Kaller Junge, der auf die Leute zugehen kann", meinte der Kreisvorsitzende.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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