Manche Dinge ändern sich eben nicht. Und so war bei der traditionellen Mädchesitzung des KV Ripsdorf alles wie gewohnt: Ausnahmestimmung im Saal! Bleibt die Frage, wie man das Gute-Laune-Phänomen erklärt.
Ja, Frauen-, Damen- oder eben Mädchesitzungen gibt es auch im Kreisgebiet einige, doch nur wenige haben über die Jahrzehnte so verlässlich einen guten Ruf wie die in Ripsdorf. Dabei sind die Voraussetzungen für die einen hier gar nicht mal so optimal: Der Saal bei "Trappe", wie die Gaststätte Huth-Hammes im Ort heißt, ist eher klein und die Bühnendecke niedrig. Die meisten aber sehen gerade in dieser Kombination eine der Erfolgsgarantien fürs jecke Spektakel: Es ist keine karnevalistische Riesensause wie die "Hölle von Vettweiß", sondern eine gemütliche, kompakte Sitzung mit direktem Kontakt zwischen den Aktiven auf der Bühne und dem Publikum.
Ripsdorfer Traditions-Kneipe öffnet nur an Karneval und zur Kirmes
Nicht nur Gastronom Wilfried Hammes, Rispdorfer Urgestein, der in dritter Generation die Kneipe führt, sie aber nur noch an Karneval und zur Kirmes öffnet, wirkte zufrieden angesichts des Trubels. "Trappe" ist eben eine Ripsdorfer Institution. Hier führte Sitzungspräsident Alexander Huth durch ein abwechslungsreiches, knapp vierstündiges Programm, begleitet von der Saalkapelle, dem Musikverein Ripsdorf.
Auffällig beim Blick in den Saal: Alle jecken Frauen waren kostümiert. Das hatte Stefan Wagener, Präsident des KV Ripsdorf, bei den beiden Herrensitzungen am Wochenende zuvor durchaus vermisst. Zahlreiche Besucherinnengruppen, die wie immer aus einem Umkreis von mehr als 30 Kilometern angereist waren, gehen aber noch einen Schritt weiter: Sie geben sich eigens für diesen Tag ein Kostümmotto. Am Sonntag waren so tischweise Funkemariechen, Space Girls, Pumuckl, Aperol Spritz, Eis am Stiel und anderes dabei.
Auch die Ripsdorfer Freundinnen, an diesem Tag als Men in Black unterwegs, gehören zu den Stammgästen der Sitzung. "Wir sind hier, seitdem es die Mädchesitzung gibt", so Carmen. Der Sitzungsbesuch sei die Gelegenheit, einmal im Jahr gemeinsam zu feiern. Man "züchte" mittlerweile schon den Sitzungsnachwuchs heran, sagte sie und deutete auf zwei Teenager am Tisch, die offenbar Mädchesitzungs-Novizinnen waren.
Viele Tops und nur ein Flop im vierstündigen Programm
Was den Men in Black beim Bühnenprogramm gefiel, war unter anderem das Herrenballett "Highlander vom Weißen Stein" aus Udenbreth, oder die Showtanzgarde Traumtänzer der Süetenicher Schlipse, die in dieser Session ihr Comeback erleben, so die Ripsdorfer KV-Geschäftsführerin Desirée Kremer: "Die hatten nach der Flut 2021 keinen Proberaum mehr und treten erst jetzt wieder auf."
Für Musik im Programm sorgten unter anderem Pittermännchen aus Ostbelgien, die Kölsch-Rock-Band Schabau aus Wallersheim bei Prüm und traditionell zum Abschluss die Show Fanfares Ripsdorf, natürlich begleitet von ihrer Showtanzgruppe. Showtanz und Musik bilden in Ripsdorf den zweiten und größeren Programmteil.
Eröffnet wird die Sitzung mit jecken Wortbeiträgen wie dem von "Lieselotte Lotterlappen", einer Travestie von Joachim Jung, die aber einige Frauen im Saal offenbar nicht so gelungen fanden, und von Bauchredner Peter Kercher aus Troisdorf samt Dolly sowie als Überraschungsgast und "sprechende Puppe" Daniel Reetz aus Ripsdorf – was logischerweise für besonderen Jubel im Publikum sorgte.
Das gefiel auch den neun "Glücksbärchen" aus Steffeln an der Oberen Kyll. "Hier herrscht eben immer von Beginn an eine explosionsartige Stimmung", grinste Katharina. Die fünf Clowns aus Ripsdorf am Nebentisch stimmten zu. Deren Erfahrung aus dem Vorjahr, da war sich Ines sicher, würde sich wiederholen: "Das endet in völliger Ekstase – und dann holen uns unsere Männer ab." © Kölner Stadt-Anzeiger
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