Das verbogene Metall liegt noch neben dem Standstreifen, Warnbaken weisen auf die Gefahrenstelle hin.

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Von Tempo 100 auf 80 Stundenkilometer wird die Geschwindigkeit am Rastplatz Sülztal reduziert - beinahe schon ein gewohntes Bild an dieser Stelle. Aber das Tempolimit ist nur vorübergehend. Eingerichtet wurde es für die Zeit der Reparatur.

Denn erneut hat es hier am Freitag, 10. Januar, einen schweren Unfall gegeben: Ein 28 Jahre alter Mann hatte die Kontrolle über seinen BMW aus der 3er-Reihe verloren. Der schleuderte über alle drei Fahrstreifen in die Planke, die nach den Ausbesserungen der vergangenen Monate noch wie neu aussah. Sie hielt stand, der Wagen prallte ab und blieb quer zur Fahrrichtung auf dem rechten Fahrstreifen stehen. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Fahrer, der leicht verletzt wurde, angegeben, mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen zu sein.

Ein dauerhaftes Tempolimit gibt es an dieser unfallträchtigen Stelle bislang nicht. Ob sich das ändern wird, ist noch nicht klar.

Auch über diesen Unfall berät die kommende Unfallkommission

"Uns liegt der Unfallbericht der Polizei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor", sagt Sabrina Kieback, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation der Niederlassung Rheinland. Der Unfall werde standardmäßig Gegenstand der nächsten Unfallkommission. Dort werden sogenannte Unfallhäufungsstelle bearbeitet. Allerdings sind die sehr formal definiert.

Dafür nämlich müssen sich innerhalb eines Kilometers sechs Unfälle eines Unfalltyps ereignen, die mindestens einer der folgenden Kategorien angehören: mit Todesfolge, mit Schwerverletzten, mit Leichtverletzten, mit großem Sachschaden. Die Bewertung findet nach Ablauf des Kalenderjahres statt, wenn alle Unfälle bekannt sind. "Es sei denn, eine Stelle wird vorher, aus welchen Gründen auch immer, auffällig", sagt Kieback.

Die Unfallkommission, in der Straßenbaulastträger, also in diesem Fall die Autobahn GmbH, die Verkehrsbehörde und die Polizei, tritt jährlich zusammen. Sie beschließt, wenn eine Unfallhäufungsstelle als solche definiert ist, individuell verkehrliche und bauliche Maßnahmen. An der A3 ist das bislang - noch - nicht der Fall. "Diese Beschlüsse sind bindend und zeitnah umzusetzen", betont Kieback. Die drei Mitglieder stünden übrigens grundsätzlich im engen Kontakt.

Zwei BMW X 5 waren mit dem Dach voran in der Sülz gelandet

Für die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar sind die Einsätze auf der A3 in Höhe Sülztal schon ein Déjà-vu. Immer wieder müssen sie zu schweren Unfällen auf die Autobahn 3 in Fahrtrichtung Köln ausrücken, immer wieder an die nahezu selbe Stelle. Die Seitenschutzplanke kurz hinter dem Rastplatz ist niedergedrückt, doch dieses Mal ist der BMW nicht darüber hinweggeflogen, sondern auf die Fahrbahn zurückgeschleudert worden.

Das sah im November 2023 sowie im Februar 2024 noch anders aus. Bei beiden Unfällen hatte sich jeweils ein BMW X 5 mehrfach überschlagen und war mit dem Dach voran in der neben der A 3 vorbeifließenden Sülz gelandet. Am 17. November 2023 lag der 23 Jahre alte Fahrer mehrere Minuten mit dem Kopf unter Wasser, bevor ihn Feuerwehrmänner befreien und ans Ufer bringen konnten.

Der Mann konnte reanimiert werden, starb aber später in einer Kölner Klinik. Seine 24 Jahre alte Beifahrerin wurde von Ersthelfern gerettet und betreut. Mit leichten Verletzungen kam sie ins Krankenhaus nach Siegburg. Die Seitenschutzplanke war wegen eines früheren Unfalls dort bereits beschädigt gewesen.

Ersthelfer sprangen ins kalte Wasser und retteten zwei Menschen

Nur gut zwei Monate später, am 4. Februar 2024, war nur wenige Meter weiter der Unfallverlauf nahezu identisch. Ein 25 Jahre alter Autofahrer verlor die Kontrolle über seinen BMW X 5, der über die seitliche Begrenzung flog, sich mehrfach überschlug und auf dem Dach in der Sülz landete. Augenzeugen hielten sofort an und sprangen in das kalte Wasser. Ihnen gelang es, den 25-Jährigen und seine 26 Jahre alte Beifahrerin aus dem Autowrack zu retten.

Sie begannen bei dem Mann sofort mit der Wiederbelebung. Er wurde lebensgefährlich verletzt in eine Kölner Klinik geflogen und überlebte. Die 26-Jährige war schwer verletzt, aber ansprechbar. Die beiden verdanken ihr Leben den couragierten Ersthelfern.

Auffällig ist, dass in solche Unfälle immer wieder hochmotorisierte Fahrzeuge mit Heckantrieb verwickelt sind. Die gelten als sportlicher und bringen die Kraft besser auf die Straße. Allerdings brechen sie leichter hinten aus, insbesondere bei widrigen Straßenverhältnissen. Die Hersteller haben mit einem elektronischen Stabilitätsprogramm, der Fahrdynamikregelung DSC, darauf reagiert. Einzelne Wagenräder werden in kritischen Situationen abgebremst, sodass das Ausbrechen verhindert wird. Das DSC muss aber zugeschaltet sein.

Neben den spektakulären gab es eine Reihe weiterer Unfälle

Außer den spektakulären Ereignissen gab es weitere Zusammenstöße auf diesem Abschnitt. Am ersten Weihnachtsfeiertag 2023 fuhr ein Kombi auf einen SUV auf, zwei Frauen erlitten einen Schock. Einen Tag später wiederholte sich der Verlauf der drei weiter oben beschriebenen Unfälle, allerdings hielt die Schutzplanke den Mercedes auf. Die Sülz führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser.

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Am 18. November 2024 hatte der 40 Jahre alte Fahrer eines BMW-Kombi die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Erneut kurz hinter dem Rastplatz Sülztal stieß er gegen einen Sattelschlepper und schleuderte herum. Entgegen der Fahrtrichtung blieb er stehen, der Mann wurde leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. Am 3. Januar 2025 blieb ein BMW-Fahrer unverletzt, dessen Wagen in Höhe des Rastplatzes in die Mittelleitplanke gekracht war.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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