Es war einer der größten und verheerendsten Vulkanausbrüche der Neuzeit, der am 8. Juni 1783 auf Island seinen Anfang nahm.

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Etwa acht Monate war der Laki-Krater aktiv. Die giftige Aerosolwolke, die sich bildete, legte sich über den gesamten Kontinent. Ganz Europa, durch regenreiche Sommer ohnehin von Missernten heimgesucht, stöhnte im Winter 1783/84 unter einer gnadenlosen Kältewelle.

Dieses Extremwetterphänomen, das auf das Rheinland im Allgemeinen und das damalige Mülheim und das benachbarte Köln im Besonderen katastrophale Auswirkungen hatte, bildet den Ausgangspunkt für die neueste Stadtraumerkundung der Kölner Theatergruppe "distriktneun". Wie schon bei ihrer preisgekrönten Theaterperformance "Caput VIII – Heine in Müllem" verbindet das Stück historische Stadtgeschichte des damals selbständigen Mülheims mit gesellschaftspolitischen Anliegen.

Geheimnisvolle Geschichtspfade im Mülheimer Hafen

Autor Marco Hasenkopf, der das Ereignis bereits in seinem historischen Krimi "Eisflut 1784" (Emons Verlag) behandelt hatte, liefert auch für die theatrale Stadtraumerkundung "Climate Changes Everything" den packenden Plot. Mit dem niederländischen Deichbauingenieur Henrik Venray (Thomas Krutmann) und der resoluten Apothekerwitwe Anna-Maria Scheidt (Aischa-Lina Löbbert) begibt sich das Publikum auf geheimnisvolle Geschichtspfade im Mülheimer Hafen.

Hier an den Originalschauplätzen der damaligen Katastrophe kämpft der Amtmann im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor, der als Herzog von Jülich-Berg in Mülheim regierte, darum, dass die Bürger möglichst rasch im Süden der Stadt einen Damm errichten. Er soll Schutz bieten, wenn sich bei der kommenden Schneeschmelze die gewaltigen, meterhohen Eismassen, die sich im Rhein aufgetürmt hatten, auf die rheinischen Städte ergießen.

In der frühabendlichen Kulisse des Hafengeländes entwickelt sich ein spannendes Schauspiel, das wie ein Menetekel auf das verweist, was uns angesichts des heutigen menschengemachten Klimawandels droht. Die beiden fiktiven Protagonisten erweisen sich als Propheten der industriellen Revolution, die ohne Rücksicht auf Mensch und Natur auf grenzenloses Wachstum setzt. Geheimnisvolle Wolfsgestalten und ein stimmungsvoller Soundtrack (Musik: Soho Fox), der dem Kopfhörer tragenden Publikum eingespielt wird, sorgen im Verbund mit dem Hafengelände für eine schaurig-romantische Atmosphäre.

Der Abend findet seinen großartigen Höhe- und Schlusspunkt auf dem sonst nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Gelände des THW-Köln-Ost. Hier wird das baumgesäumte Ufer mit Blick auf die Mülheimer Altstadt zur grandiosen Naturbühne, auf der sich Mahner und Populisten im Kampf um die Hirne und Herzen ihrer Mitbürger einen heftigen Streit liefern.

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Der damalige Ausgang des Eisgangs ist historisch belegt. Weite Teile Mülheims wurden von den Eisschollen verwüstet, davor kam es zu gravierenden Zerstörungen am Kölner Rheinufer. 13,55 Meter war der Pegelstand über normal. Es ist bis heute der höchste gemessene Wasserstand in Köln und Umgebung.

Termine: 20., 21., 29. 9., jeweils 19 Uhr, Treffpunkt: Wasserstraßen-Schifffahrtsverwaltung des Bundes WSW, Sachsenbergerstraße 2  © Kölner Stadt-Anzeiger

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