"Es ist ein Tag zum Erinnern", sagte General Peter Webert, Standortältester der Bundeswehr am Standort Euskirchen während der Gedenkfeier auf dem Euskirchener Ehrenfriedhof am Volkstrauertag.
Neben der Bundeswehr waren auch Landrat Markus Ramers, Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt, der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem, zahlreiche weitere Vertreter der Politik, aber auch von Institutionen und Vereinen zum Friedhof gekommen.
"Euskirchen steht für ein Miteinander. Und wir als Bundeswehr freuen uns, hier stationiert zu sein", sagte General Webert. Dieses Miteinander sei längst keine Selbstverständlichkeit mehr, weil die Welt aus den Fugen geraten sei. Das verdeutliche nicht nur der Krieg in der Ukraine, sondern auch der Krieg im Nahen Osten, so der General. "Es scheint, dass nichts aus der Geschichte gelernt worden ist. Krieg ist wieder Mittel der Politik", sagte der Standortälteste.
Euskirchen: Zahlreiche Kränze auf dem Ehrenfriedhof niedergelegt
Nach der Rede des Generals legten die Vertreter der Verwaltungen von Kreis und Stadt und unter anderem der Bund deutscher Kriegsbeschädigter und -hinterbliebener, die Kameradschaft ehemaliger Euskirchener Jäger und das Deutsche Rote Kreuz sowie die Feuerwehr Kränze am Ehrenmal nieder.
"Jeder stirbt für sich allein". Der Titel des Romans von Hans Fallada, der den authentischen Fall des Ehepaares Otto und Elise Hampel schildert, die 1940-42 Postkartenflugblätter gegen Hitler ausgelegt hatten, denunziert und wegen ihrer Meinungsäußerung zum Tode verurteilt wurden, war der Ausgangspunkt der Ansprache von Heimbachs Bürgermeister Jochen Weiler bei der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag der Stadt Heimbach auf dem Soldatenfriedhof oberhalb des ehemaligen Klosters Mariawald.
Auch in Heimbach wird der Opfer von Krieg gedacht
Weier zog eine Parallele zu einer aktuellen Debatte, nach der man auch heute "nicht mehr sagen kann, was man will". Eine solche Behauptung gelte es einzuordnen: "Die freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht. Natürlich hat sie Grenzen, beispielsweise bei Beleidigung oder übler Nachrede". Aber nur dort.
Weiler nahm den Titel des Fallada-Romans erneut auf und bezog ihn auf den aktuellen Anlass. "Jeder stirbt für sich allein" – der Volkstrauertag diene dazu, an die namentlich bekannten verstorbenen Soldaten, die Bürger Heimbachs waren zu erinnern, "die in einen sinnlosen Krieg für Hitler zogen, in fremden Ländern gefallen sind und nicht zu ihren Familien zurückkamen."
Den Opfern von Krieg und Vertreibung zu gedenken, sei man zudem "unseren gefallenen Soldaten und der Kriegsgeneration schuldig", so Heimbachs Bürgermeister. Wie andernorts bei Gedenkveranstaltungen nutzte er den Anlass zu mahnenden Worten mit Blick auf aktuelle Kriege. Doch es gebe eine Hoffnung: Vor 79 Jahren sei auch "ein friedliches Miteinander im Herzen Europas undenkbar" gewesen.
Nach Weiler ergriff Pfarrer Christoph Ude das Wort. Auch er betonte insbesondere den mahnenden Charakter des Volkstrauertages: "Der Gedenktag nimmt uns in Beschlag, indem er hartnäckig, unermüdlich und konsequent zum Frieden auffordert", so Ude.
Musikverein Hergarten umrahmt die Veranstaltung musikalisch
Und auch Peter Cremer, Vorsitzender des Ortsverbandes Heimbach des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, mahnte in seinem Grußwort im Anschluss an die Kranzniederlegung am Ehrenmal: "Unsere Verantwortung gilt dem Frieden der Menschen. Zuhause und in der ganzen Welt."
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Musikverein Hergarten und dem Tambourcorps Hergarten, die Freiwillige Feuerwehr Heimbach hielt eine Ehrenwache. Vor der zentralen Gedenkveranstaltung hatte es schon in allen Ortsteilen Heimbachs eine Kranzniederlegung an den örtlichen Ehrenmälern gegeben.
Bei der zentralen Gedenkveranstaltung der Gemeinde Kall auf dem Soldatenfriedhof in Steinfeld bezog Bürgermeister Hermann-Josef Esser die aktuellen Kriegsereignisse in Israel und der Ukraine in seine Ansprache zum Volkstrauertag ein. Esser betonte, dass die ukrainische Bevölkerung jedes recht habe, sich gegen den russischen Aggressor zu wehren. Eher rhetorisch fragte er: "Wie soll sich eine Nation wehren, wenn sie von außen angegriffen wird?" Ein "Frieden ohne Freiheit hat keinen hohen Wert", so Esser.
Er warnte vor einem "naiven Pazifismus". Sorge bereite ihm mit Blick auf den Krieg in Israel "dass hier Vergeltung auf Vergeltung" folgt. Und niemand ist trotz aller Appelle von außen bereit, damit aufzuhören".
Die Veranstaltung auf dem Soldatenfriedhof in Steinfeld wurde von P. Paul Cyrus, Superior der Salvatorianer in Steinfeld geleitet. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Kall, Sistig und Wahlen, der Schützenverein Wahlen, das DRK Kall, die Musikkapelle Urft und der Chor der Basilika Steinfeld sorgten für den passenden Rahmen, die Ehrenwache hielt die Reservistenkameradschaft Dahlem. Eine weitere Gedenkveranstaltung fand im Kernort Kall statt. © Kölner Stadt-Anzeiger
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