Dass die Osterkirmes auf der Deutzer Werft in diesem Jahr stattfindet, ist knapp vier Wochen vor ihrem geplanten Start sehr unwahrscheinlich geworden.
Zwar bestätigte die Stadtverwaltung erstmals, dass die Siegerin des Vergabeverfahrens für die Ausrichtung der Kirmes 2025 bis 2029 wie berichtet die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) ist. Doch den tatsächlichen Zuschlag kann sie ihr nicht erteilten. Denn der unterlegene und einzig andere Bewerber, der Leverkusener Schausteller Wilfried Hoffmann, hat bei der Vergabekammer der Bezirksregierung Köln einen Antrag auf Nachprüfung eingereicht.
Darüber habe die Kammer die Stadt am Dienstagnachmittag informiert. Am 19. April sollte die Osterkirmes auf der Deutzer Werft starten. Die Stadtverwaltung teilt mit: "Bis zur Entscheidung der Vergabekammer sowie dem Ablauf der Beschwerdefrist ist eine Durchführung der Volksfeste in Deutz nicht möglich."
Vorwürfe gegen Kläger
Hoffmanns Sprecher Hugo Winkels sagte dazu: "Es gibt Gründe, wieso wir den Antrag eingereicht haben", er wollte mit Verweis auf das laufende Verfahren aber nicht mehr sagen. Tanja Hoffmann, Aufsichtsratsvorsitzende der GKS, warf ihm vor, jetzt in Kauf zu nehmen, dass die Kölner womöglich gar keine Osterkirmes bekommen werden, unabhängig davon, wer sie ausrichtet. "Das ist mehr als falsch und unfair den 120 Schaustellern gegenüber."
Die Osterkirmes hängt jetzt davon ab, wie schnell die Vergabekammer entscheidet. Zuständig für Vergabeverfahren öffentlicher Auftraggeber in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf wie diesem ist die Vergabekammer Rheinland, sie ist bei der Vergabekammer der Bezirksregierung Köln angesiedelt. Bis zu einer Entscheidung können allerdings fünf Wochen vergehen, also für die Osterkirmes zu spät.
Gäbe es eine Entscheidung in der kommenden Woche, sei sie zuversichtlich, dass die Kirmes stattfinden kann, sagte Tanja Hoffmann. Denn drei Wochen Vorlaufzeit reichten auch für den Aufbau der größten Fahrgeschäfte noch. "Wir haben das Know-how und die Erfahrung, auch in kürzester Zeit eine Kirmes zu organisieren", sagte die GKS-Aufsichtsratvorsitzende. "Und kommt die Entscheidung in letzter Sekunde, versuchen wir trotzdem alles, um die Kirmes möglich zu machen."
Im Herbst 2024 hatte die Stadt die Konzession der Deutzer Kirmes für fünf Jahre ausgeschrieben. GKS und Wilfried Hoffmann bewarben sich und warteten seit Anfang des Jahres dringlichst auf das Ergebnis einer Auswahlkommission mit Vertretern der Verwaltung und Politik und der anschließenden Zustimmung der politischen Gremien. Doch jetzt ruht das Verfahren, obwohl die Siegerin feststeht.
Der Streit begann 2023
Die Stadt teilt mit: "Im Sinne des Beschleunigungsgebots ist es gesetzlich vorgesehen, dass die Vergabekammer ihre Entscheidung in der Regel innerhalb einer Frist von fünf Wochen ab Eingang des Antrags trifft." Im Ausnahmefall sei eine Verlängerung des Zeitraums um bis zu zwei Wochen möglich. In der Praxis und aufgrund der Komplexität der zu entscheidenden Fälle werde die Regelfrist von fünf Wochen zuweilen um einen erforderlichen Zeitraum verlängert, der auch länger als zwei Wochen dauern könne.
Gegen die Entscheidung der Vergabekammer kann dann noch Beschwerde beim Beschwerdegericht des Oberlandesgerichts Köln eingelegt werden.

Es war abzusehen, dass der unterlegene Bewerber gegen eine Entscheidung vorgehen würde. Der Streit um die Ausrichtung der Kirmes mündete schon in mehreren Klagen. Er begann 2023, nachdem die Kölner Schausteller 50 Jahre lang die Oster- und Herbstkirmes in Deutz verantwortet hatten, zunächst auf dem Gelände der heutigen Lanxess-Arena, seit 1996 auf der Deutzer Werft. Für die Feste 2024 hatte sich dann mit dem Leverkusener Wilfried Hoffmann erstmals ein Konkurrent um die Ausrichtung beworben und auch zunächst die Zusage bekommen, weil es in den Unterlagen der GKS Formfehler gegeben haben sollte. Dagegen klagte die GKS erfolgreich, das Auswahlverfahren wurde von der Stadt neu gestartet. Ein Los hatte dann entschieden – zugunsten von Hoffmann. © Kölner Stadt-Anzeiger