"Wir waren am Anfang ein bisschen skeptisch, aber jetzt sind wir sehr stolz auf unser Stück", sagt Ina Leisen.

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Sie ist eine von sieben Schülerinnen der Theater-AG aus der Oberstufe des Städtischen Gymnasiums Hennef an der Fritz-Jacobi-Straße 18. Im Pädagogischen Zentrum steht am Donnerstag um 19 Uhr die Premiere an.

Gerade mal ein halbes Jahr hatten sie Zeit für ihr" kleiner drei". Das Stück haben sie selbst geschrieben. "Ich habe keine Ahnung von klassischer Literatur", erklärt Regisseurin und AG-Leiterin Anna Seidel. "Mich interessierte viel mehr, was euch wichtig ist", sagt sie mit Blick auf ihr Ensemble.

Thema des Stückes ist das Leben als Frau in dieser Gesellschaft

Es ist kein klassisches, sondern ein performatives Stück. "Es gibt keine festen Rollen, es wird erzählt", beschreibt Nora Bormann die Idee hinter der Inszenierung. Thema ist das Leben als Frau in dieser Gesellschaft. "Wie wir werden? Wer wir sind? Das war unsere Leitidee", ergänzte Helen Lange. "Wir sind als wir selbst auf der Bühne", ergänzt Cornelia Winkelhake. Und doch ist es keine Performance, sondern eine durchgetextete Gestaltung.

Sie bietet offene, ehrliche und faszinierende Einblicke in das Leben junger Frauen, vielleicht sogar eine aktuelle Vorstellung des modernen Feminismus. "Kleiner drei" beginnt aus dem Off mit einem "Willkommen in der heutigen Gesellschaft". Die Frauenstimme seziert Rollenbilder und führt sie plakativ vor." Mach es dir aber nicht zu bequem", ist der Rat, "sei makellos, nimm aber nicht zu viel Makeup, hab eine eigene Meinung, aber nicht zu sehr politisch."

Mit einem scharfen Vortrag vom Rednerpult an die Elterngeneration wird die Szenerie in Licht getaucht. Ina Leisen adressiert treffende Anschuldigungen an die Älteren: "Ihr habt die Welt so verändert, dass wir sie reparieren müssen." Klassischem Brecht'schen Sprechtheater gleich gehen die sieben Schauspielerinnen auf der Bühne in Quadraten auf und ab: "Wir sind die Generation, die die Welt verändern wird." Es endet mit: "Ja, wir sind scheiße, weil wir so oft am Handy sind."

Shani Alsbach geht selbstkritisch mit dem Medienumgang ihrer Altersklasse um, fragt, wie viel Bildschirmzeit gut oder schlecht ist, welche Bedeutung die ständige Verfügbarkeit für junge Menschen hat: Da werden aus kurz auf die Uhr schauen 40 Minuten TikTok. Nora Bormann stellt die Frage nach der eigenen Person und den vielen Rollen, die sie spielt: "Vielleicht sind wir doch die ganze Zeit wir selbst."

Der Schulchor unterstützt das Stück mit vier Songs, unter anderem "Spiegelbild" von Mayberg. Rollentausch spielen sie mit Hilfe von Garderobenständern, eindrücklich und so einfach. Im Spalier werfen sie sich die Lieblings-Hassaussagen der Eltern zu: "Als ich so alt war wie du... waren die Lehrer strenger, mussten wir viel mehr helfen, Geld selbst verdienen."

Besonders eindrücklich ist die Feminismus-Szene, als zwei Jungs fragen, welchen Vortrag sie jetzt hören werden. Und Shani Alsbach, Nora Bormann und Helen Lange ihnen mit klaren Argumenten darlegen, dass Gleichberechtigung eben noch nicht erreicht ist. Am Ende rufen sie zusammen laut aus: "Noch Fragen?"

Du bist ein Wunder, aber sie verwandeln dich in ein Produkt.

Darja Knaus, Schauspielerin der Theater-AG
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Mit zwei intensiven, berührenden Monologen endet das Theaterstück: Faezeh Mohammadi erinnert an die Situation der Frauen im Iran. Und Darja Knaus analysiert das ständige Bemühen von Frauen, Bedürfnisse zu erfüllen, "Nett hat sich aber immer schnell in Scheiße verwandelt", schreit sie fast. "Du bist ein Wunder, aber sie verwandeln dich in ein Produkt." Ensemble und Schulchor singen "Keep Your Heart Wide open" zum Schluss gemeinsam. Für die Vorstellung am Donnerstag gibt es noch Plätze, Spenden sind erwünscht.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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