"Ein Spiel! Ein Traum!", war auf den Ankündigungsplakaten für das Verbandspokal-Achtelfinale zwischen dem Bezirksligisten TV Hoffnungsthal und dem Drittligisten Alemannia Aachen zu lesen. Auf dem Papier im Vorfeld eine klare Sache: ein klassisches Duell von "David gegen Goliath".
Doch der Traum vom Weiterkommen lebte dennoch im Lager des TVH, und er lebte sogar länger als von vielen erwartet. Die Anzeigentafel zeigte bereits 86 Minuten und 41 Sekunden an, als es dann doch noch passierte: eine unglückliche Aktion brachte den Alemannen den Ausgleich und sie somit erst spät auf die Siegerstraße.
Fußball. Bitburger-Verbandspokal. Achtelfinale. TV Hoffnungsthal – Alemannia Aachen 1:4 n .V. (1:0,1:1,1:3). Die Partie begann mit 15 Minuten Verspätung, da der Mannschaftsbus der Alemannia im Stau stand und somit nicht rechtzeitig in der Belkaw-Arena eintraf. Der Vorfreude auf die Partie tat dies jedoch keinen Abbruch.
Heim- wie auch Gästefans feierten gemeinsam auf der gut gefüllten Haupttribüne und fieberten dem Anstoß entgegen. Stadionsprecher Markus Hendrich – hauptberuflich Moderator bei Radio Berg – heizte die Stimmung noch mal zusätzlich an. Um 19.17 Uhr ertönte der Anpfiff und der erste Aufreger ließ vor rund 2000 Zuschauern nicht lange auf sich warten.
Frühe Rudelbildung
Nach 180 Sekunden packte Dominik Richartz auf Höhe der Mittellinie die Grätsche aus und sah sich wenigen Sekunden später einem Dutzend Alemannen gegenüber. Die Profis waren mit dem Einsteigen alles andere als einverstanden und brachten dies unmissverständlich zum Ausdruck. Eine kurze Rudelbildung zwischen den Teams blieb allerdings ohne Folgen. Lediglich Richartz sah für sein Foulspiel die Gelbe Karte (3.).
TVH-Keeper David Jäckel durfte sich in der 5. Minute das erste Mal auszeichnen und sein Gegenüber Elias Bördner musste in Minute 10 bei einem Freistoß von Aytekin Kanli erstmals eingreifen. Nur eine Minute später wurde es dann laut im weiten Rund. Kanli wurde lang auf die Reise geschickt, zog im vollen Lauf ab und hämmerte den Ball ins rechte obere Eck (11.). Ein Traumtor brachte den TV Hoffnungsthal gegen den haushohen Favoriten in Führung.
Die Gäste schienen noch nicht richtig wach und sie wurden es auch in den nächsten Minuten nicht. In der 19. Minute hatte Ozan Dogan das 2:0 auf dem Fuß, doch Gästekeeper Bördner konnte den Ball noch gerade um den Pfosten lenken. Nach der anschließenden Ecke kam Anton Musculus zum Kopfball, doch auch er brachte den Ball nicht im Tor unter.
Offensiv lief nicht viel zu zusammen beim Drittligisten und wenn er doch mal in aussichtsreiche Position kam, wurde der Ball im letzten Moment geblockt oder Keeper Jäckel war zur Stelle. Zur Pause nahm Gästetrainer Heiner Backhaus gleich vier Wechsel vor und brachte mit Goden, Töpken, Scepanik und Gaudino gleich vier gestandene Offensivkräfte auf den Platz.
Langsam aber sicher änderte sich nun das Spielgeschehen. Der Druck der Alemannia wuchs stetig an und der TVH wurde mehr und mehr am eigenen Strafraum eingekreist. Während Töpken (50.) und Heinz (56.) noch das Tor verfehlten, rückte im Anschluss TVH-Keeper Jäckel immer mehr in den Mittelpunkt.
Keeper Jäckel rückt in den Mittelpunkt
Zunächst hielt er mit einer Glanzparade gegen Anton Heinz (60.), ehe der TVH noch mal zur einer Großchance auf das 2:0 kam. Nach einem feinen Zuspiel tauchte Kanli vor Bördner auf, der den Flachschuss allerdings parieren konnte (62.). Danach war wieder Jäckel dran: er parierte stark gegen Winter (68.), Scepanik (74.) und gleich doppelt gegen Yarbrough (80.). Weitere Chancen durch Scepanik (65.) und Hanraths (81.) verfehlten ihr Ziel.
Dann schlug die anfangs bereits erwähnte 87. Spielminute. Nach einer Ecke wurde Nico Langwald leicht geschubst und lenkte den Ball unhaltbar ins eigene Tornetz zum Ausgleich. Ein mehr als unglücklicher Ausgleichstreffer. Die Kräfte der Hausherren schwanden nun zusehends und der Drittligist drängte auf die Entscheidung in der regulären Spielzeit. Doch drei weitere Ecken und Chancen von Yarbrough (90.+3, 90.+5) und Heinz (90.+3) brachten keine weiteren Tore.
In der anschließenden Verlängerung musste der TVH dem Kräfteverschleiß endgültig Tribut zollen und hatte den Profis nicht mehr viel entgegenzusetzen. Die Alemannia erarbeitete sich nun Chancen im Minutentakt und in Minute 101 brachte Heinz die Gäste nach einer Flanke von Scepanik in Front. Vier Minuten später stand Heinz erneut richtig und sorgte für die Vorentscheidung (105.).
Im zweiten Durchgang der Verlängerung nahmen die Gäste wieder etwas Tempo raus, kamen aber dennoch zum vierten Tor durch Goden (114.). Die letzte Chance war dem TVH vorbehalten, doch Ibrahim Sayan (118.) setzte den Ball übers Tor.
Trotz dieser Niederlage erkämpfte sich der Bezirksligist TV Hoffnungsthal an diesem Abend den allergrößten Respekt. Nicht nur bei den eigenen Fans, sondern auch bei den Gästen. Alemannia-Coach Heiner Backhaus suchte nach der Partie die Kabine der Gastgeber auf um jedem einzelnen Spieler sein persönliches Lob auszusprechen. "Am Ende sind an diesem Abend alle als Gewinner vom Platz gegangen", so TVH-Sportdirektor Maciek Gawlik.
TV Hoffnungsthal: Jäckel, Richartz (60. S. Haxhimusa), Kaptain, Kanli (84. Sayan), Langwald, Musculus, Dogan (54. Dörmbach, 60. Grgic), Abrahams, Salterberg, Krupa, Sanzone (77. Hansen). Alemannia Aachen: Bördner, Meyer, Baum (46. Goden), Rumpf (46. Scepanik), Putaro (46. Töpken), Hanraths, Bapoh (46. Gaudino, 76. Bahn), El-Faouzi, Heinz, Yarbrough, Winter.
Tore: 1:0 Aytekin Kanli (11.), 1:1 Nico Lanwald (ET, 87.), 1:2 Anton Heinz (101.), 1:3 Anton Heinz (105.), 1:4 Kevin Goden (114.). Zuschauer: 2000. Schiedsrichter: Sven Landgraf. © Kölner Stadt-Anzeiger
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