Ophelia Rosenbaum hat Fußballgeschichte geschrieben. Die Spielerin von der SpVg Nöthen-Pesch-Harzheim hat als erste Frau in einem Meisterschaftsspiel im Herrenfußball im Kreis Euskirchen ein Tor geschossen.
Die 19-Jährige traf am Samstag beim 1:1 gegen den Kaller SC. Für die gemischte Mannschaft der SpVg war es der erste Punktgewinn der laufenden Saison.
Bis vor wenigen Wochen hatte Rosenbaum kaum Zeit, an Fußball zu denken. Die 19-Jährige steckte nämlich bis zum Hals im närrischen Treiben in Zingsheim. Der jecke Grund: Wenn Rosenbaum nicht auf Torejagd geht, ist sie beim Karnevalsverein "Klevbotze" aus Zingsheim aktiv. Und nicht nur das. In der abgelaufenen Session war sie sogar die Tollität. Zudem tanzt sie seit vielen Jahren in der Garde. Das war auch ein Grund, warum es bisher nicht mit dem Fußball geklappt hat. "Ich wollte zwar immer schon Fußball spielen, aber ich hatte einfach zu viele andere Hobbys", sagt die 19-Jährige augenzwinkernd.
Garde und Fußball passten endlich unter einen Hut
Im Sommer des vergangenen Jahres war das aber anders. Endlich sollte es passen: Garde und Fußball – Session und Saison passten endlich mal unter eine Narrenkappe. Doch dann das: Die SpVg Nöthen-Pesch-Harzheim musste ihre Frauenmannschaft vom Spielbetrieb zurückziehen. Es gab einfach zu wenige Spielerinnen, die in die Saison gehen wollten. Auflösen wollte man das Team aber auch nicht – schließlich folgen auf schlechte Zeit bekanntlich auch wieder gute.
Und an die glaubte der Verein und hatte eine für den Fußballkreis Euskirchen bis dato ungewöhnliche Idee: Es sollte eine gemischte Mannschaft gebildet werden, die in der Kreisliga C3 an den Start geht. "Für eine reine Frauenmannschaft haben wir derzeit nicht genügend Spielerinnen, aber wir bringen es nicht übers Herz, unseren Heimatverein zu verlassen", sagt Spielerin Eva Zumbé. Deshalb sei die Idee einer gemischten Mannschaft aufgekommen. Und die Frauen bilden einen ordentlichen Grundstock für die Truppe. Gleich 14 Kickerinnen stehen im Kader der gemischten Mannschaft. Für eine Saison als reine Frauenmannschaft wäre das aber definitiv zu wenig gewesen.
Meldung einer gemischten Mannschaft recht einfach
Die Meldung der gemischten Mannschaft beim Fußballverband Mittelrhein sei "extrem unkompliziert" gewesen. "Wir hatten uns nach der ersten Idee schon auf längere Verhandlungen und Anträge eingestellt", berichtet Thomas Schwermann, Teammanager der dritten Mannschaft der SpVg. Nach einem Telefonat mit Doris Mager, der Vorsitzenden des Fußballkreises, seien aber fast alle Bedenken weg gewesen.
"Wir mussten nur im DFBnet, also dem offiziellen Mannschaftsportal, einen Haken setzen, dass wir gemischt spielen wollen", sagt der Teammanager. Die dritte Mannschaft sei jetzt "eine schöne Mischung aus Familienvätern, Altstars und weiteren, die entweder nicht die Zeit oder den Ehrgeiz haben, in der ersten Mannschaft zu spielen und einfach nur gemeinsam Fußball spielen wollen."
Doch wie es bei Sportlern eben so ist: Der Ehrgeiz ist auch bei einer dritten Mannschaft in der Kreisliga C vorhanden. Und so fällt ziemlich oft das Wort "verkorkst", wenn man die Fußballerinnen unter den Fußballern auf die Hinrunde anspricht. Dabei ist "verkorkst" wahrscheinlich noch geschönt.
Nach zehn Spielen hatte "Nö-Pe-Ha" null Punkte auf dem Konto und ein Torverhältnis von 4:70. Diese Statistik ist nun auf dem Papier zwar nur geringfügig aufgehübscht, für "et Hätz der Eifeler" war der Punktgewinn gegen den einst so ruhmreichen Kaller SC aber so viel mehr als nur ein 1:1: Es war ein gefühlter Sieg mit einem jecken Alaaf.
Ja, ich habe vielleicht das Tor geschossen, aber es war ein Mannschaftserfolg.
Die Zingsheimer Prinzessin gibt sich nach ihrem Premierentor ziemlich bescheiden. "Das Team hat gestern Unglaubliches geleistet. Jeder hat seine Höchstleistung gebracht. Ja, ich habe vielleicht das Tor geschossen, aber es war ein Mannschaftserfolg", sagt Rosenbaum, die gegen den KSC auf der linken Angriffsseite auflief.
An den Moment, als der Ball dann im Netz zappelte, erinnert sich die 19-Jährige noch ziemlich gut. Es lief die 45. Minute. "Es war ein guter Angriff über mehrere Stationen. Als ich dann den Ball von Jonas Steffens im Strafraum bekommen habe, habe ich mich gedreht und den Ball mit Links gegen den rechten Pfosten gedrückt", so Rosenbaum. Ein bisschen Gerd Müller auf dem Kunstrasen in Arloff.
Der Rest? Jubel pur. "Es war einfach ein Traum. Wir haben uns so unglaublich gefreut, weil es für uns auch ein Zeichen war, dass wir mit der Mannschaft etwas richtigmachen", so die 19-Jährige, die in der Partie nicht als einzige Frau auf dem Platz stand.
Das ist nämlich das Konzept: Bei der gemischten Mannschaft der SpVg sollen im Idealfall immer drei Spielerinnen auf dem Platz stehen. Gegen den KSC standen mit Anna Heft, Eva Zumbé und Elisabeth Schmitz sogar vier Spielerinnen im Kader.
Gemischte Mannschaft in Nöthen wird wohl fortgesetzt
Thomas Schwermann ist Teammanager bei der gemischten Mannschaften der SpVg Nöthen-Pesch-Harzheim. "Es ist natürlich viel zu organisieren drumherum. Für drei Seniorenmannschaften muss ja erst einmal Platz auf unseren Fußballplätzen sein", sagt er: "Aber wir machen das gerne und freuen uns, dass die Mannschaft, übrigens auch bei den Gegnern, super ankommt."

Alle, mit denen er gesprochen habe, haben einhellig die Meinung vertreten, dass der Verein in der Konstellation weitermachen soll. "Es gibt natürlich immer ein paar Unwägbarkeiten, aber ich für meinen Teil bin mir zu 99 Prozent sicher, dass wir auch in der nächsten Saison eine dritte Mannschaft stellen werden", sagt Schwermann: "Für Ophelia hat es mich ganz besonders gefreut. Beim ersten Training ist uns die Kinnlade runtergefallen, dafür dass sie noch nie Fußball gespielt hat. Dass sie jetzt das erste Tor schießt, ist einfach toll." © Kölner Stadt-Anzeiger